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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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allen Wachdiensten als der gefährlichste, und jeder Wächter, der hier einschlief, hatte zu befürchten, dass ihm ein britischer Kundschafter die Kehle aufschlitzte. Denn Kundschafter waren mit Gewissheit da draußen. Seine Haupttruppe mochte Caratacus zurückgezogen haben, doch der britische Oberbefehlshaber kannte den Wert guter Informationen und testete die römischen Linien im Schutz der Dunkelheit. In den letzten Wochen hatte es nächtens mehr als nur ein wildes Scharmützel gegeben.
    Hundert Schritte weiter hielt Cato nach dem nächsten Posten Ausschau. Geduckt verlangsamte er seinen Schritt und schlich sich dorthin, wo der Mann stehen sollte. Als der Anruf ausblieb, vergewisserte Cato sich mit einem raschen Blick, dass er sich noch immer auf der geraden Linie zwischen seinem und Macros Vorposten befand. Ja, er war richtig, und hier war auch das zerdrückte Gras, wo der Wächter gehockt hatte. Von dem Mann selbst war jedoch nichts zu sehen. Cato überlegte, ob er ihn laut anrufen sollte. Doch gerade, als er den Mund öffnen wollte, kam ihm der schreckliche Gedanke, dass dem Posten etwas zugestoßen sein mochte. Was, wenn der Mann von einem britischen Kundschafter gefunden und getötet worden war? Und der Kundschafter vielleicht noch ganz in der Nähe war? Cato langte nach dem Schwertgriff, zog die Klinge langsam aus der Scheide und zuckte zusammen, weil trotz aller Vorsicht ein Reibegeräusch zu hören war.
    »Still, Optio«, flüsterte eine Stimme so leise, dass er es für einen Windhauch im Gras hätte halten können, wäre die Luft nicht so ruhig gewesen. Cato erstarrte fast das Blut in den Adern, doch dann wallte Ärger in ihm auf. Das hier war nicht der ordnungsgemäße Anruf. Was, zum Kuckuck, trieb der Mann da eigentlich?
    »Hier drüben, Optio. Bleib unten.«
    »Was ist denn los?«, flüsterte Cato zurück.
    »Wir haben Gesellschaft.«
    Cato ließ sich auf alle viere nieder und schob sich durchs Gras auf die Stimme des Wachpostens zu. Dieser Mann, Scaurus, war einer der Ersatzleute und hatte die besten Referenzen, wie Cato sich erinnerte. Jetzt sah er ihn, eine dunkle, kauernde Gestalt, den Speer flach am Boden, damit er ihn nicht verriet. Cato kroch neben ihn.
    »Was ist denn?«
    Scaurus antwortete einen Moment lang nicht und blieb ganz still, den Kopf den Hang hinunter zum feindlichen Gebiet gedreht. Er hob den Arm und zeigte in den Schatten eines hohen Gebüschs, das auf halber Höhe des Hangs wuchs. »Dort!«
    Cato folgte seinem Finger, sah aber nur unbewegtes Geäst. Er schüttelte den Kopf. »Ich sehe gar nichts.«
    »Nicht schauen. Lauschen.«
    Der Optio drehte dem Gebüsch das Ohr zu und versuchte, irgendein Geräusch aufzuschnappen, das nicht da sein sollte. Ein einzelner Vogel, dessen Ruf er nicht erkannte, sang wieder und wieder denselben melancholischen Refrain, und für kurze Zeit kam auch der leise Ruf einer jagenden Eule hinzu, der aber plötzlich wieder verstummte. Cato gab auf. Was immer da vorne gewesen war, es war entweder verschwunden, oder, wahrscheinlicher noch, einfach nur Scaurus’ Phantasie entsprungen. Er merkte sich vor, Scaurus von nun an nur noch für den Wachdienst im Turm einzuteilen. Doch im selben Moment schnaubte irgendetwas unten im Gebüsch. Ein Pferd.
    »Hörst du das?«, raunte Scaurus.
    »Ja.«
    »Soll ich hingehen und nachschauen?«
    »Nein. Wir warten hier ab, wer es ist.«
    Es mochte ein römischer Kundschafter sein, der sich auf einem Patrouillengang verirrt hatte und gar nicht wusste, wie nahe er schon bei der eigenen Linie war. So warteten sie also starr und stumm ab und spannten alle Sinne nach weiteren Hinweisen auf den Eindringling an. Die Eule rief wieder, diesmal lauter, und Cato fing gerade an, sich über sie zu ärgern, als unten am Hang etwas sichtbar wurde und eine dunkle Gestalt sich aus dem Gebüsch löste: ein Mann, der ein Pferd am Zügel führte. Er leitete das Tier den Hang hinauf, beinahe direkt auf Cato und Scaurus zu, sodass er keine zehn Fuß von ihnen entfernt vorbeigehen würde. Der Mann mit dem Pferd kam immer näher, vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, damit er nicht etwa im Dunkeln über irgendetwas stolperte und ungewollte Aufmerksamkeit erregte. Der Hufschlag des Pferdes war viel deutlicher zu hören, ein dumpfes, schlurfendes Geklapper auf den Spuren seines Herrn, da es von Geheimhaltung nichts wusste. Als Mann und Pferd nur noch zwanzig Fuß entfernt waren, stupste Cato Scaurus an und flüsterte: »Jetzt!«
    Der

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