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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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schiert Euch Messire Arnaud? Ihr habt ihn verraten, verlassen! Was tut Ihr hier? Hat Euer neuer Gatte, der schöne blonde Herr, Euch schon satt, daß Ihr wieder auf die Landstraßen zurückgekehrt seid, um neue Abenteuer zu suchen? In diesem Falle geschieht es Euch ganz recht!«
    Ein doppelter Ausruf des Zorns erklang über Catherines Kopf, die verblüfft und verständnislos das ihr zugekehrte, von Haß verzerrte Gesicht des Gaskogners betrachtete.
    Der Prior und Jan van Eyck, gleichermaßen entrüstet, protestierten bereits:
    »Mein Sohn, Ihr vergeßt Euch! Was ist das für eine Sprache?« rief der eine.
    »Dieser Mann ist verrückt geworden!« sagte der andere. »Ich werde dafür sorgen, daß er seine Beleidigungen zurücknimmt!«
    Cathérine erhob sich rasch und hielt Jan zurück, der schon den Dolch aus dem Gürtel riß.
    »Laßt das«, sagte sie fest. »Das geht nur mich an! Mischt Euch nicht ein.«
    Aber der spöttische Blick Fortunats heftete sich auf den zornbleichen Maler.
    »Noch ein treuer Herzensritter, wie ich sehe! Euer neuer Geliebter, Dame Cathérine?«
    »Schluß jetzt mit den Beleidigungen!« sagte sie schroff. »Mein Vater und Ihr, Messire van Eyck, wolltet Euch bitte zurückziehen. Ich wiederhole, dies betrifft allein mich!«
    Des in ihr aufsteigenden Zorns wurde sie durch Willensanstrengung Herr. Um sie rotteten sich die Pilger, die Französisch verstanden, zusammen, doch der Prior tat alles, sie zu entfernen. Sie wandte sich zur Bahre zurück, blieb vor dem ausgestreckten Mann stehen und kreuzte die Arme:
    »Ihr haßt mich also, Fortunat? Das ist aber neu.«
    »Meint Ihr?« fragte er, ihr einen bösen Blick zuwerfend. »Für mich ist das keine Neuigkeit! Schon seit vielen Monaten hasse ich Euch! Seit dem verfluchten Tag, an dem Ihr Euren Gatten, den Ihr zu lieben vorgabt, mit dem Mönch habt ziehen lassen!«
    »Ich habe seinen Befehlen gehorcht! Er wollte es so!«
    »Wenn Ihr ihn geliebt hättet, hättet Ihr ihn mit Gewalt zurückgehalten! Wenn Ihr ihn geliebt hättet, hättet Ihr ihn in ein einsam liegendes Gehöft gebracht, hättet ihn gepflegt und wäret an seiner Krankheit gestorben …«
    »Abgesehen davon, daß ich Euch nicht das Recht zugestehe, über mein Verhalten zu urteilen, sei Gott mein Zeuge, daß ich, hatte ich nach meinem Belieben handeln können, nichts sehnlicher gewünscht hätte! Aber ich habe einen Sohn! Und sein Vater verlangte, daß ich mich ihm widme!«
    »Vielleicht. Aber in diesem Fall hättet Ihr nicht zum Hof zu reisen brauchen. Oder seid Ihr auch in Ausführung der Befehle Eures Gatten in die tröstlichen Arme des Herrn de Brézé geeilt, den Ihr schicktet, um Dame Isabelle das Herz zu brechen … und das Messire Arnauds, und den Ihr schließlich geheiratet habt?«
    »Das stimmt nicht! Ich bin nach wie vor die Dame de Montsalvy und verbiete jedem, daran zu zweifeln, daß Messire de Brézé seine Wünsche mit der Wirklichkeit verwechselte. Habt Ihr mir noch etwas vorzuwerfen?«
    Ohne daß die beiden Gegner es gewahr wurden, hatten sich ihre Stimmen gehoben, und ihre Auseinandersetzung nahm die Heftigkeit und Schärfe eines Wortstreits an. Als der Prior sah, daß alle Köpfe Cathérine zugewandt waren, wollte er einschreiten.
    »Meine Tochter! Vielleicht zieht Ihr es vor, diesen Streit in Ruhe auszutragen! Ich werde Euch in den Stiftssaal führen lassen, Euch und diesen Mann …«
    Aber sie lehnte mit einer stolzen Geste ab.
    »Unnütz, mein Vater! Was ich zu sagen habe, kann alle Welt hören, denn ich habe mir nichts vorzuwerfen! Also, Fortunat«, begann sie wieder, »ich warte! Was habt Ihr noch zu sagen?«
    Tonlos, aber mit einem Ausdruck angestauten Hasses zischte der Knappe Arnauds:
    »Was er alles Euretwegen ertragen hat! Wißt Ihr denn, daß es ein einziger Leidensweg für ihn war seit dem Tage, an dem Ihr ihn zurückgewiesen habt? Diese Tage ohne Hoffnung, diese Nächte ohne ein Lächeln, mit dem schrecklichen Gedanken, daß er ein lebender Toter sei! Ich weiß es, weil ich ihn liebte! All die Wochen suchte ich ihn. Er war mein Herr, der beste, tapferste und treueste der Ritter!«
    »Wer sagt etwas anderes? Glaubt Ihr, Ihr könnt mich die Tugenden des Mannes lehren, den ich liebe?«
    »Den Ihr liebt?« entgegnete Fortunat höhnisch. »Unter anderen! Ich habe ihn geliebt, mit Ergebenheit, mit Achtung, mit allem, was gut in mir ist!«
    »Ich liebe ihn also nicht? Weshalb bin ich denn hier? Habt Ihr noch nicht begriffen, daß ich ihn suche?«
    »Ihr sucht

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