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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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verwenden sollen; der Mann war Wundarzt und nicht als Spion ausgebildet. Aber jemand anderes hatte ihm eben nicht zur Verfügung gestanden. Er hatte sich mit einem Amateur behelfen müssen, und das Ergebnis war die heutige Katastrophe. Anscheinend war Nisus den Römern lebend in die Hände gefallen. Was, wenn man den Mann vor seinem Tod noch verhören konnte? Sterben würde er gewiss, denn wenn er seinen Verletzungen nicht erlag, würde man ihn für die Desertion im Angesicht des Feindes steinigen. Falls man Nisus aber zum Reden brachte, würde garantiert er selbst in die Sache hineingezogen werden.
    Die Lage war extrem gefährlich. Am besten ging er ins Lager zurück, bevor ihn noch irgendwer vermisste. Er brauchte unbedingt Zeit zum Nachdenken, Zeit, um eine Strategie zu finden, mit dieser Misslichkeit fertig zu werden.
    Tief gebückt schlich Vitellius den Hang zu den funkelnden Feuern der Armee hinunter. Er hatte diesem dummen Optio der Neunten am Tor gesagt, er wolle den Befestigungswall von außen inspizieren. Für diese Aufgabe konnte man eine beträchtliche Zeit veranschlagen, mehr als genug, um zum Hügelkamm hinaufzugehen und sich an der Stelle mit Nisus zu treffen, die sie vor mehreren Tagen vereinbart hatten.
    Nun aber würde er nicht erfahren, wie Caratacus auf seinen Plan reagiert hatte. Er hatte keine Möglichkeit mehr, an diese Information heranzukommen, es sei denn, er konnte sich vor dessen Tod noch an Nisus heranmachen und mit ihm reden. Das war wirklich verdammtes Pech. Nein, verbesserte er sich, es war einfach verdammt schlechte Planung. Niemand anderem als sich selbst konnte er die Schuld geben. Er hätte Nisus niemals verwenden dürfen, und er hätte niemals diesen Treffpunkt aussuchen dürfen. Die meisten Offiziere stellten nachts keine Postenketten zwischen den Vorpostenlagern auf. Nun hatte er also ausgerechnet einen Abschnitt erwischt, wo ein durch und durch gewissenhafter Offizier kommandierte.
    Nachdem er das Passwort genannt hatte, wurde Vitellius am Tor eingelassen. Er nickte dem wachhabenden Optio zu und versicherte ihm, die äußeren Verteidigungswälle befänden sich in bestem Zustand. Dann ging er zwischen den Zeltreihen entlang zu seinem Quartier und ließ sich vollständig bekleidet aufs Feldbett niedersacken. Er konnte später schlafen, jetzt aber musste er über die üble Lage nachdenken, in die Nisus’ Gefangennahme ihn gebracht hatte. Dass er den Wundarzt zum Schweigen bringen musste, stand außer Frage. Wenn der Wachposten das noch nicht erledigt hatte, würde er selbst es tun. Dann musste er Nisus Caratacus’ Antwort abnehmen, bevor die Leiche allzu gründlich durchsucht wurde. Selbst die beste Verschlüsselung ließ sich innerhalb weniger Tage knacken, und wie einfach der Code war, auf den Caratacus und Vitellius sich geeinigt hatten, würde man im selben Moment merken, in dem irgendeiner erkannte, was sie da vor Augen hatten. In diesem Falle konnte er nur hoffen, dass die Botschaft nichts enthielt, was ihn unmittelbar involvierte. Sollte Narcissus auch nur den geringsten Verdacht schöpfen, würde man Vitellius still und leise, aber schmerzhaft um die Ecke bringen.
    Er spielte da ein gefährliches Spiel. Die römische Politik war immer schon gefährlich gewesen, und je höher einer stieg, desto größere Risiken musste er eingehen. Das erregte Vitellius. Allerdings nicht so sehr, dass es ihn unvorsichtig gemacht hätte. Er hatte viel zu viel Respekt vor der Intelligenz seiner Mitspieler, um sie jemals zu unterschätzen. Glücklicherweise erwiesen viele seiner Rivalen ihm nicht die gleiche Ehre; sie waren die Art von Mensch, deren Intelligenz durch ihre Arroganz unrettbar verdorben wurde. Wie Cicero, so war auch ihnen die regelmäßig gezollte Anerkennung ihres mächtigen Verstandes ein unabdingbares Bedürfnis, und genau diese Bestätigung heischenden Momente der Schwäche bedingten am Ende ihren Sturz. Vitellius hatte diese Regel nur ein einziges Mal gebrochen, und damals auch nur, um Vespasian zu überzeugen, dass eine Enthüllung für den Legaten weit schädlichere Folgen hätte als für Vitellius selbst. Dennoch hatte er das Gefühl, damals zu viel gesagt zu haben, und schwor sich, nie wieder auch nur ein einziges Wort mehr als nötig zu enthüllen.
    Vitellius war stolz auf die Tatsache, dass er schnell gelernt hatte, sich niemals der Sache eines anderen zu verschreiben. Schon der Begriff der ›Geheimorganisation‹ war ein Widerspruch in sich; die Gefahr eines

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