CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
eingefrorenem Lächeln da, während der Wein eingeschenkt wurde. Als sie wieder frei reden konnten, sagte Gordon: »Eine Sache war allerdings merkwürdig. Was wissen Sie über einen Film mit dem Titel Nicht mit dir und nicht ohne dich ?«
»Nie gehört.«
»Offenbar handelt es sich um eine britische Liebeskomödie. Hank hat einen Bekannten bei Channel 4 angemailt und gefragt, ob er jemanden bei der Produktionsfirma kenne, die den Film gemacht hat. Er fragte ausdrücklich nach dem Aufnahmeleiter, sagte aber nicht, warum er sich für ihn interessierte.«
Jerry sah ihn verdutzt an. »Das hat er mir gegenüber nie erwähnt.«
»Der Bekannte war verreist. Er antwortete eine Woche später, dass er leider nicht helfen könnte, aber Hank schrieb zurück, dass er den Kontakt bereits auf anderem Wege hergestellt habe.«
»Und nichts über das Warum?«
Gordon schüttelte den Kopf. »Wir hatten gehofft, dass Sie uns da Aufschluss geben könnten.«
»Das könnte wichtig sein«, sagte Patricia. »Denken Sie gründlich nach.«
»Keine Ahnung. Ich weiß noch, dass er ganz miese Laune hatte, kurz nachdem er aus Tokio zurückgekommen war. Eines Tages kam ich an, als er gerade telefonierte. Er hat rumgebrüllt und geschimpft, dass er reingelegt worden sei.«
Einen Moment lang herrschte ominöses Schweigen. Dann sagte Patricia: »Und Sie haben ihn nicht gefragt, um was es ging?«
Jerry nahm einen großen Schluck Bier und hielt das Glas vor sich wie einen Schild. »Doch, ich glaube schon, aber er hat mich einfach abgewimmelt. Ich nahm an, dass es irgendein Versorgungsbetrieb war. Sie wissen ja, was für einen Stress man mit diesen verdammten Callcentern hat.« Er kratzte sich mit der gewohnten Heftigkeit am Kopf. »Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, welche Verbindung es zwischen einem britischen Kinofilm und Hanks Tod geben soll.«
»Vielleicht gibt es auch keine«, sagte Gordon. »Aber in einer Situation wie dieser müssen wir alle Hebel in Bewegung setzen.«
Patricia nickte – nicht nur, um ihre Zustimmung zu signalisieren, sondern auch, um auf die Gestalt zu deuten, die jetzt auf ihren Tisch zukam.
»Und hier ist der Mann, der die Hebel bedient«, sagte sie.
Ehe einer von ihnen reagieren konnte, hatte Stemper sich schon in den Sessel neben Jerry gesetzt. Man verzichtete auf ausgiebige Begrüßungen, Händeschütteln oder Küsse – nichts, was die Aufmerksamkeit auf ihre Gruppe gelenkt hätte.
»Schön, dass Sie kommen konnten«, sagte Patricia strahlend. Gordon nickte zustimmend, während Jerry nur die Nase rümpfte und ein Stück wegrückte.
»Aber mit dem größten Vergnügen«, entgegnete Stemper. Er schien kaum gealtert zu sein, seit Gordon ihn vor ein paar Jahren zuletzt gesehen hatte. Sein Gesicht war ein wenig aufgedunsen, aber faltenfrei, die Züge unauffällig. In seinem hellbraunen Haar waren ein paar graue Strähnen zu sehen, doch Gordon hatte das Gefühl, dass sie immer schon da gewesen waren. War das tatsächlich so?
»Möchten Sie etwas trinken?«, fragte Patricia.
»Ich nehme mir etwas von diesem Wasser, wenn ich darf.«
»Natürlich.« Sie gab Gordon einen Wink, worauf er folgsam Mineralwasser in eines der unbenutzten Gläser goss. Anstatt es Stemper in die Hand zu geben, schob er es über den Tisch auf ihn zu.
»Da wir wohl alle keine Lust haben, den ganzen Abend hier zu sitzen«, sagte Patricia, »werden wir uns fürs Erste auf einen groben Abriss beschränken.« Sie hielt inne, ließ den Blick durch den Raum schweifen und räusperte sich. »Hank O’Brien war viele Jahre lang Regierungsbeamter in Whitehall. Ein Überflieger, der schon für den Posten eines Staatssekretärs gehandelt wurde. Ich bin ihm das erste Mal begegnet, als er unter Major Sonderberater im Innenministerium war. Das war um die Zeit, als die Regierung erstmals mit PFIs zu arbeiten begann.«
»Private Finanz-Initiativen«, erklärte Gordon.
»Das ist ihm durchaus bekannt«, blaffte Patricia. »Jedenfalls empfand Hank die Arbeit im öffentlichen Dienst zunehmend als frustrierend, was durchaus verständlich ist. In den späten Neunzigern wechselte er zu einer Firma, die gerade einen großen Bauauftrag an Land gezogen hatte – einen Auftrag, den Hank selbst einige Monate zuvor im Namen der Regierung ausgehandelt hatte.«
»Vetternwirtschaft«, murmelte Jerry. Er hatte wahrscheinlich nicht gewollt, dass sie es hörte, doch sie durchbohrte ihn mit einem Laserblick.
»Ganz recht. Und wo wären Sie ohne so etwas,
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