CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
nach der Fernbedienung, fand die Pausetaste und spulte ein paar Einstellungen zurück. »Schau dir das an.«
Patricia sagte zuerst nichts. Dann schnappte sie erschrocken nach Luft. Und dann bedeutete sie ihm, den Film anzuhalten und noch einmal zurückzuspulen.
Auf Händen und Knien robbte sie zum Fernseher, ein Manöver, das bei einer Frau ihres Alters und ihrer Figur recht unbeholfen aussah. Gordon versuchte die Regung zu ignorieren, die ihn beim Anblick ihres üppigen Hinterns überkam.
»Gehe ich recht in der Annahme, dass wir dieses Wohnzimmer kennen?«, fragte er.
»Ja, allerdings«, knurrte Patricia. »Ruf sofort diesen verdammten Conlon an.«
46
Am Freitagabend hatte Joan ein Treffen mit ihrem Literaturkreis von der Bibliothek. Sie ging schon seit einigen Jahren hin, und neuerdings hatte sie sich mit einem Teilnehmer angefreundet, der noch nicht so lange dabei war. Er hieß Ron, war Mitte sechzig, verwitwet und im Ruhestand.
Joan, die ihren Mann vor fast zwei Jahrzehnten durch einen Herzinfarkt verloren hatte, betonte hartnäckig, dass eine Liebesbeziehung nicht infrage käme – was Louis und Dan nicht daran hinderte, sie halb im Scherz damit aufzuziehen, und sei es nur, um sie darin zu bestärken, dass die Möglichkeit immer noch existierte.
»Ich bin zu alt«, hatte Joan protestiert, und nachdem Dan dieses Argument widerlegt hatte, gestand sie: »Wenn du die Wahrheit wissen willst: Es macht mir Angst. Ich bin so lange allein gewesen.«
»Das verstehe ich, aber du wirst dich daran gewöhnen.«
Sie zog ein Gesicht. »Und vergiss nicht, ich muss auch an euch beide denken.«
»Wir kommen schon zurecht. Und außerdem bist du uns doch sowieso längst los, ehe …«
Er bemerkte seinen Fehler, als er den Ausdruck der Panik über ihr Gesicht huschen sah. Sie lächelten beide und taten so, als sei nichts gewesen.
»Ron hat Andeutungen über einen Film gemacht, der demnächst anläuft«, vertraute sie ihm an. »Er hat mir erzählt, dass er sich für diesen Service angemeldet hat, wo man mittwochs zwei Kinokarten zum Preis von einer bekommt.«
»Wenn er dich fragt, will ich, dass du ja sagst.«
»Ich weiß nicht.« Joan seufzte, und sie bekam einen abwesenden Ausdruck. »Der Film würde mich allerdings schon interessieren …«
Dan hatte Hayley eine SMS geschickt und gefragt, ob er nach der Arbeit bei ihr vorbeischauen solle – auch wenn ihm bewusst war, dass er einen Bus nach Newhaven nehmen und sich eine plausible Erklärung dafür zurechtlegen müsste, warum er nicht mit dem Auto gekommen war. Aber Hayley meinte, es habe keinen Sinn. Sie fühle sich immer noch miserabel und habe vor, den ganzen Abend nur zu schlafen.
Louis schien ausnahmsweise nicht ausgehen zu wollen. Er hatte sich in seinem Zimmer verschanzt, und man hörte Musik durch die Decke wummern – hauptsächlich von Bands, die er durch Dan kennengelernt hatte: Kings of Leon, Tribes, Arcade Fire.
Gegen acht Uhr ging Dan nach oben und klopfte an die Tür. Die Musik verstummte abrupt.
»Was ist?«
»Ich mach mir eine Pizza. Willst du auch eine?«
»Nein.«
»Bestimmt nicht?«
»Nein.«
Dan seufzte. Er hasste diese Situationen, in denen er dazu verdammt war, die Rolle der strengen Vaterfigur zu übernehmen.
»Komm schon, Louis. Du musst doch Hunger haben.«
»Ich will nichts. Lass mich in Ruhe, okay?«
Und dann setzte die Musik wieder ein und machte jedes weitere Gespräch unmöglich.
Dan schob sich eine Salamipizza in den Ofen. Ein Abend mit stumpfsinnigem Fernsehkonsum hatte einen gewissen Reiz, und dazu Bier, um das Programm erträglicher zu machen. Zuvor hatte er die Nachrichten auf verschiedenen Sendern verfolgt und war mehrmals auf die Website des Lokalblatts Argus gegangen, hatte aber nichts mehr zu dem Unfall mit Fahrerflucht gefunden. Auch von den Phantombildern war nichts zu sehen. Dan fragte sich, ob das an den Korrekturen lag, die Cate vorgeschlagen hatte.
Er überlegte, sie anzurufen. Nicht, um sie einzuladen, sondern einfach nur, um zu fragen, wie es ihr ging. Oder vielleicht könnte er doch beiläufig vorschlagen, dass sie zusammen etwas trinken gingen. Soweit er wusste, war sie nach ihrer Trennung von Martin Gilroy immer noch allein.
Dan hatte Cates Exmann immer schon für einen ziemlichen Idioten gehalten, hatte dieses Urteil aber zum Teil seiner eigenen Eifersucht zugeschrieben. Schon als Teenager war er in Cate verknallt gewesen, und er war nie so ganz darüber hinweggekommen. Dass sie noch keinen Neuen
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