Catching Love
Ziel abbringen ließe. Und wenn sie sich nicht sehr irrte, hatte er sie als sein nächstes Ziel auserkoren.
Ob sie vielleicht Marco darum bitten sollte, mit ihm ein ernstes Wörtchen zu reden? Normalerweise wirkte Josés Leibwächter überaus abschreckend auf aufdringliche Typen. Trotzdem … aus irgendeinem Grund glaubte Lesley, dieser Mann würde sich nicht so einfach verscheuchen lassen.
Sie konnte keinen Ärger gebrauchen. Genauso wenig wollte sie José in Schwierigkeiten bringen. José hatte ihr in den letzten Wochen mehr geholfen, als sie unter den gegebenen Umständen hätte erwarten können, und sich als echter Freund erwiesen. Aus dem Grund wollte sie ihn auch nicht noch weiter in ihre privaten Probleme hineinziehen. José stand wegen seines „Erbes“ von seinem Vater ohnehin schon im Fokus der Behörden. Da durfte sie ihm nicht noch zusätzlichen Ärger einbrocken. Und dieser Typ roch einfach mal nach mächtigem Ärger.
Resigniert ließ Lesley sich auf den Stuhl plumpsen und zog mehrere Tücher aus einer Box, um sich abzuschminken. Großzügig verteilte sie Make-up-Entferner auf ihrem Gesicht und entfernte ihre Gesichtsbemalung mit energischen Handbewegungen. An diesem Abend war für sie kein weiterer Auftritt geplant. Das war auch gut so. Sie fühlte sich nicht in der Lage, noch einmal auf die Bühne zu gehen. Zu viele Gedanken schwirrten in ihrem Kopf herum und würden sie nur von einer perfekten Performance ablenken.
Lesley war sich noch immer nicht sicher, was sie mit ihrem Leben anstellen sollte. War die eingeschlagene Laufbahn als Ärztin vielleicht doch die richtige? Sollte sie zurückkehren und das Medizinstudium wieder aufnehmen?
Auf den ersten Blick mochte es ja egoistisch wirken, dass sie einfach so verschwand und alles hinter sich ließ. Sie hatte auch nicht vorgehabt, ihren Onkel so dermaßen vor den Kopf zu stoßen. Aber ohne ausreichend Freiraum, wie er auch schon ihrer Mutter gefehlt hatte, fühlte sie sich nicht in der Lage, die richtige Entscheidung zu treffen … die für sie richtige Entscheidung.
Lesley schaute in den Spiegel und seufzte. Sie kämpfte schon seit einigen Wochen mit einem schlechten Gewissen. Vielleicht sollte sie Eddie einfach anrufen und ihm sagen, dass es ihr gut ging. So brauchte er sich keine Sorgen um sie machen und ihr eigenes Gewissen wäre beruhigt.
Lesley zog sich das Haarnetz vom Kopf und fuhr sich mit beiden Händen durch ihre Mähne, um sie aufzulockern. Dann beugte sie sich nach vorn, um die Reißverschlüsse an den Stiefeln zu öffnen. Ein Klopfen an der Tür ließ sie kurz inne halten.
„Komm rein, José“, rief Lesley und zog sich die Stiefel von den Füßen. Als sie aufschaute, betrat jedoch nicht wie angenommen José den Raum, sondern der Mann, der ihr Korsett aufgefangen hatte.
„Gäste haben in diesen Räumen nichts zu suchen“, fuhr sie in an. „Und falls du dein Angebot von vorhin wiederholen willst, bleibt es bei meiner Antwort. Nein, danke!“
Jeff stellte seinen Rucksack neben der Tür ab und schritt langsam auf Lesley zu. Ohne das ganze Make-up und die blonde Perücke wirkte sie auf ihn sogar noch anziehender. Ihr schokobraunes, leicht gelocktes Haar reichte bis zur Mitte ihres Rückens. Ihm kribbelte es in den Fingern, seine Hände in dieser schimmernden, weichen Mähne zu vergraben, während er Lesley bis zur Besinnungslosigkeit liebte.
Die Fotos, die er von ihr gesehen hatte und die in seinem Rucksack in der Akte steckten, wurden ihr nicht gerecht. Sie schlug ihn und Männer im Allgemeinen allein mit ihrer natürlichen Schönheit in den Bann. Kein Wunder, dass Gomez sie sich geangelt hatte. Aber dieser José wäre schon bald Geschichte. Dafür musste er Lesley nur aus dessen Dunstkreis und nach Hause schaffen. Und dann wäre er, Jeff, am Zug.
Kurz dachte er an ihren Onkel, der wahrscheinlich keine Luftsprünge vor Begeisterung machen würde, wenn er sich an Lesley heranmachte. Aber immer noch besser er als ein schmieriger Gangster, wie Gomez einer war.
Mit vor der Brust verschränkten Armen baute er sich vor ihr auf. „Das Angebot bleibt bestehen. Früher oder später überlegst du es dir schon noch.“
Lesley erhob sich von ihrem Stuhl und nahm die gleiche Haltung wie ihr Gegenüber ein. Die Arme vor der Brust verschränkt maß sie ihn von oben bis unten mit einem abschätzigen Blick. „Da bist du dir aber sehr sicher. Noch nicht oft genug einen Korb gekriegt? Es würde mir an deiner Stelle zu denken geben, wenn ich
Weitere Kostenlose Bücher