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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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haben.«
    »Und du?«
    »Ich hole mir das Pferd des abgestürzten Reiters. Keine Sorge.«
    »Arnaud!« rief Cathérine angstvoll. »Ich flehe dich an …«
    Aber er hörte sie gar nicht. Er hatte sich bereits in den Sattel geschwungen, und das Tier mit seinen nackten Fersen anspornend, preschte er zu Mansour und Gauthier vor, die schon in einen wilden Kampf gegen eine Übermacht verwickelt waren. Sein Erscheinen auf dem Kampfplatz hatte die Wirkung einer Bombe. Der große Kerl in Weiberkleidern, unbeholfen in seinen blauen Musselinhosen, griff an und stieß fürchterliche Schreie aus, so daß der Feind vor Verblüffung Mund und Augen aufsperrte, was sich Mansour, der beinah laut herausgelacht hätte, zunutze machte. Und was Cathérine betraf, so überwand dieses Bild einen Augenblick ihre Furcht, und sie brach in offenes, befreiendes Lachen aus: Arnaud in seinen Frauenhosen war unwiderstehlich! Aber es dauerte nur einen Augenblick. Bald ließ Cathérine sich wieder auf ihre Kissen zurückfallen und warf Abu einen tränenfeuchten Blick zu.
    »Er ist wahnsinnig!« seufzte sie. »Wie kann er diesen Kampf aushalten, wo er erst vor zwei Tagen …«
    »In diesen zwei Tagen hat er gegessen, getrunken und geruht«, entgegnete der kleine Arzt, der in aller Ruhe die polierten Elfenbeinkugeln eines Rosenkranzes durch die Finger gleiten ließ. »Dein Gatte hat ungewöhnliche Kräfte. Du glaubst doch nicht etwa ernstlich, daß er sich, ohne mit der Wimper zu zucken, dieses Säbelgerassel anhören könnte? Das wilde Kriegsgeschrei klingt in seinen Ohren wie die lieblichen Töne der Laute oder der Harfe.«
    »Aber … seine Hände?«
    »Die Wunden schließen sich, wie du gesehen hast. Und er weiß sehr wohl, daß ich das Blut wieder stillen werde, falls es von neuem fließen sollte.«
    Und mit einem ermutigenden Lächeln setzte Abu al-Khayr sich zurück und rief still Allah und seinen Propheten Mohammed für einen guten Ausgang des Kampfes an, dessen Verlauf Cathérine, ihren vorübergehenden Heiterkeitsausbruch vergessend, jetzt mit Entsetzen verfolgte. Die Briganten schienen ungeheuer zahlreich zu sein. Es wimmelte von ihnen, sie umzingelten die Reiter Mansours mit einem Wald von Blitzen, aber die Männer der Wüste und des Großen Atlas schlugen sich mindestens so gut wie die Banditen der Sierra. Sie bildeten um die Sänfte eine felsenfeste Gruppe, und Cathérine befand sich im Mittelpunkt eines Wirbels funkelnder Waffen. Etwas weiter entfernt fochten Mansour, Arnaud und Gauthier heldenmütig. Die Männer fielen unter ihren Streichen wie die Fliegen. Cathérine hörte Arnaud inmitten des Getümmels lachen und konnte eine ärgerliche Regung nicht unterdrücken. Da war er wieder einmal in seinem wahren Element, endlich hatte er es wiedergefunden. »Nie«, dachte sie grollend, »ist er so glücklich wie auf dem Höhepunkt einer Schlacht. Nicht einmal in meinen Armen fühlt er sich so erfüllt …«
    Eine schrille, durchdringende Stimme drang an ihr Ohr:
    »Du entrinnst mir nicht, Mansour ben Zegris! Als ich von deiner Flucht erfuhr, war mir klar, daß du versuchen würdest, Almeria auf dem beschwerlicheren Weg zu erreichen, und du bist mir geradewegs in die Falle gegangen …«
    Es war Faradj, der seinen Feind höhnte. Auch der kleine Mann war ein furchtbarer Krieger, und der Zweikampf, der Mansour bevorstand, mußte grausam sein.
    »In die Falle?« entgegnete der Fürst verächtlich. »Damit tust du dir zuviel Ehre an. Ich wußte, daß du in dieser Gegend kampierst, und fürchte dich nicht. Aber du bist auf dem Holzweg, wenn du dir Gold oder Juwelen erhoffst. Wir haben nur unsere Waffen …«
    »Du vergißt deinen Kopf! Der Kalif wird ihn mir zehnfach mit Gold aufwiegen, und ich werde als Sieger in Granada einziehen.«
    »Wenn dein Kopf auf dem Festungswall verfault, ja, dann kannst du Granada als Sieger betrachten.«
    Der Rest des Gezänks ging im Waffenlärm unter. Cathérine hatte sich an Marie gedrückt, und die beiden Frauen verfolgten ängstlich das Gefecht.
    »Wenn man uns wieder ergreift«, murmelte das Mädchen, »wird man dir das Leben lassen, weil Mohammed dich liebt … aber ich werde den Henkern ausgeliefert und gepfählt!«
    »Man wird uns nicht ergreifen«, versicherte Cathérine mit einem Vertrauen, das sie durchaus nicht empfand. Der Tag ging schnell zur Neige. Nur die schneebedeckten Gipfel leuchteten noch rot in den Strahlen der Sonne. Die Hänge verfinsterten sich. Der Tod riß Lücken in beide

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