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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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als sein Kummer, und er trat näher, um nach der Ursache dieser plötzlichen Aufregung zu sehen.
    »Was ist das Problem?«
    »Hier, Optio. Schau dir das einmal an.« Der Pfleger reichte ihm den Verband. »Kein Kratzer an seinem Bein. Nur ein paar Zeichen auf dem Zeugs da.«
    Cato ging zum Rand des Zeltes, wo eine einfache Holzbank stand, und setzte sich langsam hin, den Blick auf die sonderbaren geraden und geschwungenen Linien am einen Rand des Tuchs gerichtet. Sie blieben ihm völlig unverständlich, deshalb steckte er den Verband in seine Tunika und beschloss, ihn sich bei Tageslicht näher anzuschauen.
    Er schaute zur Leiche auf dem Tisch hoch. Jetzt, da die Qual des Sterbens vorüber war, wirkte Nisus’ Gesicht heiter und gelassen. Was hatte er in diesen letzten Tagen im Sinn gehabt?
    Cato merkte, dass plötzlich noch jemand im Zelt war. Tribun Vitellius war so lautlos eingetreten, dass keiner ihn bemerkt hatte. Er stand im Schatten der Zeltklappe und blickte auf die Leiche. Zunächst bemerkte er Cato nicht, und der Optio sah Angst und Enttäuschung über das Gesicht des Tribuns huschen. Angst und Enttäuschung – aber keine Trauer. Dann entdeckte Vitellius ihn und runzelte die Stirn.
    »Was machst du denn hier? Du hast doch Dienst.«
    »Ich habe Nisus hergebracht, Herr.«
    »Was ist ihm zugestoßen?«
    »Einer meiner Wachposten erwischte ihn dabei, wie er versuchte, sich durch unsere Linie zu schleichen. Er reagierte nicht auf unseren Anruf, und als er flüchten wollte, traf ihn der Posten mit einem Speer.«
    »Das ist Pech«, murmelte Vitellius, und dann lauter: »Wirklich Pech. Nun können wir ihn nicht mehr verhören, um herauszufinden, was für ein Spiel er seit seinem Verschwinden aus dem Lager gespielt hat. Hat er vor seinem Tod noch etwas gesagt?«
    »Nichts, das man hätte verstehen können, Herr.«
    »So, so«, meinte der Tribun ruhig. Er klang beinahe erleichtert. »Nun, am besten gehst du jetzt sofort zu deiner Einheit zurück.«
    »Ja, Herr.« Cato stand auf, und er und der Tribun salutierten. Außerhalb der Bruthitze des Zelts wirkte die Luft kühl und feucht; der Tagesanbruch war nicht mehr fern. Cato marschierte eilig zum Tor, um so schnell wie möglich von Vitellius wegzukommen.
    Im Zelt trat Vitellius zur Leiche, die inzwischen von den beiden Pflegern mit Duftöl eingerieben und für die Einäscherung fertig gemacht wurde. Der Tribun ließ die Augen über Nisus wandern, bevor er sich seinen Kleidern zukehrte und sie sorgfältig durchsuchte.
    »Suchst du etwas Bestimmtes, Herr?«
    »Nein, ich habe mich nur gefragt, ob euch an ihm irgendetwas … Ungewöhnliches aufgefallen ist.«
    »Nein, Herr, nichts Ungewöhnliches.«
    »Verstehe.« Vitellius kratzte sich am Kinn und fasste den Sanitäter prüfend ins Auge. »Nun, falls ihr noch etwas Ungewöhnliches findet, was auch immer es sein mag, bringt es sofort zu mir.«
    Nachdem der Tribun gegangen war, wandte der andere Sanitäter sich seinem Kameraden zu. »Warum hast du ihm nichts von dem Verband erzählt?«
    »Von was für einem Verband denn?«
    »Der, den wir an ihm gefunden haben.«
    »Na ja, der ist jetzt nicht mehr hier. Außerdem«, der Sanitäter hielt inne und spuckte in die Zeltecke, »lass ich mich niemals in irgendwas verwickeln, womit Offiziere zu tun haben. Wenn ich ihm von dem Verband erzähle, bin ich sofort in irgendwas verwickelt, verstehst du?«
    »Ja, du hast ganz recht daran getan.«

44

    Bei Tagesanbruch wurden die Wachen des Außenpostens gewechselt, und Cato führte seine halbe Zenturie über den Hang zum Hauptlager zurück. Die anstrengende Nachtwache war vorüber, und die Männer freuten sich darauf, den Tag über nichts zu tun zu haben und sich ausruhen zu können, umso mehr, als die Armee bald wieder losziehen würde. Dann würden all die Härten des Marschierens mit dem schweren Marschgepäck an der Tragstange, mit dem mühseligen Errichten der Marschlager und dem ewigen Hirsebrei von vorne beginnen.
    Obgleich der klare Himmel einen weiteren wolkenlosen Tag versprach, konnte Cato an diesem Vormittag die fröhliche Stimmung der anderen nicht teilen. Nisus war tot. Der Krieg kostete schon genügend Menschenleben, ohne dass zu diesem Blutzoll auch noch Unfälle hinzukamen. Was Nisus’ Tod noch unerträglicher machte, waren die mysteriösen Umstände seines vorangegangenen Verschwindens. Wäre er in der Schlacht gefallen, wäre das zwar traurig gewesen, aber nicht unerwartet geschehen. Irgendetwas an diesem Todesfall

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