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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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dringend benötigt. Die Zweite Legion brauchte unbedingt Ersatz für die Gefallenen, um wieder auf die volle Einsatzstärke zu kommen.
    Die optimistischeren der Offiziersfrauen behaupten, Britannien werde noch vor Ende des Jahrs zum Imperium gehören – sobald Caratacus vernichtend geschlagen und seine Stammeshauptstadt Camulodunum eingenommen ist. Ich versuchte ihnen zu erklären, was du mir von der Größe der Insel berichtet hast, aber sie sind so überzeugt von der Unbesiegbarkeit unserer Truppen, dass sie darauf beharrten, allein schon bei der Erwähnung von Roms Namen werde jeder Eingeborenenstamm Reißaus nehmen. Ich hoffe, dass sie Recht haben, habe aber angesichts dessen, was du mir einmal über die britische Vorliebe für heimtückische Anschläge erzähltest, meine Zweifel. Deshalb hoffe ich einfach, dass die Götter dich älter und weiser zu mir nach Rom zurückführen und du gesund und unverletzt bleibst, sodass du dann die Armee hinter dir lassen und dich auf deine künftigen politischen Ambitionen konzentrieren kannst. Ich habe Nachricht vorausgeschickt, dass wir auf dem Rückweg nach Rom sind, und werde mich so schnell wie möglich daranmachen, unsere gesellschaftlichen Beziehungen auszubauen.

    Bei dem Wort Politik runzelte Vespasian die Stirn, und dieses Stirnrunzeln vertiefte sich noch, als er über Flavias Erwähnung von Beziehungen nachdachte. Falls sie diese angesichts des gegenwärtigen politischen Klimas in der Hauptstadt falsch beurteilte, konnte sie seine Möglichkeiten durchaus untergraben und, schlimmer noch, die ganze Familie in Gefahr bringen. Erst vor kurzem hatte Vespasian festgestellt, dass Flavia Verbindungen zu einem Umsturzversuch gegen Claudius gehabt hatte. Dutzende von Verschwörern waren aufgespürt und in Rom hingerichtet worden, doch Flavia war nicht unmittelbar in die Sache verwickelt gewesen. Bisher zumindest. Vitellius hatte diese Beziehungen allerdings aufgespürt, und nur weil Vespasian seinerseits etwas gegen ihn in der Hand hatte, nämlich Beweise für den versuchten Raub des kaiserlichen Gold- und Silberschatzes, hatte Vitellius Flavias’ Verrat nicht öffentlich angeprangert. Dadurch befand er sich jetzt in einer akut unangenehmen Lage, überlegte Vespasian, bevor er sich wieder dem Brief zuwandte.
    Geliebter Gatte, ich muss dir berichten, dass der Kaiser, wie ich aus Rom erfahren habe, noch immer nach den Überlebenden von Scribonianus’ Verschwörung sucht. Anscheinend gibt es ein Gerücht über eine Geheimorganisation, die den Kaiser stürzen und den republikanischen Glanz Roms wiederherstellen will. Hier in Lutetia reden alle davon, oder vielmehr, sie flüstern. Anscheinend nennt dieser Haufen sich selbst ›Die Liberatoren‹ – eine recht anmaßende Bezeichnung –, die aber doch ganz raffiniert auf gerechtere Zeiten anspielt, meinst du nicht? Meiner Meinung nach sind die Tage der Republik seit langem vorbei, und wir befinden uns in einem Zeitalter, wo das Recht des Siegers gilt. Große Männer müssen sich für die Spielregeln entscheiden, die ihren Zielen am dienlichsten sind. Gelieber Gatte, wie in allen anderen Dingen bin ich auch hier deine glühende Dienerin.

    Trotz der Wärme und obwohl er eben noch so zufrieden gewesen war, verspürte Vespasian jetzt plötzlich eine prickelnde Gänsehaut im Nacken, und ein Schauder rann ihm langsam den Rücken hinunter. Versuchte Flavia etwa, seine Einstellung zu den Liberatoren zu sondieren? In diesem Falle wäre sie tatsächlich mit ihnen verbunden, wie Vitellius ja behauptete. Flavia hatte bisher keine Ahnung, dass ihr Mann über ihre Rolle in Scribonianus’ Intrige Bescheid wusste. Was wollte sie ihm da zwischen den Zeilen mitteilen?
    Plötzlich verspürte er eine ungeheure Sehnsucht, Flavia jetzt sofort bei sich zu haben, hier im warmen Schatten der sonnengefleckten Birken. Er wollte sie in den Armen halten, ihr in die Augen schauen und die Wahrheit von ihr verlangen, sich von ihrer Unschuld überzeugen und sich vergewissern, dass in ihren großen, braunen Augen kein Falsch zu sehen war. Und dann sie lieben. Oh ja! Fast kam es ihm wie Wirklichkeit vor, als er das Gefühl heraufbeschwor, sie nackt in seinen Armen zu halten.
    Was aber, wenn sie tatsächlich an der Verschwörung beteiligt war? Vielleicht würde sie es selbst dann noch ableugnen, würde ihm vielleicht mit dem Ausdruck verletzter Unschuld ins Gesicht sehen, und er würde niemals das Gegenteil beweisen können – oder sich von der Wahrheit ihrer

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