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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Attentäters nicht weniger tödlich als für jeden anderen Sterblichen. Vespasian war sich der Bedrohung für Claudius noch immer sehr bewusst, und ebenso seiner Sorge, dass Flavia in diese Intrige verstrickt sein könnte.
    »Wie steht es mit der Planung für die morgige Zeremonie? «, fragte Claudius gerade.
    »Bestens, Cäsar«, antwortete Narcissus. »Mittags eine Prunkprozession in die Hauptstadt, die Einweihung eines Friedensaltars, und abends dann ein Bankett in der Stadtmitte Camulodunums. Ich habe Nachricht von unseren neuen Verbündeten. Anscheinend haben sie von Caratacus’ Niederlage erfahren und wollen uns nun unbedingt so bald wie möglich ihre Bündnistreue geloben. Das dürfte für eine spektakuläre Unterhaltungseinlage beim Bankett sorgen. Du weißt schon: Die Wilden werden vor den mächtigen Herrscher geführt, vor dessen kaiserlicher Majestät sie sich genötigt sehen, auf die Knie zu fallen und ewigen Gehorsam zu schwören. Es wird phantastisch aussehen und in Rom in den Verlautbarungen ganz groß rauskommen. Die Plebs wird sich vor Begeisterung gar nicht mehr zu halten wissen.«
    »Gut. Dann veranlasse bitte alles Notwendige.« Claudius verharrte mitten im Schritt, und seine Stabsoffiziere mussten ganz plötzlich anhalten, um nicht mit ihm zusammenzustoßen. »Hast du den letzten Satz gehört? Ich habe nicht ein einziges Mal gestottert. Du meine Güte!«
    Vespasian fühlte sich plötzlich von der Anwesenheit des Kaisers völlig erschöpft. Die grenzenlose Arroganz der Mitglieder der kaiserlichen Familie beruhte auf dem unterwürfigen Gehorsam all derer, die sie umgaben. Vespasian war stolz auf die echten Leistungen seiner Familie. Von seinem Großvater, der als Zenturio in Pompejus’ Armee gedient hatte, über seinen Vater, der sich die Erhebung in den Rang eines Aristokraten verdient hatte, bis zu seiner eigenen Generation, wo sowohl ihm selbst als auch Sabinus eine glänzende Senatorenlaufbahn winkte. Nichts davon war allein der Geburt zu verdanken, vielmehr beruhte ihr Erfolg zum größten Teil auf den eigenen Anstrengungen und Fähigkeiten. Wie er so von Claudius zu Narcissus und wieder zurückschaute, überkam Vespasian zum ersten Mal das heftige Verlangen, so viel Ehrerbietung zu erfahren, wie ihm eigentlich zustand. In einer gerechteren Welt hielte er selbst und nicht der unfähige Claudius Roms Geschicke in Händen.
    Bitterer noch war die Begrüßung, mit der Claudius ihn nach der vernichtenden Niederlage von Caratacus’ Armee empfangen hatte. Als Vespasian herangaloppierte, um sich zu vergewissern, dass sein Kaiser die Schlacht unbeschadet überstanden hatte, bemerkte er voll Überraschung einen Ausdruck blasierter Selbstzufriedenheit in Claudius’ Gesicht.
    »Ach! Da bist du ja, Legat. Ich muss dir für den Anteil danken, den du und d-deine Männer an meiner Falle hattet. «
    »Falle? Was für einer Falle, Cäsar?«
    »Nun, den Feind in eine Stellung zu locken, wo er seine wahre Stärke zu erkennen gibt, die dann vernichtet werden kann. Du warst scharfsinnig genug, die wichtige R-Rolle auszufüllen, die ich dir zugedacht hatte.«
    Vespasian war der Mund offen stehen geblieben, als er diese erstaunliche Interpretation der vormittäglichen Ereignisse hörte. Dann hatte er energisch die Zähne zusammengebissen, um nicht etwa eine Bemerkung zu machen, die seine Karriere oder sogar sein Leben hätte gefährden können. Er hatte höflich den Kopf gesenkt, seinen Dank gemurmelt und sich bemüht, nicht an die römischen Leichen zu denken, die als stummer Tribut an das taktische Genie des Kaisers zu Hunderten auf dem Schlachtfeld verstreut lagen.
    Vespasian fragte sich plötzlich, ob ein Attentat auf den Kaiser vielleicht wirklich so schmählich wäre.
    Die Besichtigung der Trinovante-Hauptstadt war schließlich zu Ende, und der Kaiser und sein Stab kehrten ins römische Lager zurück, wo sie feststellten, dass Vertreter von zwölf Stämmen eingetroffen waren und im Hauptquartier auf eine Audienz beim Kaiser warteten.
    »Eine Audienz beim Cäsar?« Narcissus rümpfte die Nase. »Ich glaube kaum. Zumindest nicht heute. Morgen beim Bankett, das reicht.«
    »Ist das denn klug, Cäsar?«, fragte Plautius ruhig. »Wir brauchen sie, wenn wir den Feldzug fortsetzen. Es wäre besser, wenn sie sich wie willkommene Verbündete fühlen und nicht als verachtete Bittsteller.«
    »Was sie ja schließlich sind«, warf Narcissus ein.
    Claudius wandte sein Gesicht gen Himmel, als suche er göttlichen Rat,

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