Cato 02 - Im Auftrag des Adlers
Sicherheit gebracht hatte.
Oben auf dem Hügelkamm schlug der Kaiser sich beim Anblick des fliehenden Feindes vor Begeisterung auf die Schenkel.
»Ha! Schaut doch, wie er mit eingekniffenem Schwanz f-f-flieht!«
General Plautius hüstelte. »Darf ich Befehl geben, die Verfolgung aufzunehmen, Cäsar?«
»V-Verfolgung?« Claudius hob die Augenbrauen. »Aber nein doch! Es wäre schon nett, wenn ihr Kerle von der Armee mir ein paar Wilde zum Regieren übrig lassen würdet.«
»Aber, Cäsar!«
»Aber! Aber! Aber! Genug, G-g-general! Die Befehle erteile ich. Wie es mir auch zusteht. Kaum führe ich das Kommando bei meiner ersten Schlacht, trage ich auch schon einen triumphalen Sieg davon. Ist das nicht Beweis genug für meine militärische Brillanz? Nun?«
Plautius sah Narcissus flehend an, doch der Obersekretär zuckte nur leicht mit den Schultern. Der General schob die Lippen vor und nickte in Richtung der fliehenden Feinde. »Ja, Cäsar. Das ist Beweis genug.«
49
Zwei Tage später traf die römische Armee vor den Festungswällen Camulodunums ein. Als die Nachricht von Caratacus’ Niederlage die Stadtältesten der Trinovantes erreichte, verweigerten sie klugerweise den verdreckten Überresten der Armee ihres Oberherrn den Einlass in die Hauptstadt und sahen den Truppen erleichtert nach, als die düstere Kolonne über das reiche Ackerland nach Norden abzog. Die meisten der Trinovante-Krieger, die unter Caratacus gedient hatten, hielten ihm die Treue, kehrten ihren Verwandten betrübt den Rücken und marschierten davon. Ein paar Stunden später näherte sich misstrauisch ein Voraustrupp römischer berittener Kundschafter und hätte sich fast zur Flucht gekehrt, als die Tore plötzlich aufgeworfen wurden und eine Abordnung ihnen zur Begrüßung entgegeneilte. Die Trinovantes hießen die Römer überschwänglich willkommen und verurteilten die Stammesangehörigen, die sich Caratacus in seinem vergeblichen Widerstand gegen die Macht des Kaisers Claudius angeschlossen hatten, aufs Heftigste.
Die Kundschafter brachten die Grüße zur Armee zurück, die in einigen Meilen Abstand folgte, und spät am Nachmittag schlugen die erschöpften römischen Legionen ihr Lager dicht bei der Hauptstadt der Trinovantes auf. General Plautius sorgte trotz des freundlichen Empfangs mit angemessener Vorsicht dafür, dass die Armee erst ausruhte, nachdem die tiefen Gräben und hohen Wälle eines Lagers in Feindnähe gegraben waren.
Früh am nächsten Tag unternahmen der Kaiser und sein Stab eine informelle Besichtigungstour der Stammeshauptstadt, nach kaiserlichem Maßstab ein jämmerliches Loch, das überwiegend aus Fachwerkbauten mit lehmverschmierten Flechtwerkwänden bestand, mit nur einer Hand voll eindrucksvollerer Steingebäude in der Mitte. Die Hauptstadt grenzte an einen tiefen Fluss, der von einem stabilen Kai und langen Schuppen gesäumt war, in denen gallische Kaufleute ihre Waren lagerten: edle Weine und Töpferwaren vom Kontinent, während sie ihre Schiffe für die Rückfahrt mit Pelzen, Gold, Silber und exotischem barbarischem Schmuck für die unersättliche Kundschaft des Imperiums beluden.
»Ein ausgezeichneter Ort für die Gründung unserer ersten Kolonie, Cäsar«, verkündete Narcissus. »Intensive Handelsbeziehungen mit der zivilisierten Welt und ideal gelegen für die Nutzung des Inlandsmarktes.«
»Na ja, sicher. Gut«, murmelte der Kaiser, der seinem Obersekretär nicht richtig zuhörte. »Aber ich denke eher, ein hübscher Tempel zu meinen Ehren sollte zu den Prioritäten gehören.«
»Ein Tempel, Cäsar?«
»Nichts allzu Aufwändiges, gerade so viel, dass er ein wenig Ehrfurcht einflößt.«
»Wie du wünschst, Cäsar.« Narcissus verbeugte sich und lenkte das Gespräch dann geschickt zu Themen, die mehr mit den Aufbauplänen für die Kolonie zu tun hatten. Beim Zuhören konnte sich Vespasian das Erstaunen nicht verbeißen, wie leichthin die Entscheidung für den Bau eines solchen Monuments gefällt wurde. Einer Laune des Kaisers entsprungen, würde die Verwirklichung nicht lange auf sich warten lassen. Bald schon würde ein weitläufiges, säulenumstandenes Heiligtum – dem Mann geweiht, der aus der großen Stadt in weiter Ferne herrschte – seine Mauern und Säulen über die jämmerlichen Bruchbuden der barbarischen Stadt erheben, und zwar so gewiss, als hätte Jupiter selbst es befohlen. Und doch war für diesen Mann, diesen Kaiser, der nach dem Status eines Gottes trachtete, der Dolchstoß eines
Weitere Kostenlose Bücher