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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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schlussendlich sind es einfach nur Häppchen. Man sollte nicht zu sehr auf den äußeren Schein achten. Was zählt, ist das Wesen der Dinge. Nicht wahr, Cato?«
    »Ja, Herrin.« Cato nickte und fragte sich gleichzeitig, warum Flavia versuchte, ihn von Lavinia abzuschrecken. »Doch da man über das Wesen eines Dinges nur Vermutungen anstellen kann, wäre es da nicht doch vorteilhafter, einfach nur nach dem äußeren Schein zu urteilen, Herrin? «
    »Das kannst du sehen, wie du möchtest.« Flavia zuckte, von seiner Sophisterei unbeeindruckt, mit den Schultern. »Aber wenn du bei dieser Sichtweise bleibst, wird dir das Leben ein harter Lehrer sein.«
    Cato nickte. Er war anderer Meinung, wollte aber die glückliche Stimmung ihres Wiedersehens auf keinen Fall trüben. »Kann ich noch etwas Wein haben, Herrin?«
    Als Flavia auf seinen Becher zeigte, eilte ein Sklave mit einer Karaffe aus dem dunklen Zelthintergrund herbei. Cato streckte ihm den Becher hin, und der Sklave schenkte rasch nach und trat unauffällig zurück, nun wieder so still und stumm wie zuvor.
    »Ich würde nicht zu viel davon trinken«, meinte Lavinia mit einem kecken Lächeln und stupste Cato sanft in die Rippen.
    »Auf dich, Herrin.« Cato hob seinen Becher. »Auf dich und deinen Mann.«
    Flavia nickte huldvoll und lehnte sich dann auf dem Stuhl zurück, die Augen auf den jungen Optio gerichtet. »Verlief der Feldzug für den Legaten bisher erfolgreich?«
    Cato stockte einen Moment, bevor er antwortete. Im Moment standen die Dinge zweifellos gut, doch noch steckte ihm die Erfahrung, wie die einfache Masse der Legionäre den Sieg erkämpft hatte, zu sehr in den Knochen, um wirklich Triumph zu empfinden. Wenn künftige Historiker sich vielleicht irgendwann einmal auf die Erfolge bei der Invasion der Insel bezogen, würde vom Schmerz, dem Blut, dem Dreck und der erschöpften Abstumpfung, die der Preis gewesen waren, nie die Rede sein. Vor Catos innerem Auge blitzte ein eindringliches Bild von Pyrax auf, wie er bei seinem Bemühen, sich aus dem Schlamm zu befreien, von den Feinden niedergemacht worden war. Er wusste, dass die Historiker Pyrax’ Tod als ein völlig unbedeutendes Detail betrachten würden, das eines Platzes in der Geschichte unwürdig war.
    »Ja, Herrin«, antwortete Cato vorsichtig. »Der Legat hat seinen Anteil am Ruhm erworben. Die Zweite hat ihre Sache gut gemacht.«
    »Vielleicht. Aber leider zieht die Plebs Heroismus bloßer Tüchtigkeit vor.«
    Cato lächelte bitter. Sein neu erworbener Status als römischer Bürger machte ihn formal gesehen zu einem der Plebejer, von denen Flavia mit solcher Verachtung sprach. Andererseits war dieser Vorwurf an das gemeine Volk durchaus zutreffend.
    »Die Zweite hat sich in jeder Schlacht bewährt. Du kannst stolz auf deinen Mann sein. Dabei kann man nicht behaupten, dass die Briten keine Hilfe bekämen.«
    »Nein?«
    »Nein, Herrin. Immer wieder mussten wir feststellen, dass die Briten römische Schleudermunition und römische Schwerter verwenden.«
    »Haben sie die Waffen vielleicht unseren Gefallenen abgenommen? «
    »Wohl kaum. Bisher haben wir jede Schlacht gewonnen, sodass sie die Schlachtfelder nicht plündern konnten. Jemand muss ihnen das alles geliefert haben.«
    »Jemand? Wen meinst du damit?«
    »Ich habe keine Ahnung, Herrin. Ich weiß nur, dass der Legat dieser Sache nachgeht und angekündigt hat, er werde dem General Bericht erstatten.«
    »Verstehe.« Flavia nickte nachdenklich und spielte nervös mit ihrem Kleidersaum. Ohne aufzublicken fuhr sie fort: »Nun denn, ich nehme an, dass ihr beide noch das eine oder andere nachzuholen habt. Es ist eine wunderschöne Nacht für einen Spaziergang. Einen langen Spaziergang, nehme ich an.«
    Lavinia erhob sich rasch, ergriff Catos Hand und ruckte kräftig daran. Cato stand ebenfalls auf und neigte den Kopf vor Flavia. »Es ist schön, dich wiederzusehen, Herrin. «
    »Und dich auch, Cato.«
    Lavinia geleitete ihn zum Ausgang. Bevor sie nach draußen verschwanden, rief Flavia ihnen nach: »Macht das Beste draus, ihr beiden, solange es geht.«

37

    Es war kurz vor Tagesanbruch, und milchig grauer Nebel war aus dem Meer aufgestiegen. Er hing über dem Tor des Depots wie ein feuchtkaltes Leichentuch, erleuchtet vom schwachen Schein der fast abgebrannten Fackeln auf dem Wehrgang. Die Männer standen still und schwerfällig bei den ihnen zugewiesenen Einheiten herum, und die leisen Gespräche wurden hier und da von Gehuste unterbrochen, da ihre

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