Cato 02 - Im Auftrag des Adlers
zerbeulten Becher herunter, schenkte sich erneut ein und kippte auch diesen Becher. Dann hielt er inne, ließ einen so lauten Rülpser aus den Tiefen seiner Eingeweide aufsteigen, dass die Männer in seiner Nähe sich nach ihm umdrehten, legte sich auf den Boden zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Er lächelte, gähnte und schloss die Augen.
Sekunden später grollten die vertrauten, tiefen Schnarchlaute aus der Dunkelheit hinter der Glut des Kochfeuers hervor, und Cato fluchte, dass es ihm niemals gelang, als Erster einzuschlafen. Auch der Rest der Zenturie hatte sich satt gegessen, und da sie in dieser Nacht einmal keinen Wachdienst schieben mussten, hatten die Männer mehr getrunken, als ihnen gut tat. Beinahe alle waren schon eingeschlafen, und eine Zeit lang saß Cato, die Hände um die angezogenen Beine gelegt, dicht beim Feuer. Die orangerote Glut kräuselte sich in hypnotisierenden Windungen bis in sein bebendes Herz, und plötzlich entschwebte sein weingetrübtes Bewusstsein in elysische Träumereien. Mühelos legte sich das Bild Lavinias vor die Flammen, und er gestattete sich, ihre wunderschöne Gestalt zu bewundern, bevor er den Kopf auf seinen gefalteten Umhang bettete und sanft in den Schlaf glitt.
35
»Name?«, schnauzte Macro den Legionär an, der vor seinem Schreibtisch stand.
»Gaius Valerius Maximus, Herr.«
»Stamm?«
»Velina.«
»Wie lange dienst du schon unter der Adlerstandarte?«
»Acht Jahre, Herr. Sieben bei der Dreiundzwanzigsten Martia, bevor sie aufgelöst wurde und man mich zur Achten schickte.«
»Verstehe.« Macro nickte ernst. Die Dreiundzwanzigste war massiv in den Aufstand des Scribonianus verwickelt gewesen und hatte für ihre verspätete Loyalität dem neuen Kaiser gegenüber den höchsten Preis bezahlt. Doch wie dem auch sei, der Mann, der da vor ihm stand, war ein Veteran und wirkte robust und stark. Noch aussagekräftiger war der perfekte Zustand seiner Ausrüstung; Koppelschloss und Schnallen glänzten im Sonnenlicht, und er hatte sich einen dieser neuen Schienenpanzer geleistet, die in der Armee immer beliebter wurden.
»Lass mal dein Schwert sehen, Maximus«, knurrte Macro.
Der Legionär griff an seine Hüfte, zog zackig das Schwert aus der Scheide, drehte es um und streckte dem Zenturio den Griff hin. Macro schloss respektvoll die Hand um das Heft und sah sich die Klinge genau an. Wie viel Sorgfalt in ihre Pflege gegangen war, ließ sich sofort erkennen, und eine leichte Berührung der Schneide zeigte ihre Schärfe.
»Gut! Sehr gut.« Macro reichte die Waffe zurück. »Du bekommst deine Einheit am Ende des Tages zugewiesen. Wegtreten!«
Der Legionär salutierte, machte kehrt und marschierte davon, ein wenig zu steif für Macros Geschmack.
»Soll ich ihn für die Zweite eintragen, Herr?«, fragte Cato, der mit vier vor ihm ausgerollten Schriftrollen neben Macro saß. Er tauchte die Feder in die Tinte und hielt sie über der Schriftrolle der Zweiten Legion in der Schwebe.
Macro schüttelte den Kopf. »Nein. Ich kann ihn nicht gebrauchen. Schau dir das linke Bein an.«
Cato sah eine feuerrote Linie, die vom Oberschenkel bis zur Wade lief; aufgrund des straff gespannten Narbengewebes zog der Mann das Bein ganz leicht nach.
»Bei einem Gewaltmarsch wird das ein Problem für ihn, vor allem aber für uns. Trag ihn bei der Zwanzigsten ein. Der ist nur noch für den Reservedienst zu gebrauchen. «
Macro hob die Augen zu den Schlange stehenden Legionären, die auf ihre Einteilung warteten. »Der Nächste! «
Während der Tag voranschritt, verkürzte sich die lange Reihe der Ersatzleute allmählich, und die Namenslisten auf Catos Rollen wurden länger. Die Arbeit war erst spät in der Nacht beendet, als Cato seine Listen im Lampenlicht mit der aus dem Hauptquartier der Achten Legion geschickten Kontrollliste abglich, um sicherzugehen, dass sie niemanden ausgelassen hatten. Man musste Macro zugute halten, dass er die Leute insoweit gleichmäßig verteilt hatte, als jede Legion Ersatz im Verhältnis zu ihren Verlusten bekam. Die besten Männer aber gingen dennoch an die Zweite Legion.
Am nächsten Morgen stand Cato gleich bei Tagesanbruch auf und wies vier Männer seiner Zenturie an, die Ersatzleute jeder Legion zu sammeln und entsprechend der ihnen zugewiesenen Einheit unterzubringen, damit sie sich so schnell wie möglich an ihre neue Zugehörigkeit gewöhnten. Macro war im Hauptquartier damit beschäftigt, der Ersatzausrüstung der Zweiten
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