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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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mir anzulegen. «
    Cato blickte sich im Raum um, doch er war in der Ecke gefangen und konnte nicht weglaufen. Als nebenan brüllendes Gelächter ertönte, blickte er unwillkürlich zur Wand.
    »Wenn du schreist, schlitz ich dir den Bauch auf!«, zischte Pulcher. Dann verlagerte er sein Gewicht nach vorn.
    Als Cato merkte, dass der Angriff unmittelbar bevorstand, warf er sich in seiner Verzweiflung vor und packte das Handgelenk hinter der Klinge mit beiden Händen. Pulcher hatte nicht damit gerechnet, dass der verängstigte Junge den ersten Schritt tun würde, und versuchte die Hand zurückzuziehen – zu spät. Der Bursche hatte einen erstaunlich kräftigen Griff, und so sehr er auch rüttelte und zerrte, er bekam die Hand mit dem Messer nicht frei.
    »Lass los!«, fauchte Pulcher. »Lass los, du kleines Stück Scheiße!«
    Statt etwas zu entgegnen, grub Cato auf einmal seine Zähne in Pulchers Unterarm. Pulcher schrie auf und rammte Cato instinktiv die Linke seitlich gegen den Kopf, so dass dieser gegen die Pritsche flog. Weißes Licht explodierte in Catos Schädel, dann nahm der Raum allmählich wieder Konturen an. Pulcher glotzte auf das dunkle Oval auf seinem Arm, wo Catos Zähne ihren Abdruck hinterlassen hatten.
    »Du bist tot!« Pulcher duckte sich, das Messer zum Zustoßen bereit. »Du bist ein toter Mann!«
    Auf einmal ging die Tür auf, und aus dem Gang fiel ein breiter Lichtstreifen in den Raum.
    »Was ist hier los, verdammt noch mal?«, knurrte Macro. »Ist das ein Zweikampf?«
    Pulcher richtete sich auf. »Nein, Herr. Ich zeige dem Jungen bloß, wie man sich im Kampf verhält. Wir sind Freunde, Herr.«
    »Freunde?«, wiederholte Macro misstrauisch. »Was ist denn mit deinem Arm passiert?«
    »Der Bursche hat sich hinreißen lassen, Herr. Er wollte mich nicht verletzen. Hab ich Recht?«
    Cato erhob sich vom Boden. Um ein Haar hätte er die Wahrheit gesagt, doch dann wurde ihm klar, dass dies unsoldatisch gewesen wäre. Wenn er den Respekt seiner neuen Kameraden gewinnen wollte, durfte er nicht den Eindruck erwecken, er suche Schutz bei ihren Vorgesetzten. Und wenn er Pulcher jetzt deckte, würde ihm der Schläger anschließend vielleicht dankbar sein. In seiner Lage musste er jeden sich bietenden Strohhalm ergreifen.
    »Ja, Herr. Das stimmt. Wir sind Freunde.«
    »Hmm.« Macro kratzte sich am Kinn. »Also, wenn ihr wirklich Freunde seid, dann möchte ich nicht euer Feind sein. Na schön, Optio – ich möchte in meinem Quartier ein paar Worte mit dir reden. Dein Freund muss leider hier bleiben.«
    »Herr!«, erwiderte Pulcher schneidig. »Bis morgen dann, Cato.«
    »Ja …«
    »Dann können wir weiter üben.«
    Cato lächelte schwach, dann wandte Pulcher sich ab und ging hinaus, während Macro ihm amüsiert nachschaute.
    »Das also ist dein Freund?«
    »Ja, Herr.«
    »Ich an deiner Stelle wäre etwas vorsichtiger bei der Auswahl meiner Freunde.«
    »Ja, Herr.«
    »Nun gut, wir müssen uns unterhalten. Komm mit.«
    Macro geleitete Cato über den Flur zum Verwaltungsbereich des Barackenblocks, wo sein Büro lag. Mit einem freundlichen Handschwenker forderte er den Optio zum Eintreten auf. Zwei Schreibtische standen sich gegenüber. Der größere Schreibtisch war völlig leer, während der kleinere mit säuberlich arrangierten Papyrusrollen und Wachstafeln bedeckt war.
    »Dort drüben.« Macro deutete auf eine Sitzgelegenheit vor dem größeren Schreibtisch. Für sich selbst stellte er einen weiteren Stuhl hinter den Tisch.
    »Etwas zu trinken?«, fragte Macro. »Der Wein ist gut.«
    »Danke, Herr.«
    Macro schenkte aus einem großen Krug zwei kleine Becher voll, dann lehnte er sich zurück. An diesem Tag war schon eine ganze Menge Wein durch seine Kehle geflossen, und er war ungewöhnlich umgänglich gestimmt. Aus Erfahrung hätte er wissen müssen, dass die heutige gute Laune der morgige schädelsprengende Kater sein würde – aber die Götter des Weins und das Gedächtnis waren eben noch nie gut aufeinander zu sprechen.
    »Ich möchte mit dir über deine Pflichten als Optio sprechen. Im Moment will ich nichts weiter von dir, als dass du Piso bei den Schreibarbeiten hilfst. Ich kann nicht zulassen, dass du den anderen Männern der Zenturie Befehle erteilst – sie würden dich bloß auslachen. Ich weiß, offiziell bist du ihr Vorgesetzter, aber du musst dich trotzdem damit abfinden, dass du gegenwärtig kein Optio sein kannst. Verstanden?«
    »Jawohl, Herr.«
    »Wenn deine Ausbildung erst einmal

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