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CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)

CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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durchdrehte, als er durch nasses Gras und Matsch schlitterte. Dann ein Schlag, unglaublich laut und irgendwie vollkommen unerwartet. Eine Stimme in seinem Kopf kreischte: Wie zum Teufel ist das jetzt passiert?
    Robbie schrie erschrocken auf, als wie aus dem Nichts ein faustgroßes Spinnennetz aus Sprüngen in der oberen linken Ecke der Windschutzscheibe auftauchte. Etwas Schweres prallte mit einem dumpfen Schlag gegen das Beifahrerfenster und verschwand wieder.
    Dan lenkte bereits gegen, und der Fiesta rollte gehorsam zurück auf die Straße. Auch Robbie richtete sich in seinem Sitz auf, die Arme sittsam in den Schoß gelegt, als ob nichts passiert wäre – und selbst wenn: Er hatte nichts damit zu tun. Dan trat auf die Bremse, und zu spät fiel ihm ein, dass er auf den Tacho hätte schauen sollen. Es wäre bestimmt wichtig zu wissen, wie schnell er genau gefahren war.
    Für die Ermittlung.
    Für den Prozess.
    Als er hinsah, bewegte sich die Nadel schon zitternd auf die Null zu. Das nützte gar nichts, aber es dürften auch vorher kaum mehr als sechzig oder siebzig Stundenkilometer gewesen sein, und erlaubt waren auf dieser Straße – neunzig? Also, achtzig ganz bestimmt.
    Deutlich drunter , dachte er, und die Worte wurden zu einer unsinnigen Litanei, die er im Kopf ein ums andere Mal abspulte. Er war vielleicht nicht der routinierteste Fahrer, aber deswegen fuhr er noch lange nicht schlecht. Er fuhr sicher, vernünftig, defensiv. Und er war deutlich drunter gewesen.
    Dann registrierte er, dass der Wagen stand und dass Robbie ihn mit einem Ausdruck ungläubigen Entsetzens anstarrte, der gewiss Dans eigene Miene widerspiegelte.
    »Ich wollte ihn nur erschrecken«, sagte Robbie. »Es ist ihm doch sicher nichts passiert, oder?«
    »Wir haben ihn überfahren.«
    »Es wird schon nicht so schlimm sein. Fahren wir weiter.«
    Dan brauchte ein paar Sekunden, um den Gedanken zu verarbeiten, so furchtbar und so verlockend, ehe er eine Antwort über die Lippen brachte.
    »Nein.«
    Er hörte sich das Wort sagen und war verblüfft, dass eine so ruhige Stimme aus einem Körper kommen konnte, in dem jede Zelle sich schwach und schlaff anfühlte wie Wasser in einem Sack.
    Robbie drehte sich auf seinem Sitz um und sah hinter sich. »Die Straße ist immer noch frei. Los, komm.«
    Dan ignorierte ihn und warf einen Blick in den Spiegel. Dann fuhr er in hoppelnden Sätzen ein Stück vor wie ein ungeschickter Fahranfänger und parkte mit den linken Rädern auf dem Grasstreifen. Er schaltete das Warnblinklicht ein, stellte den Motor ab und nahm den Schlüssel mit, als er ausstieg. Irgendwo im Hinterkopf musste er mit der Möglichkeit gerechnet haben, dass Robbie den Wagen einfach kapern und Dan seinem Schicksal überlassen könnte.
    Und es war ein Schicksal, das Dan klar vor Augen stand, als er die würzig duftende Luft des Frühlingsabends einatmete. Es schob sich in sein Blickfeld wie eine aufwendig gestaltete Bühnendekoration, die lautlos mit Seilen und Flaschenzügen herabgelassen wurde.
    Er sah Zeitungsberichte und Fernsehbilder. Unscharfe Aufnahmen eines dünnen, gehetzt wirkenden Mannes, der seine Identität vor den Kameras zu verbergen suchte, als er ins Gerichtsgebäude geführt wurde. Er sah das entsetzte Gesicht seiner Tante, die seit fünfzehn Jahren seine Ersatzmutter war, die Scham und den Schmerz über seine schändliche Tat, die ihr eigenes Leben unweigerlich vergiften und vielleicht gar zerstören würde.
    Er ging zum Heck des Wagens. In der Dunkelheit konnte er kaum erkennen, wo die Straße endete und der Grasstreifen begann. Die schlechte Sicht bot eine willkommene Ausrede, die Suche aufzugeben, sich einzureden, er hätte sich alles nur eingebildet.
    Dann hörte er, wie die Beifahrertür aufging und Robbie ausstieg, und er wusste, dass es nicht infrage kam, einfach weiterzufahren. Sie mussten tun, was der Anstand gebot.
    »Kannst du ihn sehen?«, fragte Robbie.
    Dan gab keine Antwort. Er ging in die Hocke und untersuchte den Grasstreifen. Vielleicht hatte er es sich wirklich nur eingebildet. Vielleicht war Hank durch eine Lücke zwischen den Bäumen geschlüpft und hatte seinen Heimweg über die Felder fortgesetzt. Und was sie überfahren hatten, war bloß ein Kaninchen oder ein Dachs, dessen Kadaver unbemerkt am Straßenrand verrotten würde.
    Dann sah er den Körper: unnatürlich verrenkt, viel zu groß für ein Tier. Er lag weiter weg, als Dan gedacht hatte, halb in einem flachen Graben am Fuß eines Baumes.
    Dan

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