CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
Jerry?«
Während Conlon rot anlief, lächelte Stemper spröde. »Wenn das das System ist, wäre man dumm, es nicht auszunutzen.«
»Exakt. Gordon nennt es immer ›Vom Wildhüter zum Wilderer‹. Es ist eine unvermeidliche Konsequenz der verstärkten Einbeziehung des privaten Sektors, und in den späten Neunzigerjahren herrschte in dieser Hinsicht natürlich eine Art Goldgräberstimmung. Da war es nur folgerichtig, dass O’Brien bald von einer anderen Firma abgeworben wurde, die darauf erpicht war, von seinem Insiderwissen zu profitieren.« Sie machte eine Pause. »Die Firma hieß Templeton Wynne.«
»Ah.« Stemper warf Patricia einen Blick zu, der auf Gordon allzu wissend wirkte. Er fragte sich, was sonst noch alles im Lauf der Jahre gesagt worden war – Gespräche zwischen den beiden, in die Gordon nicht eingeweiht gewesen war. »Die Sache hat also einen persönlichen Aspekt?«
»Einen zutiefst persönlichen«, bestätigte Patricia. »Wir haben Mark Templeton zu dem gemacht, was er ist, und zum Dank hat er uns am ausgestreckten Arm verhungern lassen.«
36
An diesem Abend war es Cate, die als Erste im Pub eintraf. Als Dan hereinkam, schenkte sie ihm ein unsicheres Lächeln. Er trat zu ihr an die Bar, und weil sie sich gestern geküsst hatten, als sie gegangen war, schien es nur natürlich, sie jetzt mit einem Kuss zu begrüßen.
Dabei hielt er sich leicht mit einer Hand an ihrem Arm fest, und in diesem Moment überkam ihn plötzlich der heftige Wunsch, sie an sich zu ziehen. Rasch wich er zurück, aus Angst, er könne die Selbstbeherrschung verlieren.
Cate bestand darauf, die erste Runde zu übernehmen. Dan entschied sich für Orangensaft. Er wollte einen klaren Kopf behalten.
»Robbie sollte auch noch dazukommen«, sagte Cate.
»Tatsächlich? Hast du ihm die Pistole auf die Brust gesetzt?«
»Das war nicht nötig. DS Thomsett hat ihm heute Nachmittag einen Besuch abgestattet.«
»Oh.« Dan reagierte betont gleichgültig, bis ihm einfiel, dass er durchaus ein Recht hatte, deswegen besorgt zu sein. »Wie ist es gelaufen?«
»Robbie hat es mir nicht gesagt. Er war übel drauf, weil er glaubt, ich hätte ihn da reingeritten. Aber ich war mir nicht sicher …« Sie zögerte. »Ich weiß schon gar nicht mehr, was natürlich oder normal ist. Ich zweifle alles, was ich sage und tue, im Nachhinein an.«
Dan nickte. Er wusste genau, wovon sie sprach.
Cate fuhr fort: »Das Problem ist: Niemand kann eine Täuschung auf Dauer aufrechterhalten. Und so, wie ich Thomsett bisher erlebt habe, glaube ich nicht, dass er so schnell lockerlassen wird. Er ist sich sicher, dass das Geld bei der ersten Suchaktion gefunden worden wäre, was nur bedeuten kann, dass jemand es eingesteckt hat, der dann Panik oder Gewissensbisse bekam und es zurückbrachte.«
»Das hieße aber doch, ein irres Risiko einzugehen, oder nicht?«
»Sollte man meinen. Aber Thomsett hat mir gesagt, dass der Bauer, der das Geld gefunden hat, derselbe Mann ist, der am Tag vorher die Leiche entdeckt hat.«
»Dann ist er also der Hauptverdächtige?« Dan merkte, dass er viel zu enthusiastisch klang.
Cate nickte. »DC Avery hat ihn heute vernommen. Aber wenn er es glattweg leugnet, können sie meiner Ansicht nach wenig tun. Die Fingerabdrücke werden so oder so nichts beweisen.«
»Fingerabdrücke?« Eine Welle der Übelkeit überkam ihn.
Cate wollte etwas sagen, doch dann ging ihr Blick nach rechts, und sie fuhr zusammen – eine Reaktion auf den feindseligen Blick ihres Bruders.
»Warte mal«, sagte sie. »Am besten erkläre ich es gleich euch beiden.«
Robbie marschierte direkt auf den Tisch zu. Er sah verändert aus: eine neue Frisur, die nicht recht zu ihm passte. Dan wollte schon eine sarkastische Bemerkung machen, da begriff er, warum Robbie Wert darauf legte, sein Aussehen zu verändern.
»Vielen Dank auch!« Robbie funkelte seine Schwester an und nahm neben Dan Platz.
»Ich habe dich nicht gewarnt, weil ich mir dachte, es könnte ein Test sein. Thomsett hätte es mir absichtlich erzählen können, um zu sehen, ob ich dich warnen würde.«
Dan nickte. »Cate hat recht. Dann hätte es noch mehr danach ausgesehen, dass du etwas zu verbergen hast.«
Ein paar langsame Augenaufschläge signalisierten, dass Robbie die Sache durchdachte; dann schien er sich ein wenig zu entspannen.
»Zu unserem Glück ist DS Thomsett gerade mit anderen Problemen beschäftigt.« Cate erzählte ihm von dem Bauern und dass der Detective vorhatte, den Umschlag
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