Cathérine und die Zeit der Liebe
Streitroß eines Hidalgos abhob.
Cathérine und ihr Gefährte stürzten sich tapfer in das Gedränge und ließen ihre Pferde im Schritt gehen. Das pittoreske Hin und Her dieser lärmenden bunten Menge nötigte Cathérine nicht einmal einen Blick ab, ebensowenig wie die am Flußufer knienden Frauen, die mit viel Geschrei und viel Gespritze die Schafswolle der Hochebenen im gelben Wasser des Arlanzón wuschen … Seit ihrer Flucht in dunkler Nacht aus dem Hospiz von Roncevaux hatte sich die junge Frau anscheinend nicht für die zurückgelegte Route interessiert, es sei denn als Maßstab für die Zahl der Meilen, die sie noch von Granada trennten. Sie hatte ihrem Pferd Flügel gewünscht, hatte gewünscht, daß es wie sie selbst aus Stahl bestünde, um niemals anhalten zu müssen. Aber sie hatte eben doch mit den Beinen ihres Rosses, mit der Müdigkeit ihres fraulichen Körpers rechnen müssen, obgleich jede verflossene Stunde eine Leidensstation für sie bedeutete.
Die durch die Erzählung Fortunats, durch den Verrat Arnauds angestachelte Eifersucht in ihr ließ ihr weder Rast noch Ruhe. Cathérine durchliefen abwechselnd Stimmungen der Wut und der Verzweiflung, die die Strapazen des Rittes verdoppelten und sie erschöpften. Sogar in den Nächten, während der wenigen Stunden, in denen sie sich der Ruhe widmen mußte, war sie oft aufgewacht, in Schweiß gebadet, und glaubte, das Echo der ausgetauschten Liebesworte aus weiter Ferne zu hören. Sie stand dann auf, suchte die frische Luft und lief umher, bis sich ihr erregtes Blut beruhigt hatte. Am anderen Morgen brach sie mit kalten Augen und zusammengekniffenem Mund wieder auf, ohne zurückzublicken …
Nicht ein einziges Mal hatte sie sich über diejenigen, die sie zurückgelassen hatte, oder über eine eventuelle Verfolgung Gedanken gemacht. Was interessierten sie Jan van Eyck, Herzog Philippe von Burgund oder selbst die ungeschickte und tapfere Ermengarde de Châteauvillain? Von jetzt an war ihre Welt durch sieben Buchstaben, die den Namen Granada bildeten, und Josse Rallard begrenzt, den fremden Knappen, der ihr sklavisch ergeben war. Er hatte ihr versprochen, sie ins Königreich der maurischen Sultane zu führen, er hielt Wort, ohne zu versuchen, den Wall des Schweigens zu durchbrechen, mit dem Cathérine sich umgab.
Nachdem sie die Porta Santa Maria durchritten hatten, befanden sich die beiden Reisenden auf einem mit großen, runden Kieseln gepflasterten und an drei Seiten von Häusern mit Arkaden eingesäumten Platz, während die vierte Seite von der Kathedrale eingenommen wurde. Auch hier wimmelte es von Volk, besonders um die großen Körbe der Bauern herum, die, auf dem Boden sitzend, die wenigen Erzeugnisse ihres Landes zum Verkauf anboten.
Ein Zug von Mönchen, die mit voller Stimme eine Litanei sangen, verschwand hinter einer Kirchenfahne her in die Kathedrale, und hier und da schlenderten in Gruppen zu zweien oder dreien Soldaten durch die Menge.
»Es gibt etwas weiter ein dem heiligen Lesmes geweihtes Pilgerhospiz«, sagte Josse, sich an Cathérine wendend. »Wollt Ihr dahin gehen?«
»Ich gehöre nicht mehr zu den Pilgern«, antwortete Cathérine trocken. »Und da sehe ich eine Herberge … gehen wir hin.«
Tatsächlich öffnete einige Schritte von den Reisenden entfernt die direkt an die Stadtmauer angelehnte Herberge zu den Drei Königen ihre niedrige Pforte unter einer schwarzen Holzarkade. Cathérine stieg ab und ging entschlossen darauf zu, hinter ihr Josse, der die beiden Pferde am Zügel führte.
Sie wollten gerade in die Herberge treten, als die Menge, bis dahin zwar lärmend, aber relativ friedlich, plötzlich wie mit einer einzigen Bewegung heulend dem Stadttor zustürmte. Es war ein so heftiger und wilder Ausbruch, daß er den Nebel der Gleichgültigkeit durchdrang, in den Cathérine sich hüllte.
»Was tun die da?« fragte sie.
»Ich weiß es nicht! Ich glaube verstanden zu haben, daß sie irgend etwas entgegenstürzten, etwas, das sie erwarteten … Vielleicht dem König, der auf sein Schloß zurückkehrt …«
»Wenn es weiter nichts ist …«, seufzte Cathérine, die Pomp, selbst königlicher Pomp, noch weniger interessierte als alles übrige. Trotzdem betrat sie die Herberge nicht. Ja, sie ging langsam in Richtung der Porta Santa Maria zurück, aus der ein seltsamer Zug auftauchte, vor dem die Menge jetzt zurückflutete. Auf dem holprigen Pflaster schwankend, näherte sich langsam ein Bauernkarren inmitten einer Gruppe
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