Cato 02 - Im Auftrag des Adlers
bist verrückt.«
»Nein, nur blind«, entgegnete Vespasian leise. »Bis vor kurzem.«
Falvia saß kerzengerade im Bett und wollte ihren Protest wiederholen, doch Vespasian ließ sich nicht.
»Nein! Lass mich ausreden. Ich hätte niemals Verdacht gegen dich geschöpft, niemals. Ich dachte, wir wären ein Herz und eine Seele, verfolgten dieselben Ziele im Leben. Ich habe dir in jeder Kleinigkeit vertraut. Als mir deine Intrigen dann enthüllt wurden, dachte ich erst, die Anschuldigungen wären lächerlich. Doch sobald ich mich zwang, die Einzelteile zu einem Bild zusammenzufügen, ließ sich deine Schuld nicht mehr leugnen. Ach, Flavia! Wenn du nur wüsstest, wie verletzt ich mich fühle.«
»Wer hat dir das gesagt? Wer beschuldigt mich?«
»Das spielt keine Rolle.«
»Doch, natürlich. Bist du wirklich so naiv, dass dir die Aussage eines einzigen Menschen ausreicht? Und glaubst du eher einem anderen als deiner Frau?«
»Ich glaube meinem Verstand. Das meiste musste ich mir selbst zusammenreimen.«
»Hast du denn nie daran gedacht, die Motive des Menschen zu hinterfragen, der dich veranlasst hat, die meinen in Zweifel zu ziehen? Warum sollte jemand solche Zweifel in deinem Herzen säen wollen? Wenn du mir sagst, wo diese falschen Anschuldigungen herkommen, könnte ich dir vielleicht ihre eigentliche Absicht erklären.«
Angesichts der Aufrichtigkeit, die sich in ihrem Gesicht und ihrer Stimme ausdrückte, hielt Vespasian nachdenklich inne. War dies das Zeichen der Schuldlosigkeit, das er suchte? War sie wirklich unschuldig? Lag er mit seinen Überlegungen hinsichtlich ihres Verrats vielleicht doch völlig verkehrt?
»Der Name«, hakte sie nach.
Warum nur liegt ihr so viel daran, den Namen zu erfahren?, fragte sich Vespasian. Falls sie unschuldig war, sollte der Name doch eine weit geringere Rolle spielen als der Inhalt der Anschuldigung. Dann kam ihm der Gedanke, dass der wahre Grund hinter ihrer Frage die Hoffnung auf Rache sein mochte, oder ihre Absicht, den Beschuldiger zu beseitigen, um ihre Bundesgenossen zu schützen.
»Der Name tut nichts zur Sache.«
»O doch, mein Mann. Ich habe dir gesagt warum.«
»Ich hätte gedacht, dass dir mehr daran liegt, mich von deiner Unschuld zu überzeugen als von der Schuld eines anderen Menschen. Das käme mir natürlicher vor.«
»Verstehe.« Flavia beugte sich zurück, weg von ihm, und betrachtete ihren Mann kalt, während sie ihre Vorgehensweise überlegte. »Du hältst mich also für unnatürlich, für eine Art Ungeheuer? Dasselbe Ungeheuer, das deinen Sohn zur Welt gebracht hat?«
»Das reicht jetzt, Flavia!« Vespasian war zu müde, um sich mit einem solchen Argument auseinander zu setzen. Es führte zu weit von dem weg, was er mit dieser Unterredung beabsichtigt hatte. Er hatte gehofft, seine Frau gut genug zu kennen, um alle Anzeichen von Falschheit zu entdecken. Er hatte seine Anschuldigung vorgebracht, und sie hatte sie zurückgewiesen, doch noch immer war er sich nicht sicher, ob sie nun mit den Liberatoren unter einer Decke steckte oder nicht.
»Schau, ich muss dich das fragen. Ich muss wissen, was du im Schilde führst. Falls du mit den Feinden des Kaisers zusammenarbeitest, und sei es auch nur ganz entfernt, musst du es mir sagen. Ich werde mein Bestes tun, dich vor den Folgen zu beschützen. Ich bin kein Dummkopf, Flavia. Falls es irgendeine Möglichkeit gibt, diese Sache vor Narcissus’ Spitzeln geheim zu halten, werde ich das tun. Besser ein dunkles Geheimnisse als eine gefährliche Enthüllung. Aber du musst mir schwören, alle Verbindungen zu diesen Verrätern abzubrechen und dich nie wieder mit ihnen einzulassen. Erzähle mir alles, schwöre, dass du mir die Wahrheit sagst, und all das kann in der Vergangenheit verborgen bleiben.« Er sah sie unverwandt an, um die Wirkung seiner Worte abzuschätzen, und erwartete ihre Antwort.
Flavia griff nach seiner Hand und zog sie an ihre Brust. »Mein Mann, ich schwöre bei meinem Leben, dass ich nichts mit den Liberatoren zu tun habe. Das schwöre ich.«
Vespasian wollte ihr gerne glauben. Mehr als alles wollte er ihr glauben, doch trotz ihres Versprechens blieb ein kleiner Rest von Zweifel in seinem Hinterkopf und ließ sich nicht beschwichtigen.
»Na schön, ich glaube deinem Wort. Und gerne. Aber, Flavia, wenn du mich für dumm verkaufst und ich es jemals herausbekomme …«
Eine Drohung war nicht nötig. Er sah, dass sie wusste, welche Konsequenzen eine solche Enthüllung haben würde. Flavia
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