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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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sie treffen, niedergemacht werden, Herr.«
    Der kalte Blick des Legaten ließ ihn verstummen.
    »Deserteure, habe ich gesagt. Und wenn sie gefasst werden, will ich, dass sie auf der Stelle zu mir gebracht werden. Sie sollen weder gesehen werden noch mit irgendjemandem sprechen.«
    »Jawohl, Herr.«
    Als der Wachoffizier gegangen war, runzelte Vespasian die Stirn. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er Macro und seine Männer als Deserteure gebrandmarkt hatte. Wenn die Unternehmung jedoch misslang, musste man sie zum Schweigen bringen, um zu verhindern, dass Unbefugte von der Existenz des Wagens erfuhren. Der Legat bemühte sich, nicht mehr an den Zenturio und dessen Auftrag zu denken. Gegenwärtig bereiteten ihm die Truppenbewegungen der Briten weit größere Sorge. Sobald die Invasionstruppe gelandet war, hatte Plautius berittene Kundschafter ausgesandt, die das Heer der Einheimischen ausfindig machen und ihm genaue Informationen über dessen Größe und Absichten liefern sollten. Im Schutz des dichten Nachtnebels und des Dunstes, der sich den Tag über gehalten hatte, war es jedoch einer großen britischen Streitmacht, bestehend aus Streitwagen und Infanterie, insgesamt neun- bis zehntausend Mann, gelungen, die römischen Kundschafter abzuschütteln, und der Kommandant der Kavallerie hatte sich die ganze Nacht über verzweifelt bemüht, den Kontakt wiederherzustellen. Vespasian hatte soeben erfahren, dass die betreffenden Truppen von Togodumnus befehligt wurden, dem Bruder des Caratacus, dem Anführer der britischen Streitkräfte, und der war nicht zu unterschätzen, wenn man den britischen Emigranten, welche die römische Armee begleiteten, glauben konnte.
    Ein orangefarbener Lichtstrahl fiel auf die vor ihm ausgebreiteten Schriftstücke. Als Vespasian hochschaute, sah er, dass die aufgehende Sonne durch eine Ritze ins Zelt schien. Es würde ein schwerer Tag werden, doch wenn er Zeit dafür erübrigen konnte, würde sich jemand für die schlampige Art und Weise, wie das Zelt errichtet worden war, verantworten müssen.

    Als die Morgendämmerung den fernen Horizont grau färbte, befahl Macro der Kolonne anzuhalten, woraufhin die Männer sich neben dem Weg ins Gras sinken ließen. Der Nachtmarsch hatte schweren Tribut von ihren Nerven gefordert, und alle waren froh, dass der Sonnenaufgang die Dunkelheit endlich zerstreute. Nachdem sie die Vorpostenkette hinter sich gelassen hatten, waren sie zweimal in Deckung gegangen, da sie Hufgetrappel vernahmen, doch es war nicht zu erkennen gewesen, ob in der Dunkelheit römische oder britische Kundschafter an ihnen vorbeigaloppierten. Den Rest der Nacht über waren sie so leise wie möglich weitermarschiert, stets auf einen Angriff gefasst. Jetzt fielen die ersten Sonnenstrahlen auf den erschöpften Cato, der gerade auf einem Streifen getrockneten Schweinefleischs kaute. Er wandte sich Macro zu.
    »Ist es noch weit, Herr?«
    »Gegen Abend sollten wir dort sein. Sieh her.« Er deutete in die Ferne der wogenden Hügellandschaft, wo das Land unter einer Nebeldecke ganz flach wurde. Ein einsamer Hügel ragte wie eine Insel aus einem Milchsee hervor. »Dort beginnt das Moor.«
    »Und wie sollen wir den Wagen dort finden?«
    »Wir folgen diesem Weg bis zu einem kleinen Gehölz. Davor liegt eine Mulde. Der Wagen wurde hinter einem nach einem Blitzeinschlag verbrannten Eichenstumpf im Moor versenkt. Sollte nicht schwer zu finden sein.«
    Wie er so den Weg entlangschaute, bis zu der Stelle, wo er in einer Nebelbank verschwand, bezweifelte Cato irgendwie, dass die Suche so einfach sein würde. Das ferne Moor wartete auf sie mit einer kalten, schläfrigen Trägheit, die Cato mit abergläubischer Angst erfüllte. Die Gegend ähnelte der Unterwelt, so wie sie ihm sein Vater in seiner Kindheit geschildert hatte. Wenn ein Lufthauch im Nebel rührte, wanden sich unheimliche Schatten um die nur verschwommen erkennbaren Bäume.
    Macro blickte angestrengt den Weg entlang, dann hielt er ringsum nach einer Bewegung Ausschau. Zur Linken senkte sich das wogende Hügelland zum funkelnden Meer hin ab, zur Rechten endete das gerodete Ackerland an einem fernen Wald. Nichts rührte sich. Die Briten hatten das Vieh vor den Eindringlingen in Sicherheit gebracht und das Korn auf den Feldern verbrannt. Macro kam zu dem Schluss, dass im Moment keine Gefahr drohte. Er erhob sich.
    »Auf mit euch, ihr Faulpelze. Es gibt viel zu tun.«
    Die Männer erhoben sich schwerfällig aus dem Gras und formierten sich.

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