Cato 02 - Im Auftrag des Adlers
dann als siegreicher General präsentieren kann. Wir überqueren die Tamesis, und dann sind wir in der besten Ausgangsposition, um entweder ins Herz von Britannien hineinzustoßen oder nach Osten zu marschieren und die Hauptstadt der Catuvellauni einzunehmen. So oder so halten wir die Eingeborenen im Ungewissen, und unterdessen ruhen wir uns richtig aus und bereiten uns auf die nächste Phase der Eroberung vor.«
»Wäre es nicht besser, wenn wir Caratacus mit dem Schwert auf den Fersen blieben, damit er seine Kräfte nicht neu formieren kann? Wenn wir einfach rumhocken und abwarten, kann er nur stärker werden.«
Macro nickte. »Genau das hätte ich mir auch gedacht. Aber Befehl ist nun mal Befehl.«
»Wird unsere Legion wieder aufgefüllt, Herr?«
»Einige Kohorten der Achten werden von Gesoriacum hergeschickt. Die sollten uns eingeholt haben, wenn wir die Tamesis überqueren. Aufgrund unserer Verluste soll die Zweite den größten Anteil an den Ersatzleuten bekommen. Bist du bezüglich der Mannstärke der Zenturie auf dem neuesten Stand?«
»Hab gerade den Bericht zum Hauptquartier geschickt, Herr.«
»Gut. Dann lass uns hoffen, dass diese verdammten Verwaltungsleute uns die uns zustehende Quote zuteilen. Nicht, dass diese faulen Säcke von der Achten sonderlich brauchbar wären. Die haben zu viel Zeit in der Garnison zugebracht, und die meisten werden weich sein wie faules Obst. Trotzdem ist ein lebendiger Drecksack immer noch besser als ein toter.«
Angesichts dieser fehlerlosen Logik konnte Cato nur zustimmend nicken. Umso mehr, als alle Gefallenen inzwischen einen abscheulich riesigen Berg Papierkram erzeugten.
»Und, wie steht es?«
»Herr?«
Macro hob die Augenbrauen. »Wie ist unsere derzeitige Mannzahl?«
»Oh. Achtundvierzig Mann, uns beide und den Standartenträger eingeschlossen, Herr. Außerdem zwölf im Lazarett; von denen haben drei Gliedmaßen verloren.«
Macro verweilte noch einen Moment bei diesen letzten drei, da ihm das Schicksal sehr wohl bewusst war, das die vorzeitig aus der Legion Entlassenen erwartete. »Bei den drei Amputierten, sind da Veteranen dabei?«
»Zwei, Herr. Der dritte, Caius Maximus, ist der Legion erst vor zwei Jahren beigetreten. Hat einen Schwerthieb ins Knie erwischt, fast ganz durch. Der Chirurg musste das Bein abnehmen.«
»Das ist hart. Sehr hart«, murmelte Macro, das Gesicht fast gänzlich in den immer dunkler werdenden Schatten der Nacht verborgen. »Der bekommt nur zwei Fünfundzwanzigstel seiner Gratifikation. Wovon soll er da leben?«
»Er kommt aus Rom, Herr. Er kann sich um das Getreidealmosen bewerben.«
»Getreidealmosen!« Macro rümpfte verächtlich die Nase. »Das ist eine verdammt demütigende Aussicht für einen Ex-Legionär. Nein, ich kann nicht zulassen, dass er davon abhängig ist. Er braucht etwas Geld, um eine kleine Werkstatt aufzumachen. Bei so einem Bastler kommt es auf ein Bein mehr oder weniger nicht an. Er kann so was machen, oder irgendwas Ähnliches. Wir führen eine Sammlung für Maximus durch. Du machst heute Abend noch die Runde, bevor alle schlafen gehen. Und zahl ihm was aus dem Bestattungsfonds aus. Ich glaube kaum, dass die Soldaten etwas dagegen haben werden.«
»Ja, Herr. Sonst noch etwas, Herr?«
»Nein. Du kannst die Nachricht über den morgigen Abmarsch weitergeben, wenn du die Kollekte für Maximus machst. Lass die Zenturie wissen, dass es morgen schon vor Tagesanbruch losgeht. Frühstück im Bauch, alle da und marschbereit. Wegtreten.«
Während Macro dem Optio nachsah, wie er als dunkle Gestalt die Zeltreihe entlang davonging, kehrten seine Gedanken zu Caius Maximus zurück. Der war kaum älter als Cato, aber bei weitem nicht so intelligent. Eigentlich sogar ziemlich dumm. Ein großer, schlaksiger junger Mann aus den Armenvierteln des römischen Stadtteils Subura. Hoch gewachsen, schwerfällig, mit großen Ohren und einem Lächeln dazwischen, das so schief war, dass es einen auf die Palme bringen konnte. Von dem Tag an, an dem Macro die Zenturie übernommen hatte, hatte er für Maximus mit dem Schlimmsten gerechnet und über den Versuch des Jungen, es in der Armee zu etwas zu bringen, nur mitleidig den Kopf geschüttelt. Es befriedigte Macro keineswegs, dass er nun Recht behalten hatte, und der Gedanke, wie der begriffsstutzige junge Invalide nun in den Menschenmassen der Hauptstadt überleben sollte, wo es von Dieben und Schurken der schlimmsten Sorte nur so wimmelte, war schmerzlich. Doch das Schwert, das
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