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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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sie nicht kannte, Catherines Herz schlagen zu hören … Sie hatte sich nicht gerührt, hatte kein Wort gesagt … Sie spürte, wie das Leid, die Eifersucht sich langsam, heimtückisch in ihre Seele schlichen … Sie hatte das Gefühl, in einem Alptraum befangen zu sein, aus dem sie nicht erwachen zu können schien. Ein Bild nahm in ihrer Phantasie Gestalt an, ein unerträgliches Bild: Arnaud in den Armen einer anderen Frau! … Am liebsten hätte sie laut aufgeschrieen, hätte gebrüllt, um den gräßlichen Schmerz der Eifersucht, der sie durchfuhr, zu lindern. Wie ein gesundes Tier, das eine Krankheit befällt, wurde sie durch diesen neuen Schmerz entwaffnet. Sie fühlte sich versucht, die Augen zu schließen, aber der Stolz hielt sie zurück. Sie warf dem Gaskogner einen scharfen Blick zu und sagte grollend: »Du lügst! … Wie kannst du annehmen, daß ich dir glaube? Mein Gatte ist ein Christ, ein Ritter … Niemals würde er seinem Glauben, seinem Land, seinem König für eine Ungläubige untreu werden! Und ich bin so dumm, dir zuzuhören, du gemeiner Lügner!«
    Sie drückte die Fäuste in die Falten ihres Kleides, hielt sich nur mit Mühe im Zaum. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte in dieses von Abneigung verzerrte, ihr trotzende Gesicht geschlagen … Fortunat hingegen war von ihrem Zorn anscheinend durchaus nicht beeindruckt. Es schien sogar, als delektierte er sich daran. »Ich lüge? … Ihr wagt zu sagen, ich lüge?« Langsam, die kleinen schwarzen Augen fest auf Cathérine gerichtet, hob der Gaskogner die Hand und sprach feierlich: »Ich schwöre beim Heil meiner unsterblichen Seele, daß Messire Arnaud zu dieser nämlichen Stunde Liebe und Freuden in den Palästen von Granada genießt! Ich schwöre, daß …«
    »Genug!« erklang plötzlich hinter Cathérine die barsche Stimme Ermengardes. »Gott liebt es nicht, daß ein Schwur zur Kränkung dient! Du hast dein Gift jetzt verspritzt, das genügt, mein Junge! … Sag mir trotzdem noch eins: Wie kommt es, daß du hier bist, du, der treue Diener? Warum ziehst du auf den Landstraßen umher, auf die Gefahr hin, dein Leben zu verlieren, obwohl du doch ebenfalls dein Glück bei irgendeiner maurischen Schönen finden könntest! Hat deine Prinzessin keine Kammerzofe, die schön genug ist, dich zu fesseln? Warum bist du nicht bei deinem Herrn geblieben, um die Freuden der Liebe mit ihm zu teilen?«
    Die furchteinflößende rote Silhouette der Edlen und ihr herrischer Ton schüchterten den Knappen ein. Sie erinnerte an einen Fels … Der Gaskogner sah aus, als wollte er sich verkriechen. Er senkte den Kopf:
    »Messire Arnaud hat es so gewollt! Er hat mich zu seiner Mutter gesandt, von der er wußte, daß sie litt. Ich sollte ihr die gute Nachricht von der Heilung überbringen, ihr sagen …«
    »Daß ihr Sohn, ein Hauptmann des Königs, ein Christ, seine Pflicht und seinen Eid wegen der schönen Augen einer Huri vergessen hat? Schöne Nachricht für eine Edeldame! Wie ich mir die Dame de Montsalvy vorstelle, dürfte sie derlei glatt umbringen!«
    »Dame Isabelle ist tot«, sagte Cathérine ernst. »Keine Nachricht kann sie mehr erreichen! Und dein Auftrag ist erfüllt, Fortunat! Du kannst nach Belieben nach Frankreich oder zu deinem Herrn zurückkehren.«
    Ein Ausdruck grausamer Neugier erschien auf dem mageren Gesicht des Gaskogners.
    »Und Ihr, Dame Cathérine«, fragte er begierig, »was werdet Ihr tun? Ich kann mir nicht denken, daß Ihr beabsichtigt, Euren Gatten zurückzufordern. Ihr würdet nicht einmal zu ihm vordringen … Christliche Frauen sind dort unten versklavt und arbeiten unter der Peitsche, oder man wirft sie den Soldaten hin, damit sie sich mit ihnen vergnügen … sofern man sie nicht unter schrecklichen Foltern sterben läßt! Glaubt mir, für Euch ist ein gutes Kloster das beste und …«
    Der Satz erstickte in einem fürchterlichen Gurgeln. Die schöne, kräftige Hand Ermengardes hatte Fortunat am Hals gepackt und ihm den Atem abgeschnürt.
    »Ich habe dir schon einmal gesagt, du sollst schweigen!« brummte die Edle. »Und ich sage nie etwas zweimal.«
    Cathérine, die all das nichts mehr anging, hatte ihn keiner Antwort gewürdigt. Sie drehte sich um, umfing mit einem einzigen mutigen Blick alle ihr ängstlich zugewandten Gesichter und ging dann langsam zur Tür. Die schwarzen Falten ihres Kleides fegten über das auf den Fliesen ausgestreute Stroh. Jan van Eyck wollte ihr folgen. Er rief:
    »Cathérine! Wohin geht

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