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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Herausforderung des ersten Satzes kämpfte. In dem Bemühen, eine Eröffnungszeile zustande zu bringen, die beeindruckend war, ohne doch allzu überladen daherzukommen, runzelte er angestrengt die Stirn. Eine schnoddrige Eröffnung würde Lavinia nicht richtig auf das Kommende vorbereiten. Andererseits mochte ein von Anfang an allzu ernsthafter Tonfall sie abschrecken. Er schlug sich an die Schläfe.
    »Los jetzt! Denk nach!«
    Er schaute auf, um sicherzugehen, dass keiner ihn gehört hatte, und wurde rot, als er dem augenzwinkernden Blick eines vorbeigehenden Legionärs begegnete. Cato nickte verlegen lächelnd zurück, tauchte dann die Feder in die Tinte und schrieb den ersten Satz:
    Meine Liebste, es vergeht kaum ein freier Moment, an dem ich nicht an dich denke.

    Nicht schlecht, dachte er, und wortwörtlich genommen richtig, wenn auch sinngemäß etwas übertrieben. In den wenigen Momenten, in denen er nicht mit irgendeiner Arbeit beschäftigt war, dachte er tatsächlich an Lavinia. Insbesondere an das eine Mal, als sie sich in Gesoriacum geliebt hatten, bevor sie mit ihrer Herrin Flavia nach Rom aufbrach.
    Er senkte den Kopf und schrieb weiter. Diesmal brauchte er nicht lange nachzudenken, und seine Feder zeichnete eilig die Worte aufs Papier, die sich aus seinem Herzen ergossen, wobei seine Hand geradezu zwischen Tintengefäß und Papierrolle hin- und herflog. Er erzählte Lavinia von dem ganz persönlichen Empfinden seiner Liebe, von der Leidenschaft, die schon beim Gedanken an sie in seinen Lenden brannte, und dass jeder verstreichende Tag die Zeit verkürzte, bis sie einander wieder in den Armen lagen.
    Cato hielt inne, um seine Arbeit noch einmal zu überlesen, und verzog hier und da das Gesicht, wenn seine Augen gelegentlich an einem oberflächlichen Satz oder ungeschickten Ausdruck hängen blieben. Insgesamt aber war er mit der Wirkung zufrieden. Jetzt wollte er ihr von sich selber berichten. Was er seit ihrer Trennung erlebt hatte. Er wollte die Last all der schrecklichen Dinge abladen, die immer wieder in seiner Erinnerung aufstiegen, ohne dass er einen Sinn hineinbekam. Das Schuldgefühl bei der Erinnerung an einen Todesstoß, der Gestank eines Schlachtfeldes zwei Tage nach der Schlacht, der widerlich fettige Rauch der Leichenverbrennung, der die Sonne verdunkelte und jeden, der sich auf der windzugewandten Seite aufhielt, fast erstickte. Das Aufschimmern von Blut und Eingeweiden, wenn sie an einem strahlenden Sommertag plötzlich aus einem Körper herausquollen.
    Mehr als alles aber wollte er ihr das nervenzerrüttende Entsetzen eingestehen, das er empfunden hatte, als die Transportschiffe immer näher an die Reihen der brüllenden Briten auf der anderen Seite der Tamesis heranfuhren. Er wollte jemandem von seinem Impuls erzählen, sich einfach im Boot niederzukauern und seine Weigerung hinauszuschreien, noch mehr auf sich zu nehmen.
    Doch so, wie er seinen Kameraden nicht davon erzählte, weil er ihren Abscheu oder ihr Mitleid fürchtete, sah er nun das Risiko, in Lavinia Zweifel an seiner Männlichkeit zu wecken. Da ihm seine Jugend und fehlende Weltläufigkeit im Vergleich zu den anderen Männern der Legion bewusst war, befürchtete er, dass sie nur einen verängstigten kleinen Jungen in ihm sehen und ihn verachten würde.
    Die Dämmerung ging über in die Nacht, die nur noch von einer dünnen Mondsichel erhellt war, und Cato kam schließlich zu dem Schluss, dass er Lavinia nicht mehr als einen nüchternen Abriss der Schlachten schildern konnte, in denen er gekämpft hatte. Er zündete die Lampe an, beugte sich in ihrem flackernden Licht über die Schriftrolle und beschrieb die Etappen des bisherigen Feldzugs in nüchternen, raschen Worten. Er war beinahe fertig, als Macro von der Offiziersmesse hereintaumelte, laut fluchend, nachdem er sich den Fuß an einem Zelthering gestoßen hatte.
    »Welcher Trottel war das?« Sein Zorn machte sein Genuschel nur noch undeutlicher. Er stolperte an Cato vorbei ins Zelt und ließ sich aufs Feldbett niederkrachen, das seinerseits mit einem lauten Knall einkrachte. Cato hob kopfschüttelnd die Augen, bevor er die Feder säuberte und seine Schreibutensilien wegräumte.
    »Alles in Ordnung, Herr?«
    »Von wegen in Ordnung! Das verdammte Scheißbett hat den Geist aufgegeben«, knurrte der Zenturio erbittert. »Und jetzt verpiss dich und lass mich in Ruhe.«
    »Ganz recht, Herr. Verpissen steht an.« Cato stand lächelnd auf und steckte den Kopf unter den Rand des

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