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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Aussage überzeugen können. Er fluchte laut darüber, dass Vitellius einen Keil zwischen sie getrieben hatte. Das schwelende Misstrauen, das der kaiserliche Agent in sein Herz gepflanzt hatte, entzündete sich nun zu wütender Verzweiflung über die derzeitige Lage. Er musste Flavia mit der Beschuldigung konfrontieren und sie dazu bringen, jede eventuelle Verbindung zu diesen Liberatoren aufzugeben. Falls sie unschuldig war, würde er außerdem dafür sorgen, dass Vitellius das geheiligte Vertrauen zwischen Mann und Frau nicht ungestraft beschädigt hatte, sondern dafür leiden musste. Vitellius würde teuer dafür bezahlen, sehr teuer, versprach Vespasian sich, während er erbittert über den Abhang bis zu der Stelle hinunterstarrte, wo die Legionäre noch immer im Fluss herumplanschten.
    So verharrte er einen Moment lang, ein eiskaltes Glitzern des Hasses in den Augen, während er ohne es zu merken die Fäuste um die Schriftrolle ballte. Schließlich wurde ihm ein unbestimmtes Gefühl von Schmerz bewusst, und bei einem Blick nach unten sah er, dass die Schriftrolle zerdrückt war und seine Fingernägel sich tief in die Handfläche gegraben hatten. Er brauchte einen Augenblick, um sich zu sammeln, die Faust zu öffnen und Flavias Brief glatt zu streichen. Da stand noch mehr: ein paar Zeilen über ihren gemeinsamen Sohn Titus. Doch die Worte verschwammen vor seinen Augen; Vespasian erhob sich abrupt und schritt den Hang hinunter zurück zum Hauptquartier.

17

    »Dir geht’s offensichtlich gut!« Macro unterbrach das Wetzen seiner Schwertklinge und grinste Cato an. Normalerweise ließ er sein Schwert immer von einem Legionär schleifen, der gerade Arbeitsdienst hatte, aber jetzt befanden sie sich im Krieg, und Macro musste sichergehen, dass seine Waffen so scharf wie nur möglich waren. Er fuhr sanft mit dem Finger von der Spitze aus beide Schneiden entlang. »Der Brief, nehme ich an.«
    »Von Lavinia.« Cato blickte träumerisch zum bronzefarbenen Abendhimmel. Die Sonne war schon untergegangen, doch schwache Lichtfinger vergoldeten die Unterseite der am Himmel verstreuten Wolken. Nach der sengenden Tageshitze wurde die Luft nun endlich kühler. Selbst die Ringeltauben auf dem nächstgelegenen Baum klangen jetzt so, als würden sie sich unter dem grauen Schleier der späten Abenddämmerung wohler fühlen. »Der erste Brief von ihr.«
    »Die stellt also immer noch eine Lampe für dich ins Fenster, hm?«
    »Ja, Herr. So sieht es aus.«
    Der Zenturio betrachtete seinen Optio einen Moment lang und schüttelte dann mitleidig den Kopf. »Noch nicht einmal ein Mann, und schon zappelt er sich ab, damit das Mädel ihn an die Leine nehmen kann. So sieht es zumindest aus. Willst du dich denn nicht erst einmal austoben?«
    »Wenn es dir recht ist, Herr, das ist meine Sache.«
    Macro lachte. »In Ordnung, Junge, aber behaupte dann nicht, ich hätte dich nicht ermutigt, wenn du später einmal all die verlorenen Gelegenheiten bedauerst. Ich hab ja nun in all den Jahren schon so einige absonderliche Kerle kennen gelernt, aber du bist wohl der erste Bursche, der sich so gründlich verguckt hat, dass er sich nicht darauf freut, die erste Eingeborene flachzulegen, die er zwischen die Finger bekommt.«
    Cato blickte zu Boden, beschämt und erbittert. Wie sehr er es auch versuchte, er konnte einfach nicht in die Rolle des Legionärs schlüpfen, in der Macro sich so wohl fühlte. Er wurde von einer ständigen Befangenheit gequält, wann immer er einer neuen Herausforderung entgegensah.
    »Na schön, wie steht es mit deinen Brandwunden? Kommst du klar?«
    »Habe ich eine Wahl, Herr?«
    »Nein.«
    »Sie tun verflucht weh, aber ich kann meine Pflicht tun.«
    »Das ist der richtige Geist. So spricht ein wahrer Soldat. «
    »So spricht ein wahrer Dummkopf«, murmelte Cato.
    »Aber du bist der Sache gewachsen? Jetzt mal ehrlich.«
    »Ja, Herr.«
    Der Zenturio warf einen Blick auf die zahllosen glänzenden Blasen, die Catos Arm überzogen, und nickte. »Na schön. Die Legion bricht beim ersten Tageslicht auf. Wir lassen unser Marschgepäck hier zurück, und sobald wir die Tamesis überquert haben, wird der Tross alles nachbringen. Wenn wir am anderen Ufer sind, sollen wir uns eingraben und darauf warten, dass der Kaiser mit Verstärkung eintrifft.«
    »Der Kaiser kommt hierher?«
    »Höchstpersönlich. Das hat zumindest der Legat bei der Einsatzbesprechung gesagt. Anscheinend will er beim Schlussakt dabei sein, damit er sich dem Pöbel in Rom

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