Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
Vom Netzwerk:
ihn?«
    Jäh unterbrach sich Fortunat. Er maß Cathérine mit boshafter Freude und brach plötzlich in Lachen aus, in ein verächtliches, wildes Lachen, das der jungen Frau mehr noch als seine Beleidigungen den ganzen Haß, den der Gaskogner für sie empfand, verriet.
    »Na gut, sucht nur, schöne Dame! Für Euch ist er verloren … verloren für immer! Versteht Ihr? Verloren!«
    Er hatte das Wort hinausgeschrien, als fürchtete er, Cathérine habe dessen ganze verzweifelte Tragweite nicht erfaßt. Aber es war unnötig. Cathérine hatte verstanden. Sie wankte unter der Brutalität des Schlages, fand indessen genug Kraft, die Hand Jans zurückzuweisen, der sie stützen wollte.
    »Er … ist tot!« sagte sie mit gebrochener Stimme.
    Doch wieder brach Fortunat in Gelächter aus:
    »Tot? Nie im Leben! Aber glücklich, von Euch befreit, geheilt …«
    »Geheilt? Mein Gott! Der heilige Jakob hat ein Wunder getan!«
    Jetzt hatte sie das Wort hinausgestoßen, mit einer Inbrunst, die der Gaskogner jedoch umgehend zerstörte. Er zuckte unehrerbietig mit den Schultern, was beim Prior ein Stirnrunzeln hervorrief.
    »Es hat kein Wunder gegeben, und wenn ich den heiligen Herrn Jakob auch verehre, so muß ich doch bestätigen, daß er Messire Arnauds Gebete nicht erhört hat. Warum sollte er auch, nebenbei bemerkt? Messire Arnaud war nicht leprakrank!«
    »Nicht … leprakrank?« stammelte Cathérine. »Aber …«
    »Ihr habt Euch geirrt, wie übrigens jedermann … Das kann Euch niemand zum Vorwurf machen. Als wir Compostela verließen, hielt Messire Arnaud sich noch immer für leprakrank. Er war entsetzlich enttäuscht … verzweifelt … Er wollte sterben, aber er wollte nicht für nichts sterben. ›Die Mauren haben immer noch das Königreich Granada in Besitz, und die Ritter von Kastilien stehen in dauerndem Kampf mit ihnen‹, hat er zu mir gesagt. ›Dorthin werde ich reiten! Gott, der mir die Heilung verweigerte, wird mir wenigstens die Gunst erweisen, im Kampf gegen die Ungläubigen zu fallen!‹ Also sind wir nach Süden aufgebrochen. Wir haben die Berge, die ausgetrockneten, wüsten Ländereien durchquert und kamen in eine Stadt namens Toledo … Und dort hat sich alles geändert!«
    Er nahm sich Zeit, als versuchte er, eine besonders angenehme Erinnerung genauestens wiederzugeben. Sein entzücktes Lächeln steigerte Catherines nervöse Bangigkeit bis zum äußersten.
    »Was alles?« fragte sie barsch. »Los! Sprich!«
    »Das möchtet Ihr so schnell wie möglich wissen, was? Trotzdem wär's besser, ich schwör's Euch, wenn Ihr es nicht so eilig hättet. Tatsächlich … aber ich möchte Euch auch gern so schnell wie möglich besiegt sehen. Also hört zu: Als wir in dieser Stadt auf dem Hügel ankamen, trafen wir auf das Gefolge eines Botschafters des Königs von Granada, Gesandten bei König Johannes von Kastilien, der sich in sein Land zurückbegab …«
    »Mein Gott! Mein Gatte ist in die Hände der Ungläubigen gefallen! Und du wagst es, dich darüber zu freuen?«
    »Es gibt verschiedene Arten, in jemandes Hände zu fallen«, bemerkte Fortunat hinterlistig. »Diejenige, die Messire Arnaud zustieß, hatte jedenfalls nichts Unangenehmes an sich …« Jäh setzte der Gaskogner sich auf, warf Cathérine einen flammenden Blick zu und fuhr mit triumphierendem Unterton fort: »Der Botschafter war eine Frau, Dame Cathérine, eine Prinzessin, die Schwester des Königs von Granada … und sie ist schöner als der Tag! Noch nie haben meine Augen ein blendenderes Geschöpf gesehen! Übrigens, auch Messire Arnauds Augen nicht!«
    »Was willst du damit sagen? Erkläre dich!« befahl Cathérine, deren Mund plötzlich trocken wurde.
    »Versteht Ihr nicht? Warum sollte Messire Arnaud die Liebe der schönsten aller Prinzessinnen zurückweisen, wenn seine eigene Frau ihn wegen eines anderen verlassen hatte? Er war frei, denke ich mir, frei, um so mehr, als die Dankbarkeit sich zur Bewunderung gesellte.«
    »Die Dankbarkeit?«
    »Es hat den maurischen Arzt der Prinzessin drei Tage gekostet, Messire Arnaud zu heilen! Er hatte nicht Lepra, wie ich Euch schon sagte, sondern eine andere Krankheit, durchaus heilbar, deren barbarischen Namen ich vergessen habe! Es stimmt zwar, daß sie dieser schrecklichen Geißel ähnelt … Aber jetzt ist Messire Arnaud geheilt, glücklich … und Ihr habt ihn für immer verloren!«
    Es folgte Stille, eine schreckliche, tiefe Stille, als versuchten alle diese Leute, von denen der größte Teil

Weitere Kostenlose Bücher