CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
Regen letzte Nacht hat uns keinen Gefallen getan. Der Umschlag war nass und verdreckt, also werden wir wahrscheinlich keine Fingerabdrücke bekommen.«
»Das ist aber schade.«
»Nun ja, wir werden sehen. Heutzutage können die Jungs regelrechte Wunder vollbringen. Korrigieren Sie mich, wenn ich da falschliege, aber was wir dort finden sollten, sind die Abdrücke des Bauern, die von Hank O’Brien und Ihre. Und vermutlich die Ihres Bruders, wenn Sie sich in seinem Auftrag mit Mr O’Brien getroffen haben?«
Cate nickte. »Und die anderer Mitarbeiter aus seinem Büro möglicherweise.«
»Also Fingerabdrücke von mindestens vier Personen. Compton sitzt doch gleich drüben in der Foundry Street, nicht wahr?«
»Frederick Street. Das ist die Parallelstraße oberhalb der Foundry.« Cate war elend zumute. Würde sie sich verdächtig machen, wenn sie ihn fragte, worauf er hinauswollte, oder wäre es verdächtiger, wenn sie nicht fragte?
»Ich bin vielleicht schwer von Begriff, aber mir ist nicht klar, wie die Überprüfung dieses Umschlags auf Fingerabdrücke helfen soll, den Fahrer zu finden, der O’Brien überfahren hat.«
Einen Moment lang herrschte lähmendes Schweigen, zum Teil, weil Thomsett gerade seine Tasse zum Mund hob. Sie glaubte, in seinen Augen Bedauern zu lesen. Hatte sie sich gerade unabsichtlich selbst belastet?
Der Detective schluckte. »Sie sind nicht schwer von Begriff. Die Wahrheit ist, dass es uns wahrscheinlich überhaupt nicht weiterhelfen wird. Aber die Tatsache, dass der Umschlag erst heute Morgen gefunden wurde, ist eine Anomalie, und deswegen müssen wir dem nachgehen. Das Gleiche gilt für die Lackspuren an Mr O’Briens Kleidung. Sie wurden zur Analyse ins Labor geschickt, aber solange keine weiteren Trümmerteile am Unfallort gefunden werden, sind die Chancen, das Fahrzeug zu identifizieren, gering.« Er seufzte. »Jetzt können wir nur noch auf den Aufruf im Fernsehen hoffen.«
»Den Aufruf …?«, echote Cate.
»Ich war heute Morgen in den Lokalnachrichten. Haben Sie mich nicht gesehen?«
»Nein, die schaue ich mir normalerweise nicht …«
»Ist ja auch egal. Ich glaube kaum, dass das der Beginn einer großen Fernsehkarriere war.« Er grinste, doch sie glaubte eine Spur von Enttäuschung darüber zu entdecken, dass sie seinen Auftritt verpasst hatte. » Eine gute Nachricht gibt es allerdings. Das Paar, das in dem Pub zu Abend aß, hat sich gemeldet und Ihre Schilderung der Auseinandersetzung bestätigt. Die beiden erinnern sich auch daran, Ihren Audi auf dem Parkplatz gesehen zu haben.«
Irgendwie brachte Cate ein ironisches Lächeln zustande. »Ich wette, das war ein schwerer Schlag für DC Avery.«
Thomsett wählte diesen Moment, um noch einen Schluck Tee zu trinken, und kommentierte ihre Bemerkung nicht. »Leider konnten sie uns nicht viel über die Männer sagen, die den Streit beendeten. Die junge Frau, die an dem Abend im Pub bedient hat, hilft uns heute Nachmittag, Phantombilder zu erstellen …«
»Es ist nur so, dass ich später noch einen Termin mit Versicherungsvertretern habe.« Als sie sein Gesicht sah, hielt Cate inne und merkte, wie sie rot wurde. »Ich meine, falls Sie auch von mir …«
»Kein Problem. Worum ich Sie allerdings bitten möchte, ist, dass Sie sich die Bilder anschauen und uns sagen, ob Sie sie für treffend halten.«
»Ach so, ja. Okay.«
Thomsett aß den Rest des ersten Croissants und schob ihr den Teller zu. »Sind Sie sicher, dass Sie nichts davon möchten? Ich komme mir unhöflich vor, wenn ich Ihnen hier etwas voresse.«
»Danke.« Sie nahm ein kleines Stück – immerhin war es eine Ablenkung.
Thomsett wirkte zufrieden. »Sie wissen vermutlich selbst, dass Zeugenaussagen notorisch unzuverlässig sind. Am Ende haben Sie einen Verdächtigen, der zugleich groß und klein ist, zugleich dick und dünn, blond und dunkelhaarig, bärtig und glattrasiert …«
»In meiner Branche stellt sich das Problem eher selten. Im Zivilrecht geht es meistens um Unfälle, Schadensersatzforderungen und so weiter. Gegenüberstellungen brauchen wir kaum je.«
»Klingt ja bequem«, neckte er sie. »Hat es Sie noch nie gereizt, sich in die finsteren Niederungen des Strafrechts hinabzuwagen?«
»Ich habe darüber nachgedacht, aber die Vorstellung, um drei Uhr morgens auf eine Polizeiwache gerufen zu werden, erschien mir doch wenig reizvoll.«
»Kann ich Ihnen nicht verdenken. Bringt übrigens auch das Privatleben völlig durcheinander.« Die Pause war
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