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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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des Zenturios nach und dachte daran, wie das Wohlergehen der Männer, die unter seinem Kommando standen, immer seine oberste Sorge war. Das bewies auch die gegenwärtige Situation.
    »Cato, du hast Augen im Kopf. Du hast Verstand. Aber manchmal stellst du verdammt noch mal wirklich die verrücktesten Fragen. Natürlich, manche Soldaten sind abgestumpft. Aber sind das nicht auch manche Zivilisten? Bist du damals im Palast nie einem abgestumpften Menschen begegnet? Die Sorte von Mann, die um der politischen Karriere willen die eigenen Kinder umbringen würde? Als Sejanus fiel, hat da nicht jemand dem Scharfrichter befohlen, Sejanus’ zehnjährige Tochter zu vergewaltigen, weil das Gesetz die Hinrichtung von Jungfrauen verbietet? Ist das nicht eine unglaubliche Abgestumpftheit? Schau dich mal um.« Macro verwies mit einer Handbewegung auf die Zeltreihen, die sich nach allen Seiten hin erstreckten und zwischen denen Hunderte von Männern sich an diesem warmen Sommertag friedlich ausruhten, während einige miteinander würfelten, ein oder zwei lasen und ein paar Ausrüstung und Waffen reinigten.
    »Sie sind einfach nur Menschen, Cato. Ganz normale Menschen mit allen Fehlern und Tugenden. Doch wo im Leben anderer Menschen der Tod nur eine Nebenrolle spielt, da ist er in unserem Leben ein ständiger Begleiter. Wir müssen den Tod akzeptieren.«
    Ihre Augen trafen sich, und Macro nickte traurig. »So ist es nun mal, Cato. Und jetzt hör zu. Du bist ein braver Kerl und hast das Zeug zu einem ausgezeichneten Soldaten. Denk darüber nach.«
    »Ja, Herr.«
    Macro stand auf und zog die Tunika unter dem Kettenpanzer gerade. Mit einem raschen, ermutigenden Lächeln wandte er sich zum Gehen, schnippte dann aber irritiert mit den Fingern.
    »Mist! Jetzt hätte ich doch fast vergessen, warum ich eigentlich gekommen war.« Er griff unter seinen Harnisch und zog eine kleine, dicht zusammengerollte und versiegelte Schriftrolle hervor. »Für dich. Die Nachschubkolonne hat auch ein paar Briefe mitgebracht. Hier. Lies ihn und dann ruh dich aus. Heute Abend möchte ich dich wieder beim Dienst sehen.«
    Während der erschöpfte Zenturio steifbeinig zu seinem Zelt ging, betrachtete Cato die Rolle. Die Adresse auf der Siegelmarke, die sie verschloss, war in einer hübschen, ordentlichen Handschrift geschrieben. »An Quintus Licinius Cato, Optio der Sechsten Zenturie, Vierte Kohorte, Zweite Legion.« Als er den Namen des Absenders las, verwandelte sich die Neugierde in köstliche Vorfreude: Lavinia.

16

    Für Soldaten im Feld bedeutete jede Gelegenheit zum Ausruhen einen Luxus, den man genießen musste, und so lagen die Männer der Zweiten Legion glücklich in der Sonne und schliefen. Die Nachmittagssonne durchdrang alles mit ihrer Wärme und legte sich wie ein warmer Schleier über die Landschaft. Die Männer genossen das Gefühl von Ruhe und Zufriedenheit. Der Legat hatte dafür gesorgt, dass seine Leute gleich nach der Ankunft im Lager zu essen bekamen, und alle Feldküchen hatten eine großzügige Zuteilung Wein erhalten. Wie üblich hatten einige der Legionäre in der Hoffnung auf noch mehr miteinander um ihre Weinration gewürfelt. Folglich schauten einige Soldaten jetzt verdrossen und stocknüchtern auf diejenigen Kameraden, die gewonnen hatten und einen tüchtigen Rausch ausschliefen.
    Als er so die stillen Reihen der Männer entlangging, musste der Legat zwangsläufig über die abrupten Veränderungen nachdenken, die das Leben ständig mit sich bringt. Zur selben Stunde am Vortag hatten dieselben Männer sich darauf vorbereitet, die britischen Befestigungen anzugreifen und dabei zu töten oder getötet zu werden. Und doch lagen sie jetzt hier und schliefen wie die Säuglinge. Wer nicht schlief, war in ruhiges Nachdenken versunken. So gedankenverloren waren einige der Männer, dass sie nicht einmal bemerkten, wie er vorbeiging, doch Vespasian ließ diese Disziplinlosigkeit durchgehen, sie hatten schließlich hart gekämpft. Hart gekämpft, ihren Preis entrichtet und gewonnen. Jetzt war es gut, dass sie sich ausruhten und in ihrem Inneren wieder zu einem gewissen Wohlbefinden zurückfanden. Schon am nächsten Tag würden sie wieder hart gefordert werden, wenn die Armee über den Mead Way vorrückte und die Briten weiter zurückdrängte.
    Doch im Moment interessierten ihn militärische Angelegenheiten nur am Rande. In seiner Gürteltasche steckte ein Brief, den er bei der Rückkehr ins Hauptquartierszelt unter den für ihn bestimmten

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