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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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Gefahren auf sich zu nehmen, zu töten, wenn nötig, selbst sich zu verkaufen, wenn es keinen anderen Ausweg gab!
    Nein, sie würde ihren Gatten dieser Frau nicht überlassen! Sie hatte sich, viel zu teuer, ein Recht auf ihn erworben! Was bedeuteten auf der Waage des Schicksals das Lächeln und die Küsse dieser Ungläubigen im Vergleich zu dem schweren Gewicht ihrer Tränen, ihrer Leiden? Und wenn Arnaud geglaubt hatte, sich für immer von ihr befreien zu können, dann irrte er sich. Er hielt sie für verheiratet, gewiß, aber war das ein Grund, sie weiterhin an seine Lepra glauben zu lassen? Er hatte nur an seine Mutter gedacht, nicht einmal an seinen Sohn, und hatte sich, Reisender ohne Gepäck, munter aufgemacht, der ersten besten seine Liebe anzubieten …
    »Selbst wenn ich unter der Sklavenpeitsche arbeiten muß, selbst wenn ich gefoltert werde«, murmelte Cathérine mit knirschenden Zähnen, »werde ich dorthin reiten, werde ich ihn wiederfinden! … Ich werde ihm sagen, daß ich keinen anderen Herrn als ihn habe … daß ich immer und ewig seine Frau bin. Und dann werden wir einmal sehen, wer den Ausschlag geben wird, ich oder diese Mulattin!«
    Je heftiger diese Gedanken wurden, desto mehr beschleunigte Cathérine ihre Schritte. So kam es, daß sie bald den Klostergang schneller durchmaß, als sie je einen Berg erstürmt hatte. Der Mantel flatterte wie ein schwarzer Schleier hinter ihr her. »Ich werde reiten! Ich werde nach Granada reiten!« sagte sie laut. »Ich möchte wissen, wer mich daran hindern könnte!«
    »Psst! Dame Cathérine!« klang eine Stimme hinter einer Säule hervor. »Wenn Ihr nach Granada reiten wollt, braucht Ihr es nicht über alle Dächer zu schreien … und Ihr müßt Euch beeilen.«
    Einen Finger auf die Lippen legend, tauchte Josses hagere Gestalt neben ihr auf. Er trug ein Bündel unter dem Arm und warf von Zeit zu Zeit einen Blick zurück. Cathérine sah ihn erstaunt an.
    »Ich dachte, Ihr schlaft!« sagte sie.
    »Das dachten andere auch! Dame Ermengarde und Euer Freund, der Herr Maler! Sie nahmen sich nicht vor mir in acht! Und obgleich sie leise sprachen, habe ich sie verstanden …«
    »Was sagten sie?«
    »Sie wollten Euch, sobald alles im Rasthaus schläft und Ihr selbst Euch zur Ruhe gelegt habt, gewaltsam nach Burgund entführen!«
    »Was?« hauchte Cathérine verblüfft. »Sie wollen mich … gewaltsam … entführen? Das ist ja ungeheuerlich!«
    »Nein«, entgegnete Josse und lächelte sein seltsames Lächeln bei geschlossenen Lippen. »Genaugenommen ist es sogar eine freundliche Geste! Zuerst glaubte ich, sie hätten böse Absichten … wollten Euch vielleicht töten, und beinahe hätte ich nicht weiter zugehört. Aber das ist es nicht. Sie wollen Euch entführen, um Euch vor Euch selbst zu retten, gegen Euren Willen. Sie kennen Euch gut und befürchten, daß Ihr beschließt, direkt nach Granada zu reisen, wo Euch ihrer Meinung nach nur ein schrecklicher Tod ereilen würde.«
    »Sie brauchen nur mitzukommen«, gab Cathérine trocken zurück. »Das würde die Gefahr vermindern. Selbst ein maurischer Fürst dürfte es sich zweimal überlegen, bevor er einen Botschafter Burgunds massakrieren läßt …«
    »Der übrigens nichts bei ihm zu suchen hätte! Ich glaube nicht, daß Euer Freund ohne Anweisung seines Herrn derlei riskieren würde. Nein, Dame Cathérine. Wenn Ihr nicht nach Dijon zurückkehren wollt, wenn Ihr ihnen entwischen wollt, dann müßt Ihr fliehen … und zwar schnell!«
    Einen Augenblick musterte Cathérine die unregelmäßigen Züge ihres merkwürdigen Dieners. Mißtrauen schlich sich in ihre Gedanken. Diese Geschichte – sie konnte nicht daran glauben. Sie kannte Ermengarde und Jan schon zu lange, um für möglich zu halten, daß sie ihr Gewalt antun wollten. Und was diesen Burschen da vor ihr betraf, war er alles in allem ein nicht sehr achtbarer Landstreicher, und sie wußte herzlich wenig über ihn, außer daß er flinke Finger besaß und ein sehr dehnbares Gewissen. Sie sprach ihre Gedanken ohne Umschweife aus.
    »Welchen Grund sollte ich haben, Euch zu glauben? Sie sind meine Freunde, alte und treue Freunde, während …«
    »Während ich nur ein Straßendieb, ein kleiner Pariser Herumtreiber bin, der nichts taugt, nicht wahr? Hört zu, Dame Cathérine. Zweimal habt Ihr mich gerettet, das erstemal unbewußt, zugegeben, aber das zweitemal sehr bewußt. Ohne Euch wäre ich im Begriff, am Galgen des Abtes von Figeac zu verfaulen. Im Hof

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