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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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dennoch Respekt einflößend, und er hielt den Atem an, sagte sich aber dann, dass ihm auf seinem Aussichtspunkt nun wirklich nichts zustoßen konnte. Der Elefantentreiber klopfte dem Koloss mit dem Stock auf den Hinterkopf, und das Tier stampfte vorsichtig auf die Landungsbrücke, wobei es das Frachtschiff durch die Gewichtsverlagerung leicht zum Krängen brachte. Der Elefant blieb stehen und hob den Rüssel, doch der Führer knallte ihm erneut den Stock auf den Kopf, und zur unübersehbaren Erleichterung der Mannschaft trottete der Elefant zur Anlegestelle hinüber.
    Der letzte Elefant ging von Bord, als die Dämmerung fast schon in Nacht überging, und die Schwergewichte wurden zu einer Einfriedung in einiger Entfernung von den anderen Tieren geführt, die sich vor den Elefanten fürchteten. Während Cato und die verbliebenen Legionäre den Dickhäutern nachsahen, die mit ihrem merkwürdig behäbigen, wiegenden Gang davontrabten, machten die Frachtschiffe der nächsten Partie von Fahrzeugen Platz – diesmal waren es die auffallend bemalten Kriegsschiffe, an Bord der Haushalt und Hofstaat des Kaisers. Über die Landungsbrücken strömte die gesellschaftliche Elite Roms: Patrizier in purpurrot gestreiften Togen und ihre Frauen in exotischen Seidenstoffen und mit kunstvollen Frisuren. Dahinter schritt der niedere Adel, die Männer in teuren Tuniken, die Frauen in achtbaren Stolen. Zum Schluss kam das Gepäck, das von Dutzenden von Sklaven an Land geschleppt wurde, immer sorgfältig vom Majordomus eines jeden Haushalts überwacht, damit auch ja nichts entzweiging.
    Während die Haushalte sich gruppenweise entlang der Anlegestelle zusammenscharten, eilten Sekretäre aus dem Hauptquartier des Nachschublagers zwischen ihnen hin und her, suchten die Namen auf ihrer Liste und geleiteten die Gäste zu einem befestigten Zeltbereich, den man am Rand des Lagers angebaut hatte. Nur wenige der neu Eingetroffenen geruhten, einen Blick zu den Legionären hinaufzuwerfen, die oben an der Palisade standen. Die Legionäre ihrerseits starrten schweigend auf die Schar hinunter und staunten über den bombastischen Reichtum der römischen Aristokratie, die ihren Lebensstil dem Blut und dem Schweiß der Legionen verdankten.
    Während Cato die Augen über das bunte Gewimmel auf der Anlegestelle gleiten ließ, wandte sich ihm plötzlich ein Gesicht in der Menge auf eine Weise zu, die sogleich seine Aufmerksamkeit erregte. Er spürte, wie ihm das Herz in der Brust erzitterte und sein Puls sich gleich darauf enorm beschleunigte. Ihm stockte der Atem, als er das lange, dunkle, von einem Kamm gehaltene Haar mit den Augen einsaugte, als er die feine, dunkle Linie der Augenbrauen und das herzförmige Gesicht erblickte, das am Kinn schmal zusammenlief. Sie trug eine leuchtend gelbe Stola, die die Kurven ihres schlanken Körpers noch betonte. Wie vom Donner gerührt stand er da und starrte sie an, wollte sie beim Namen rufen, wagte es aber nicht recht. Viel zu schnell wandte sie sich wieder ihrer Herrin zu und setzte ihre Unterhaltung fort.
    Wie ein geölter Blitz rannte Cato die Rampe hinunter und auf das Haupttor des Depots zu, und bei der Aussicht, Lavinia wieder in den Armen zu halten, war alle Erschöpfung der vergangenen Wochen wie weggeblasen.

36

    »Lavinia!«, rief Cato, als er sich durch das Gedränge des kaiserlichen Hofstaats schob, ohne auf die erstaunten Gesichter und deftigen Flüche zu achten, die ihm folgten. Dicht vor sich sah er ihre gelbe Stola in einer Lücke zwischen den Menschen aufblitzen, und darauf zuhaltend rief er wieder: »Lavinia!«
    Sie hörte ihren Namen, drehte sich auf der Suche nach dem Rufer um, und ihr Blick traf Cato, der sich in zwanzig Fuß Entfernung zwischen einem Senator und dessen Frau hindurchdrängte.
    »Cato?«
    Lavinias Herrin Flavia, die neben ihr ging, drehte sich Lavinias Blick folgend um. In Flavias Gesicht trat ein Lächeln, als nun auch sie den jungen Mann erblickte, den sie vor zehn Jahren im Kaiserpalast kennen gelernt hatte. Flavia war damals eine recht unbedeutende Gestalt bei Hof gewesen, hatte aber Interesse an dem schüchternen Knaben gewonnen und dafür gesorgt, dass er Zugang zur Palastbibliothek bekam und einen gewissen Schutz vor der unter den kaiserlichen Sklaven üblichen Hackordnung erhielt. Dafür war Cato ihr stets treu ergeben gewesen.
    »Also wirklich«, regte der Senator sich auf. »Pass doch verdammt noch mal auf, wo du langgehst, junger Mann!«
    Cato beachtete ihn nicht und

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