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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Narcissus wusste, war alles andere als schmeichelhaft, und bislang hatte er klug daran getan, sein Wissen für sich zu behalten. Da Narcissus seinem Vater in den letzten Jahren ihrer Freundschaft die kalte Schulter gezeigt hatte, ging Cato davon aus, dass er von der führenden Gestalt des inneren Beraterkreises nichts Gutes zu erwarten hatte. Abgesehen vom Kaiser war allein Messalina – die skrupellos ehrgeizige Gemahlin des Kaisers – mächtiger als Narcissus.
    »Na?«
    »Er ist ein guter Mann – ich meine, er ist brillant, Herr. Man könnte sagen, er wirkt auf den ersten Blick ein wenig kühl und abweisend, aber das liegt wahrscheinlich daran, dass er viel um die Ohren hat. Im Palast hieß es immer, er besitze mehr Verstand und arbeite härter als jeder andere im Reich. Wir haben ihn alle respektiert«, schloss Cato taktvoll.
    »Also, das ist ja alles gut und schön, aber ich will wissen, wie er so als Mensch ist. Wie soll ich mit ihm umgehen ?«
    »Mit ihm umgehen?« Cato hob die Brauen.
    »Ja. Ich meine, ist er ein Kumpeltyp? Halt solche Sachen. Weiß er einen guten Witz zu schätzen? Da hätte ich einiges auf Lager.«
    »Nein, Herr. Bitte versuch nicht, mit ihm zu scherzen«, bat Cato inständig, als er sich vorstellte, wie der welterfahrene Kosmopolit mit derbem Soldatenhumor eingedeckt wurde. »Sei einfach du selbst, Herr. Gib dich sachlich und halte dich nach Möglichkeit von ihm fern. Und pass auf, was du sagst.«

25

    Kurz nach Sonnenaufgang saß Flavia bereits an ihrem Reiseschreibtisch und ging ein paar Schriftstücke durch. Im Nachbarzelt lachte Titus ausgelassen; das Kindermädchen versuchte gerade, ihn zum Aufstehen zu bewegen. Flavia wollte Korrespondenz erledigen, die sie bereits seit dem Aufbruch der Legion vor sich herschob. Einen Brief an einen fernen Verwandten, der eine Kavallerieeinheit befehligte und sich der Invasionsarmee anschließen würde, hatte sie bereits abgeschickt, in der Hoffnung, ihn bei der Ankunft der Zweiten Legion in Gesoriacum zu treffen. Dann waren da noch verschiedene Leute in Rom, die sie über ihre Rückkehr informieren wollte. Und sie musste dem Majordomus in ihrem Haus auf dem Quirinal und dem Verwalter ihres Landhauses in der Campania Anweisungen geben. Beide Häuser mussten informiert werden, damit die nötigen Vorkehrungen für die Rückkehr Flavias und ihres Gefolges getroffen würden.
    Die Niederschrift dieser Briefe aber musste noch warten, denn sie hatte noch etwas Wichtigeres zu erledigen. Sie tauchte die Feder ins Tintenfass und schrieb mit Bedacht weiter, wobei sie hin und wieder innehielt, um ein Detail der vor ihr liegenden Karte zu übertragen. Als vor dem Zelt ein soldatischer Gruß zu vernehmen war, steckte sie das Schriftstück in einen unordentlichen Stapel. Vespasian trat ein. Flavia lächelte ihm entgegen, legte die Feder weg, erhob sich und küsste ihn.
    »Ich glaube, du musst gleich mit Packen anfangen«, meinte Vespasian entschuldigend. »Nicht einmal der Gemahlin des Legaten ist es gestattet, den Aufbruch der Legion zu verzögern.«
    »Nach dem Tumult von heute Nacht gestehst du uns doch gewiss ein wenig Zeit zur Erholung zu?«
    »Erholung, wovon? Schlafmangel gehört zum Soldatenleben nun mal dazu.«
    »Ich bin kein Soldat«, wandte sie ein.
    »Nein, aber du bist mit mir verheiratet.«
    »Scheusal!«, grollte Flavia. »Ich hätte einen fetten alten Senator mit einem ausgeprägten Interesse an Weinbau heiraten sollen. Stattdessen streife ich mit einem Mann, der sich auf sein Soldatenhandwerk auch noch etwas einbildet, durch die Wildnis.«
    »Ich habe dich nicht gezwungen«, erwiderte Vespasian ruhig.
    Flavia nahm sein Gesicht in die Hände und sah ihm tief in die Augen. »Ich hab doch bloß gescherzt, Dummerchen. Du weißt doch, warum ich dich geheiratet habe. Nämlich aus Liebe – so unzeitgemäß das auch sein mag.«
    »Aber du hättest eine bessere Partie machen können.«
    »Nein, das stimmt nicht.« Flavia küsste ihn. »Eines Tages wirst du mächtiger sein, als du dir erträumst. Das verspreche ich dir.«
    »Leichtfertiges Gerede, Flavia. Bitte sag das nicht. Heutzutage ist es gefährlich, auch nur so zu denken.«
    Flavia sah ihm tief in die Augen, dann lächelte sie. »Du hast natürlich Recht. Ich werde meine Zunge in Zukunft hüten. Aber glaub mir, du wirst nicht bloß deshalb in die Geschichte eingehen, weil du eine Legion befehligt hast. Dafür sorge ich, wenn es schon niemand anderer tut. Du solltest wirklich ein bisschen

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