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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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die Adlerstandarte würde von der britischen Küste zurückgeschlagen.
    Ein weiteres Mal verfluchte Vespasian die durch das Warten auf Claudius und seinen Hofstaat aufgezwungene Verzögerung. Inzwischen waren bereits vier Wochen vergangen, und Plautius erklärte, es könne einen weiteren Monat dauern, bevor sie gegen Camulodunum loszögen. Dann würden die Adlerstandarten frühestens im September vor der Hauptstadt stehen – vorausgesetzt, dass Caratacus und seine neue Armee sich so ohne weiteres beiseite fegen ließen. Und all das nur, weil der Kaiser darauf beharrte, beim Vormarsch persönlich dabei zu sein.
    Claudius’ Eitelkeit konnte ihnen noch allen den Tod bringen.

    Unten am Fluss warteten die Überlebenden der Sechsten Zenturie geduldig, bis alle Verwundeten an Bord waren. Die Sanitäter der Legion trugen die Schwerverletzten vorsichtig über die Rampen der Frachtschiffe und stellten die Tragen unter den zeltartigen Bahnen ab, mit denen man das Deck überspannt hatte. Ein deprimierender Anblick. Das hier waren die Männer, die wegen ihrer Verwundungen vorzeitig aus der Armee entlassen und mit fehlenden Gliedmaßen oder unheilbar zerschmetterten Knochen nach Hause zurückgeschickt wurden. Diese Soldaten waren Kameraden und einige von ihnen sogar gute Freunde, doch die Männer aus Macros Zenturie begegneten ihnen schweigend, voll Unbehagen angesichts ihres Wissens um die düstere Zukunft der Invaliden. Viele der Verwundeten hatten noch Schmerzen und schrien bei jeder ruckhaften Bewegung auf.
    Cato ging die improvisierte Anlegestelle entlang und hielt nach Nisus Ausschau. Der Karthager war nicht zu übersehen: Er stand auf einem Stapel Getreidesäcke und brüllte seinen Sanitätern Anweisungen und Beschimpfungen zu, während sie sich mit den Tragbahren an Bord der Transportschiffe mühten. Als Cato näher kam, nickte Nisus kurz angebunden.
    »Guten Morgen, Optio. Was kann ich für dich tun?«
    Cato hatte zu ihm hinaufklettern wollen, doch der kühle Tonfall hielt ihn davon ab.
    »Na, Optio?«
    »Nisus, ich … ich wollte dich einfach nur begrüßen.«
    »Nun, das hast du jetzt getan. Gibt es sonst noch was?«
    Cato sah ihn stirnrunzelnd an und schüttelte dann den Kopf.
    »Nun, wenn du gestattest, ich hab noch zu tun … Macht das noch mal, und ich schicke euch mit einem Tritt in euren verdammten römischen Arsch baden!«, brüllte er zwei Sanitäter an, die mit dem Gewicht eines besonders schwergewichtigen Verwundeten kämpften und dessen nackten Beinstumpf gegen die Schiffswand gerammt hatten. Der Mann heulte vor Schmerz.
    In der Hoffnung auf das Aufblitzen irgendeiner Stimmungsänderung bei dem Karthager wartete Cato noch einen Moment lang ab, doch Nisus ließ keinen Zweifel daran, dass er ihm nichts mehr zu sagen hatte. Cato wandte sich traurig ab und kehrte zu seiner Zenturie zurück. Er setzte sich in einiger Entfernung von Macro hin und starrte einfach auf den Fluss hinaus.
    Schließlich waren auch die letzten Verwundeten an Bord, und der Kapitän des Frachtschiffs machte Macro ein Zeichen.
    »Setzt euch in Bewegung, Burschen! Jetzt seid ihr dran!«
    Die Zenturie marschierte in einer Reihe über die Rampe an Bord, wo die Männer krachend aufs Deck hinuntersprangen und von dort weitergeleitet wurden. Macro erteilte den Männern die Erlaubnis, ihr Marschgepäck hinzustellen und die Rüstung abzulegen. Die Seeleute drückten die Frachtschiffe vom Ufer ab, von einigen müßigen Legionären beobachtet. Der größte Teil der Zenturie streckte sich auf dem Deck aus und döste in der warmen Sonne vor sich hin.
    Als Cato über die immer größer werdende Lücke zwischen Schiff und Ufer hinwegschaute, sah er Nisus, der seine Sanitäter die Uferböschung hinauf zu den Lazarettzelten zurückführte. Mit lässigem Schritt kreuzte Tribun Vitellius in Gegenrichtung seinen Weg. Als er Nisus sah, hob er mit einem breiten Lächeln grüßend die Hand.

34

    Obgleich die Landung der Legion in Rutupiae erst zwei Monate zurücklag, hatte sich das eilig errichtete befestigte Lager, das den Landungsplatz am Strand beschützte, in ein riesiges Vorratsdepot verwandelt. Zahllose Schiffe lagen im Umkreis vor Anker und warteten darauf, einen Platz an der Anlegestelle zu bekommen, um ihre Fracht entladen zu können. Über ein Dutzend Schiffe hatten dort längsseits festgemacht, und Hunderte von Hilfstruppen trugen Säcke und Amphoren aus den tiefen Laderäumen der breiten Frachtschiffe und stapelten sie auf Transportkarren für den

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