Cato 02 - Im Auftrag des Adlers
alles in seiner Macht Stehende tun, damit sie wacker kämpfen.«
Aus dem feindlichen Lager erhob sich neues Gebrüll und weiteres rhythmisches Geschepper.
»Was ist das für ein Krach, Herr?«
»Das? Wir tun das Gleiche. Mit dem Schwert auf den Schild schlagen. Wenn alle im selben Rhythmus schlagen, ergibt das genau diesen Klang. Soll bewirken, dass der Feind sich vor Angst in die Hosen macht. So zumindest ist es gedacht. Ich persönlich finde, dass ich davon lediglich Kopfschmerzen bekomme.«
Cato aß seinen Eintopf auf und stellte sein Essgeschirr neben sich. Der Gegensatz zwischen den beiden Lagern verstörte ihn. Während der Gegner eine Art wildes Fest zu feiern schien, legten die Legionen sich schlafen, als wäre morgen einfach ein ganz normaler Tag.
»Sollten wir denn nicht was gegen den Haufen unternehmen? «
»Zum Beispiel?«
»Ich weiß nicht. Irgendwas, was ihr Fest sprengt. Etwas, was sie durcheinander bringt.«
»Wozu die Mühe?« Macro gähnte. »Sollen sie doch ihren Spaß haben. Es wird ihnen trotzdem nichts helfen, wenn sie morgen mit unseren Männern aneinander geraten. Sie sind dann einfach nur müder als wir.«
»Vermutlich.« Cato leckte sich die letzten Tropfen Eintopf von den Fingern. Er riss etwas Gras ab und wischte sein Essgeschirr aus. »Herr?«
»Was ist denn?«, antwortete Macro schläfrig.
»Meinst du, dass der Tross uns heute Abend noch eingeholt hat?«
»Warum nicht? Es hat heute nicht geregnet. Wieso fragst du?«
»Ähm, ich hatte mich nur gefragt, ob wir morgen Artillerieunterstützung haben.«
»Wenn Claudius vernünftig ist, bekommen wir gegen diese Verteidigungsanlagen so viel Artillerieunterstützung wie überhaupt möglich.«
Cato stand auf.
»Gehst du noch irgendwo hin?«
»Latrine. Und vielleicht ein kurzer Spaziergang, bevor ich mich schlafen lege, Herr.«
»Kurzer Spaziergang?« Macro legte den Kopf schief und sah Cato an. »Bist du in den letzten beiden Tagen nicht genug gelaufen?«
»Ich muss einfach nur einen klaren Kopf bekommen, Herr.«
»Na schön. Aber für morgen brauchst du genug Schlaf.«
»Ja, Herr.«
Cato schlenderte zur Mitte des Lagers davon. Falls der Tross die Armee eingeholt hatte, würde er vielleicht Lavinia sehen. Dieses Mal gäbe es keine Umfriedung, die ihn abhalten würde. Ein paar Wächter vielleicht, aber an denen konnte man sich im Dunkeln leicht vorbeischleichen. Und dann würde er Lavinia wieder in den Armen halten und den Duft ihres Haars riechen. Vor lauter Vorfreude auf diese Aussicht beschleunigte er seinen Schritt, als er über die Via Praetoria auf die Zelte des Legaten zuging. Sein forscher, federnder Gang trug ihn mit so viel Schwung voran, dass er beinahe jemanden umgerannt hätte, der aus einer Zeltklappe schlüpfte und ihm genau in den Weg trat. Sie krachten zusammen, und Cato stieß sich das Kinn gewaltig am Kopf des anderen.
»Au! Du verdammter, dämlicher – Lavinia!«
Lavinia, die sich den Kopf rieb, starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. »Cato!«
»Aber … Warum …«, murmelte er, da die Überraschung ihm die Sprache verschlug. »Was machst du denn hier? Wie bist du überhaupt hergekommen?«, fügte er hinzu, da ihm die morastigen Wege einfielen, in denen die Gepäckwagen eingesunken waren.
»Mit der Artilleriekolonne. Sobald die wieder vorankam, verließ Flavia ihren Wagen, um der Truppe so schnell wie möglich nachzueilen, und wir wurden von einer Katapult-Mannschaft mitgenommen. Was ist denn mit deinem Gesicht passiert?«
»Jemand ist ein paarmal ziemlich gründlich mit mir zusammengestoßen. Aber das ist jetzt nicht wichtig.« Cato wollte sie in die Arme schließen, doch in ihren Augen lag ein sonderbar distanzierter Blick, der ihn entmutigte. »Lavinia? Was ist denn los?«
»Nichts. Wieso?«
»Du wirkst verändert.«
»Verändert!« Sie lachte nervös. »Unsinn. Ich habe einfach nur zu tun. Ich muss etwas für meine Herrin erledigen. «
»Wann kann ich dich sehen?« Cato riskierte es, ihre Hand zu ergreifen.
»Ich weiß es nicht. Ich werde dich aufsuchen. Wo sind eure Zelte?«
»Da drüben.« Cato zeigte hin. »Frag einfach nach der Sechsten Zenturie der Vierten Kohorte.« Die Vorstellung, wie Lavinia zwischen den dunklen Zeltreihen hindurchwanderte, mitten zwischen Tausenden von Männern, ließ ihn jedoch um ihre Sicherheit fürchten. »Es wäre besser, wenn ich hier auf dich warten würde.«
»Nein, falls ich Zeit habe, komme ich noch zu dir. Aber jetzt musst du gehen.« Lavinia beugte
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