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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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übergeben hatten, kehrten sie mit der Bitte um die Erlaubnis zum Kauf von Tieren, Futter und Sklaven für den Frühjahrsfeldzug zurück.
    In Erwartung der Erlaubnis der kaiserlichen Verwaltung hatte die Legion bereits zahlreiche Maultiertreiber angeheuert, die in den umliegenden Städtchen und Dörfern den notwendigen Tierbestand ankaufen sollten. Die Männer waren handverlesen, und man vertraute darauf, dass sie nur solche Tiere auswählten, welche die lange Reise auch überstehen würden. Außerdem vertraute man darauf, dass sie einen möglichst niedrigen Preis aushandeln würden, weshalb die Verwaltung über die inoffizielle ›Provision‹ hinwegsah, die den Weg in ihre Taschen fand. Und so kam es, dass die Maultiere und andere Lasttiere alsbald die eilig außerhalb der Festung abgezäunten Pferche füllten.
    Im Innern der Festung wurde der größte Teil des Platzes zwischen der Mauer und den Unterkünften von den Transportfahrzeugen der Legion beansprucht. Jeder Zenturie wurde ein Wagen für Bauwerkzeug, das Verwaltungsgepäck – darunter das Zelt des Zenturios mitsamt allen persönlichen Gegenständen, die er benötigte, um die Reise angenehm zu gestalten – und die angespitzten Umzäunungspflöcke zugeteilt. Dann gab es noch den Lazarettkonvoi für die Kranken und nicht marschfähigen Verwundeten, die Artilleriebegleitung mit ihren auf Wagen montierten Katapulten und Bolzenwerfern, große Wagen, welche die Gerstenvorräte transportierten, den Tross des Hauptquartiers und schließlich noch den Konvoi mit den persönlichen Habseligkeiten der Stabsoffiziere. So wie die Dinge lagen, reiste die Legion mit leichtem Gepäck. Für das Requirieren von Nahrungsmitteln war keine Zeit, daher hatte man am Weg entlang bereits zahlreiche Getreidelager angelegt.
    Innerhalb der Festung war die Anspannung deutlich spürbar, selbst für die Soldaten, die in den Tag hineinlebten, und verzweifelte Legionäre versuchten, ihre nicht transportfähigen Besitztümer an die Händler loszuschlagen, die sich wie Aasgeier versammelten, um die Zwangslage der Soldaten nach Kräften auszunutzen. Die Nachricht von der Verlegung der Legion hatte sich in weitem Umkreis verbreitet, und in den nachfolgenden Wochen erhielt die Siedlung rund um die Festung starken Zulauf von den umherziehenden Händlern des Reiches, angezogen von den günstigen Abschlüssen, die ein solcher Käufermarkt versprach. Verzweifelte Legionäre wanderten mit allen möglichen Gütern von Händler zu Händler, mit sentimentalen Erinnerungsstücken, Schmucksachen oder einfach nur überflüssigem Kram, und feilschten erbittert um die paar Münzen, die den fest verschlossenen Geldbeuteln der Händler entschlüpften; bei jeder größeren Truppenverlegung verdienten sie ein kleines Vermögen.
    Eines frischen, wolkenlosen Frühlingsnachmittags schlenderte Cato durch den eilig errichteten Markt und hielt Ausschau nach Lesestoff für Macro.
    »Denk dran, nichts Schwieriges«, hatte Macro ihm eingeschärft. »Keine geschwollene Literatur. Bloß was Einfaches, um mich zu unterrichten.«
    »Aber ein wenig Literatur müssen wir irgendwann schon durchnehmen, Herr.«
    »Irgendwann, aber einstweilen wollen wir’s einfach halten, verstanden?«
    »Ja, Herr.«
    »Hier hast du einen Monatssold, aber lass dich nicht übers Ohr hauen.«
    »Ich werde mich vorsehen, Herr.«
    »Und behalt das für dich. Wenn dich jemand fragt, sag einfach, ich bräuchte Lektüre für unterwegs. Um meine Kenntnisse der Militärgeschichte aufzufrischen oder was auch immer. Und vergiss nicht: kein Wort vom Leseunterricht. «
    »Ja, Herr.«
    Und so bahnte sich Cato an diesem kalten und windigen Nachmittag einen Weg durch das Getriebe der Soldaten und Händler. In den Militärumhang gemummt schritt er an den Reihen der Wagen entlang, die mit einer verwirrenden Vielfalt von Waren beladen waren; mit edlen samnitischen Töpferwaren, mit Leiern und anderen Musikinstrumenten, mit Stühlen, Truhen, Tischen und ganzen Bibliotheken.
    Auf einem Wagen saß ein schlankes Sklavenmädchen in einer dünnen, verschlissenen Tunika. Sie zitterte erbarmungswürdig, an ihren Beinen lehnte ein Schild mit der Aufschrift ’Zu verkaufen’. Sie war sechzehn oder siebzehn, das pechschwarze Haar hatte sie sich zurückgebunden. Das spitze Kinn hatte sie auf die Knie gestützt, um die sie die Arme geschlungen hatte. Als sie aufsah, blieb Cato, gefangen von ihren erstaunlich grünen Augen, wie festgewurzelt stehen. Einen Moment lang starrte

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