Cato 02 - Im Auftrag des Adlers
Elefanten drängten sich trotz aller Bemühungen ihrer Treiber nervös aneinander, und die Aufregung dieser massigen Tiere griff auch auf die Pferde über.
»Bringt die Elefanten weg!«, schrie Plautius den Treibern zu. »Bringt sie vom Weg runter. Schnell! Bevor ihr die Kontrolle über sie verliert!«
Die Elefantentreiber erkannten die Gefahr, traten die Kolosse mit den Fersen und hieben wie wild auf die grauen, runzligen Kuppeln der Elefantenköpfe ein, bis die Tiere sich schwerfällig in Bewegung setzten und zum Flussufer begaben, wo sie sich in einiger Entfernung von der Brücke zusammendrängten.
Claudius gab seine Götterschelte auf und ging auf die berittenen Offiziere zu.
»Wo ist meine verdammte Sänfte?«
»Schon unterwegs, Cäsar«, antwortete Narcissus und zeigte zur Brücke zurück, wo gerade ein Dutzend Sklaven mit einem großen, vergoldeten Zweisitzer herbeieilten. Als sie auf dem diesseitigen Ufer ankamen, liefen bereits kleine Bäche über den Weg, und was eben noch trockene, harte Erde gewesen war, lag jetzt glitschig unter den Sohlen. Die Sänftenträger bemühten sich, auf dem Weg zum Kaiser, der sie schon zornbebend vor Ungeduld erwartete, nicht auszurutschen. Nachdem sie das steile Flussufer hinter sich hatten, beschleunigten sie ihren Schritt und stellten die Sänfte eilig beim Kaiser ab.
»Wird aber auch Zeit!« Claudius war patschnass, sein schütteres weißes Haar klebte ihm in zerzausten Strähnen am Kopf, und sein einstmals strahlend purpurroter Mantel hing ihm in dunklen, nassen Falten von den Schultern. Mit einem letzten wütenden Blick zum Himmel schoss er eilig in die Sänfte. Durch den Vorhang rief er nach General Plautius.
»Ja, Cäsar?«
»Setz die Leute in Bewegung! Die Armee geht in die Offensive, egal wie das Wetter ist. V-v-veranlasse das!«
»Jawohl, Cäsar!«
Mit einem Wink gab Plautius den Befehl an seine versammelten Offiziere weiter, die ihre Pferde wendeten und sich in einer ungeordneten Reihe zu ihren Einheiten zurückbegaben, um sich für den Vormarsch bereitzumachen. Sabinus ritt weiter neben seinem jüngeren Bruder her, den Kopf möglichst tief in den Falten seines Umhangs vergraben. Der Paradehelmbusch war durchweicht und hing traurig von seiner Halterung herunter. Rundum prasselte der Regen nieder, begleitet von flammenden Blitzen, auf die Dunkelheit und ein ohrenbetäubender Donner folgten, von dem selbst die Erde erbebte. Der Ausbruch des Sturms war genau mit dem Aufbruch der Armee zusammengefallen, so dass der Gedanke, dass es sich um ein Zeichen göttlicher Missbilligung handelte, schwer zurückzudrängen war. Die Armeepriester hatten jedoch beim ersten Tageslicht in den Eingeweiden gelesen, und der Boden hatte die Standarten problemlos freigegeben, als die Standartenwachen der Legion sie aus dem geheiligten Standartenbezirk abholten. Trotz dieser widersprüchlichen Vorzeichen göttlicher Gunst war Claudius für den Vormarsch bei der Strategie geblieben, die er dem Generalstab vorgelegt hatte. Sabinus machte sich Sorgen.
»Also, selbst ich weiß, dass wir das Gebiet, durch das der Vormarsch verläuft, sorgfältig auskundschaften sollten. Es ist feindliches Gelände, und wer weiß, welche Fallen Caratacus uns gestellt hat. Der Kaiser ist kein Soldat. Was er über den Krieg weiß, hat er aus Büchern gelernt, nicht aus der Erfahrung im Feld. Wenn wir einfach blindlings in den Feind hineinrasseln, muss das doch Ärger geben. «
»Ja.«
»Jemand muss versuchen, mit ihm zu reden, ihm das klarzumachen. Plautius ist zu schwach, um ihm zu widersprechen, und der Kaiser hält Hosidius Geta für einen Dummkopf. Es muss jemand anders sein.«
»Jemand wie ich, nehme ich an.«
»Warum denn nicht? Er scheint dich doch zu mögen, und du hast Narcissus’ Hochachtung. Du könntest versuchen, ihn von einer sichereren Strategie zu überzeugen.«
»Nein«, entgegnete Vespasian fest. »Das mache ich nicht.«
»Warum nicht, Bruder?«
»Wenn der Kaiser nicht auf Plautius hört, wird er wohl kaum auf mich hören. Plautius ist Kommandant der Armee. Es ist seine Sache, an den Kaiser heranzutreten. Darüber brauchen wir nicht mehr zu reden.«
Sabinus öffnete den Mund zu einem weiteren Überredungsversuch, doch Vespasians entschlossener Gesichtsausdruck, den er schon aus ihrer Kindheit kannte, ließ ihn innehalten. Wenn Vespasian einmal entschieden hatte, dass ein Thema erledigt war, ließ er sich nicht mehr umstimmen; alle Überredungsversuche wären also nur
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