Cato 03 - Der Zorn des Adlers
Trottel!«
Prasutagus verstand, spannte die Arme an und hob den Griechen von dem Pfahl, der tief in seinen Körper eingedrungen war. Es gab ein feucht schmatzendes Geräusch, und dann hörte man das gedämpfte Knirschen von Knochen. Diomedes warf den Kopf zurück und schrie zum Himmel.
»Scheiße! Pass doch auf, du Tolpatsch!«
Mit einem letzten Ruck hob Prasutagus den Griechen von der Spitze herunter und legte ihn behutsam auf den Altar. Ein dunkler Blutstrom ergoss sich aus der klaffenden Wunde, wo einmal Diomedes’ After gewesen war, und Cato zuckte bei diesem Anblick zusammen. Krampfhaft zitternd und mit Augen, die in den Höhlen rollten, kämpfte der Grieche gegen die schrecklichen Schmerzen an. Er war dem Tod nahe.
Macro beugte sich dicht an sein Ohr. »Diomedes. Du liegst im Sterben. Das ist nicht mehr zu ändern. Aber du kannst uns helfen. Hilf uns, es den Schweinen heimzuzahlen, dir dir das angetan haben.«
»Druiden«, keuchte Diomedes. »Wollte … rächen … Versuchte, sie zu finden.«
»Du hast sie gefunden.«
»Nein … Haben mich vorher erwischt … hierher gebracht … und das mit mir gemacht.«
»Hast du irgendeinen der anderen Gefangenen gesehen? «
Ein Anfall von heftigem Schmerz verzerrte sein Gesicht. Als der Krampf etwas nachließ, nickte er. »Die Familie des Generals …«
»Ja! Du hast sie gesehen?«
Diomedes biss die Zähne zusammen. »Sie waren … hier.«
»Wo sind sie jetzt? Wohin hat man sie gebracht?«
»Sie sind weg … Jemand sagte … sie suchen Zuflucht in … der Großen Festung. Sie nennen sie Mai Dun … Der einzige sichere Ort … nachdem sie herausgefunden hatten, dass … ein Druide sie verraten hat.«
»Die Große Festung?« Macro runzelte die Stirn. »Wann war das?«
»Heute Morgen … glaube ich«, flüsterte Diomedes. Sein Blut strömte schwallweise aus der offenen Wunde, und seine Kraft ließ durch den Blutverlust rasch nach. Er krümmte sich unter einem weiteren Anfall heftigster Schmerzen. Mit der einen Hand griff er nach der Tunika des Zenturios.
»Hab Erbarmen … töte mich … jetzt«, zischte er durch zusammengebissene Zähne.
Macro sah einen Moment lang in die aufgerissenen Augen und antwortete dann sanft: »Gut. Ich mache es schnell.«
Diomedes nickte dankbar und presste die Augen zusammen.
»Halte die Fackel«, befahl Macro und reichte sie Cato. Dann hob er den linken Arm des Griechen, bis die Achselhöhle frei lag, und sah ihm ins Gesicht.
»Höre, Diomedes. Ich schwöre bei allen Göttern, dass ich dich und deine Familie rächen werde. Die Druiden werden für ihre Taten büßen.«
Die Miene des Griechen wurde weicher, und Macro stieß ihm das Schwert mit einem fast tierischen Grunzen der Anstrengung tief in die Achselhöhle und direkt durchs Herz. Diomedes’ Körper krampfte sich einen Moment lang zusammen, und sein Mund öffnete sich zu einem letzten Keuchen, als der Schwertstoß ihm die Luft aus der Lunge trieb. Dann erschlaffte sein Körper, sein Kopf rollte zur Seite, und die Augen wurden glasig. Einen Moment lang sagte keiner etwas. Macro zerrte die Klinge aus dem Leichnam und wischte sie an den schmutzigen Lumpen ab, die von der Tunika des Griechen übrig geblieben waren. Dann hob er den Kopf und sah Prasutagus an.
»Er nannte die Große Festung. Kennst du sie?«
Prasutagus nickte bejahend, konnte den Blick aber nicht von Diomedes wenden.
»Kannst du uns dorthin bringen?«
Prasutagus nickte erneut.
»Wie weit?«
»Zwei Tage?«
»Dann sollten wir uns sofort auf den Weg machen. Die Druiden haben einen Tag Vorsprung. Wenn wir uns beeilen, holen wir sie vielleicht noch vor dieser Großen Festung ein.«
27
»Wir holen sie nicht mehr ein, oder?«, fragte Cato, der auf einem zähen Stück Schiffszwieback herumkaute, Boudica.
Nach Diomedes’ Tod waren sie zu Boudica zurückgeeilt, um die Verfolgung der Druiden sofort aufzunehmen. Selbst nach Tagesanbruch hatte Macro befohlen, den Ritt fortzusetzen; die Notwendigkeit, die Druiden und ihre Gefangenen einzuholen, bevor sie in der Großen Festung Zuflucht suchen konnten, überwog das Risiko einer Entdeckung. Boudicas eilige Übersetzung hatte klargestellt, dass eine Befreiung der Geiseln aus der riesigen Befestigungsanlage, die von einer großen Truppe auserwählter Krieger – der Leibwache des Königs der Durotriges – bewacht wurde, unmöglich war. Man würde die Familie des Generals also entweder gegen die gefangenen Druiden austauschen – falls Aulus Plautius einer solchen
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