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Cathérine de Montsalvy

Titel: Cathérine de Montsalvy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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daß ich nicht geträumt habe, daß ich den Geist Arnauds gesehen habe …«
    Sie begann wieder zu schluchzen. Gauthier packte sie an den Schultern, schüttelte sie heftig und brüllte sie an:
    »Und ich sage Euch, daß Ihr keinen Geist gesehen habt! Daß Ihr auch nicht geträumt habt … Ein Geist wäre zu Euch gekommen! Ganz bestimmt wußte Messire Arnaud nichts von Eurer Rückkehr, also hat er gar nicht versucht, sich Euch zu nähern.«
    »Was willst du damit sagen?«
    Mit einem Schlag zur Ruhe gebracht, blieb Cathérine der Mund offen, und sie starrte Gauthier an, als wäre er plötzlich verrückt geworden.
    »Ich will sagen, daß ein Geist alles, was die Lebenden betrifft, weiß. Er hätte sich zu Euch umgewandt. Und dann, wozu die Maske?«
    »Du glaubst doch nicht, daß ich Arnaud gesehen haben könnte … Arnaud in Person?«
    »Ich weiß nichts! Aber es geschehen seltsame Dinge. Angenommen, Fortunat ist zu Messire Arnaud gegangen und hat ihm gesagt, seine Mutter liege im Sterben! Selbst auf der Schwelle des Todes, hat sie von Leprakranken nichts mehr zu fürchten … Vielleicht hat er sie noch ein letztes Mal sehen wollen, während er nicht zu Euch hinüberging, weil er von Eurer Rückkehr nichts wußte. Fortunat wußte ja auch nichts davon …«
    »Wo kann er also jetzt sein? Und was ist hier vorgegangen? Was bedeuten diese Ruinen, diese Stille, diese Einöde?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Gauthier nachdenklich, »aber ich werde versuchen, es herauszubekommen. Und was die Frage betrifft, wo er ist, so habe ich eine Idee, daß Fortunat es uns sagen könnte … Wie er uns vielleicht auch sagen könnte, wo Morgane und Roland geblieben sind!«
    Sanft führte er sie aus den Ruinen heraus. Cathérine hängte sich wie ein ängstliches Kind bei ihm ein und sah ihn mit verwunderten Augen an.
    »Glaubst du wirklich, was du da sagst?«
    »Hab' ich schon etwas gesagt, was ich nicht glaube? Besonders zu Euch?«
    Ein zitterndes Lächeln lag auf ihren Lippen, den Tränen noch so nahe, daß der Normanne sein Herz vor Mitleid schmelzen fühlte. Er liebte sie genug, um seine eigene Liebe zu vergessen und nichts anderes zu wünschen, als sie glücklich zu sehen. Ach, das Schicksal bestrafte sie allzu hart. Wie viele gegenwärtige und kommende Tränen für eine Schwäche, deren sie sich schuldig gemacht hatte!
    »Mach mir nicht zuviel Hoffnung«, bat sie ihn. »Siehst du, ich könnte daran sterben …«
    »Bleibt stark, wie Ihr es immer gewesen seid. Und bemühen wir uns, es herauszubekommen … Brechen wir auf. Wir werden sicher jemand finden, der wissen wird, was sich zugetragen hat.«
    Sie nahmen ihre Pferde und verließen das einsame Tal, kehrten zu den bewohnten Gefilden, zum freieren Himmel zurück … Diesmal ritt Gauthier an der Spitze, nach einer Spur von Leben in der verlassenen Landschaft suchend. Cathérine folgte, den Kopf gesenkt, bemüht, Ordnung in ihre Gedanken zu bringen, die gleichermaßen zwischen Hoffnung und Kummer schwankten. Mit einem Schlag war all das, was bislang für sie von Wichtigkeit gewesen war, unwichtig geworden. Nur eins zählte jetzt noch: herauszubekommen, ob Arnaud tot war oder lebte. Denn es konnte für sie keine Ruhe mehr geben, bevor sie sich darüber nicht Gewißheit verschafft hätte.
    Als sie das düstere Gehölz hinter sich hatten, hob Gauthier sich in den Steigbügeln, sah sich um und wies dann nach Süden:
    »Ich sehe den Rauch eines Bauernhauses auf einer Anhöhe … Von da oben muß man die Dächer des Hospitals sehen können. Dann müßte man auch …«
    Es war ein ganz kleines Haus, bescheiden unter seinem verwaschenen Strohdach. Um den Bewohnern keinen Schreck einzujagen, banden Gauthier und Cathérine ihre Pferde an einen Baum und kletterten zu Fuß den steilen Pfad hinauf, der bis zur Tür führte. Das Geräusch ihrer Schritte rief eine alte Bäuerin in gelber Haube auf die Schwelle. Sie mußte sehr alt sein, denn sie war ganz bucklig und stützte sich mit der freien Hand auf einen Kornelkirschstock, aber die Augen, die sie zu den Fremden emporhob, waren jung und durchdringend geblieben.
    Cathérine reichte ihr ein Goldstück und fragte, ob sie ihr eine Auskunft geben wolle.
    »Gold«, sagte sie, »schönes, gutes Gold! Es ist schon sehr lange her, daß ich das gesehen habe! Was wollt Ihr wissen, mein junger Edelknappe?«
    »Wann ist das Hospital abgebrannt?«
    Trotz des Goldstücks wandte die Alte den Kopf zur Seite, sichtlich abgeneigt zu sprechen. Sie

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