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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Lichtspektakel ging die Sonne am Horizont unter, und dann schloss die Wolkendecke sich erneut und fegte noch dichter und düsterer über das Lager, während der Wind allmählich auffrischte. Nachts heulte der Sturm dann schrill um die Abspannseile, und flatternd blähten sich die Zeltwände in den Böen. In den Zelten lagen die Legionäre zitternd in ihren feuchten Umhängen, die sie dicht um sich gehüllt hatten, um irgendwie doch noch genug Wärme zum Schlafen zu bekommen.
    Inmitten der allgemeinen Mürrischkeit, die in den Zelten der Sechsten Zenturie herrschte, übertraf Catos Niedergeschlagenheit sogar noch die der meisten anderen. Nachdem er beim Ausspähen des Lagers des kaiserlichen Gefolges erwischt worden war und der Zenturio der Prätorianergarde ihn mit Fußtritten traktiert hatte, taten ihm noch immer die Rippen weh. Auf den Augen hatte er dicke, blaue Veilchen. Es hätte weit schlimmer kommen können, doch eine Schnellabstrafung ohne vorangegangenes Verhör hatte ihre Grenzen.
    Jetzt, eine Nacht später, konnte er noch immer nicht schlafen. Er hockte zusammengekauert da und starrte mit leerem Blick durch den Schlitz zwischen den Zeltklappen. Dabei war es nicht die bevorstehende Schlacht, die ihn mit Angst und Spannung erfüllte. Er dachte nicht einmal über die Aussicht auf einen ruhmreichen Sieg oder eine schändliche Niederlage nach, und auch nicht über die Gefahr des Todes. Vielmehr wurde er von bitterster Eifersucht gequält, gepaart mit der Angst, dass Lavinia, in deren Armen er erst vor ein paar Tagen gelegen hatte, vielleicht gerade jetzt Vitellius’ Lager teilte.
    Schließlich wurde das bittere Gift seiner Verzweiflung zu viel für ihn. Er wollte es einfach auslöschen, wollte dieses erbarmungslose Elend nicht länger ertragen müssen. Mit der Hand tastete er nach seinem Dolchgürtel, und seine Finger schlossen sich um den glatten Holzgriff und spannten sich an, um die Klinge zu ziehen.
    Dann lockerte er jedoch die Hand und atmete tief durch. Das war doch absurd! Er musste sich zwingen, an etwas anderes zu denken, irgendetwas, das ihn von Lavinia ablenkte.
    Noch immer trug er die von keinem Blut befleckte Binde, mit der Nisus’ Knie verbunden gewesen war, an der Brust mit sich herum. Cato legte die Hand darauf und zwang sich, über die sonderbaren Zeichen innen auf dem Verband nachzudenken. Sie mussten eine Bedeutung haben, überlegte er, und sei es nur aufgrund der verdächtigen Umstände, unter denen er den Verband in die Hände bekommen hatte. Falls diese Zeichen aber irgendeine kodierte Nachricht enthielten, von wem kam sie wohl und wem hatte Nisus sie überbringen sollen?
    Als Antwort auf die zweite Frage hatte Cato schon Tribun Vitellius im Verdacht. Und da jenseits der römischen Linien nur noch Eingeborene zu finden waren, folgte daraus, dass die Nachricht von ihnen stammte. Das roch abscheulich nach Verrat, doch wagte Cato es nicht, ohne unumstößliche Beweise gegen den Tribun vorzugehen. Bisher hatte er ja nur seine eigene schlechte Meinung über Vitellius, und dazu noch ein paar sonderbare schwarze Linien auf einem Verband, was wohl kaum ausreichte, um eine Anklage darauf zu gründen. Das war wirklich ärgerlich, doch als Cato versuchte, das Problem gedanklich in den Griff zu bekommen, ergab sich sein müdes Bewusstsein dem leise daherkommenden Schlaf. Seine schweren Augenlider senkten sich erst und schlossen sich dann, und kurz darauf schnarchte Cato wie die restlichen Veteranen der Zenturie.
    Am nächsten Morgen wurden die Legionäre von einem Gerücht geweckt, das durchs Lager fegte wie ein Buschfeuer: Die feindliche Armee war gesichtet worden. Einen Tagesmarsch im Osten war die Vorhut einer berittenen Hilfstruppe auf die Wälle und Rampen einer Verteidigungsanlage gestoßen. Die Hilfstruppen waren mit einem Hagel von Pfeilen und Wurfspeeren empfangen worden und hatten sich so schnell wie möglich zurückgezogen, einige Tote und Verwundete zurücklassend. Noch während die Hilfstruppen dem Kaiser von dieser Begegnung berichteten, verbreitete sich die Nachricht von der Begegnung in der Armee. Die Aussicht auf einen Kampf stachelte die Legionäre an, und sie waren erleichtert, dass der Feind sich zu einer echten Schlacht entschlossen hatte, statt ihnen mit einer endlosen Guerillataktik zuzusetzen, die sich über Jahre hinziehen konnte.
    Die Unannehmlichkeiten des Vortags waren vergessen, als die Männer sich eilig anzogen und ihre Waffen anlegten. Das kalte Frühstück wurde

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