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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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umfriedeten Bereich der kaiserlichen Reisegefährten zu spähen.
    Vor den Blicken der Armee geschützt, lagerte dort die gesellschaftliche Elite Roms unter den kleinstmöglichen Zugeständnissen an die Beschwerlichkeiten eines Feldzugs. Rundum auf dem Gelände breiteten sich riesige Zelte aus, und wo die Zeltöffnung zu Cato hinzeigte, erkannte er im Inneren reich verzierte Fliesenböden und teure Möbel. Einige Mitglieder des kaiserlichen Hofs hatten Vordächer aufgespannt und ruhten auf Polsterbänken, von den Sklaven bedient, die sie aus der Stadt mitgebracht hatten. Der mittlere Bereich des Geländes war freigelassen worden, um Geselligkeiten Platz zu bieten, doch nach dem Gelage der vorangegangenen Nacht war er nahezu leer. Cato beäugte vorsichtig die wenigen Leute, die zu sehen waren, doch Lavinia war nicht unter ihnen. Also blieb er oben auf dem Wagen liegen und wartete, wobei er manchmal in der Sonnenhitze beinahe eindöste. Jedesmal, wenn eine weibliche Gestalt aus einem der Zelte kam, hob Cato den Kopf und spähte angestrengt, ob es vielleicht Lavinia war.
    Dann endlich ging nicht weit von der Stelle, wo er lag, eine Zeltklappe auf, und eine schlanke Frau in einem durchscheinenden grünen Kleid trat steif in den Schatten des Vordachs. Sie reckte sich und gähnte, bevor sie ins Sonnenlicht trat, wo Cato ihre jadeschwarzen Locken erkannte. Ein berauschendes Gefühl der Leichtigkeit erfüllte ihn. Einen Moment lang beobachtete er Lavinia und sog jede ihrer Bewegungen in sich auf, als sie sich gegen den Pfosten lehnte, der das Vordach stützte, und das Gesicht der Sonne entgegenstreckte.
    Dann kratzte sie sich am Rücken und drehte sich um, um ins Zelt zurückzukehren. Cato erhob sich halb, getrieben vom verzweifelten Wunsch, ihren Blick auf sich zu lenken, damit sie nach diesem quälend kurzen Auftauchen nicht schon wieder verschwand. Falls sie ihn erblickte, konnte er ihr vielleicht bedeuten, sich außerhalb der Einfriedung mit ihm zu treffen. Cato hob die Hand und wollte gerade winken, als eine Bewegung am Rande seines Gesichtsfeldes seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte.
    Durchs Tor der Einfriedung schritt Tribun Vitellius. Sofort überlief Cato wieder das Frösteln, das ihn beim Anblick dieses Mannes immer überkam, denn mit einer grässlichen Unaufhaltsamkeit ging der Tribun direkt auf Lavinia zu, die ihm den Rücken zugekehrt hatte und von seinem Kommen nichts merkte. Vitellius schlich sich an sie heran und legte ihr die Hände auf die Schultern. Sie wirbelte erschreckt herum. Cato erhob sich auf die Knie, um ihr zur Rettung zu eilen, ohne zu bedenken, dass er in dem schwer bewachten kaiserlichen Bezirk ohnehin nicht zu ihr durchdringen konnte. Er hob die Hände, um nach ihr zu rufen, doch bevor er überhaupt einen Ton herausbekam, wurde er grob an den Füßen vom Wagen heruntergerissen. Er taumelte durch die Luft und prallte so heftig auf dem Boden auf, dass es ihm den Atem verschlug. Ein Paar Militärsandalen landete krachend neben seinem Gesicht, und einen Moment später wurde Cato, der nach Luft schnappte wie ein Fisch auf dem Trockenen, nach oben gerissen.
    »Scheiße noch mal, was hast du hier eigentlich vor, Bürschchen?«
    Cato erkannte das Gesicht des Prätorianers vom Tor der Einfriedung. Er versuchte zu antworten, doch da er keine Luft mehr in der Lunge hatte, kam nur ein Fiepen heraus.
    »Du verweigerst also die Antwort, hä? Na schön, dann lass uns mal sehen, ob mein Zenturio dir die Zunge lösen kann, und vielleicht auch gleich noch ein paar Zähne mit, wenn er schon mal dabei ist.«
    Der Wächter krallte die Faust in Catos Haar und zerrte den halb stolpernden, halb geschleiften Cato durch den Wagenpark zum Zelt des Hauptquartiers. Die Sklaven und Legionäre, die die verbliebenen Wagen beluden, hielten inne, da sie sich das wenig erbauliche Spektakel nicht entgehen lassen wollten. Einige lachten, und Cato errötete vor Scham, dass sie ihn hier wie einen ertappten Lausebengel sahen.

45

    »Ist alles bereit?« General Plautius ließ den Blick umherschweifen. Auf der einen Seite der Straße, die von der Brücke ins Hauptlager führte, formierten sich gerade die letzten Offiziere. »Nun gut, dann gebt das Signal.«
    Sabinus nickte dem Stabstribun zu, der für die Signalabteilung zuständig war, und der gab den versammelten Bläsern den Befehl, Cornu und Bucina bereitzumachen. Eine kurze Pause, in der sie Luft holten und die Lippen ansetzten, und dann schallte nach einem lautlos gezählten

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