Cato 03 - Der Zorn des Adlers
Demütigung zustimmte, die nur das Ende seiner Laufbahn bedeuten konnte –, oder Frau und Kinder würden unter den Augen der Druiden des Dunklen Mondes verbrannt.
Die beiden Römer und ihre Iceni-Führer waren also die ganze Nacht und einen großen Teil des Tags scharf durchgeritten, bis ihre Pferde so erschöpft waren, dass sie zusammenbrechen und sterben würden, wenn sie sich nicht ausruhen konnten. Im zerfallenen Stall eines aufgegebenen Bauernhofs legten sie ihren Pferden Fußfesseln an und gaben ihnen den Rest des noch verbliebenen Futters. Morgen würden sie noch vor Anbruch des Tages aufbrechen.
Prasutagus übernahm die erste Wache, während die anderen aßen und dann versuchten, in der kalten Frühlingsluft Schlaf zu finden. Macro schlief wie üblich sofort ein, nachdem er sich in seinen Umhang gewickelt hatte. Cato dagegen fand keine Ruhe und wälzte sich, von Gedanken an Diomedes’ schreckliches Schicksal gequält und voll Sorge über das, was ihnen bevorstehen mochte, unruhig hin und her. Als er es nicht mehr aushielt, warf er seinen Umhang von sich und stand auf. Er legte etwas Holz auf das heruntergebrannte Feuer und nahm einen Streifen gedörrtes Rindfleisch aus seiner Satteltasche. Das Fleisch war hart wie Holz und ließ sich nur nach langem Kauen schlucken. Was für Cato, der sich mit irgendetwas beschäftigen musste, genau das Richtige zu sein schien. Er war bei seinem zweiten Rindfleischstreifen angelangt, als Boudica sich zu ihm ans Feuer setzte. Da sie von den zerfallenen Wänden des verlassenen Bauernhauses geschützt waren, hatten sie es gewagt, ein kleines Feuer anzuzünden. Das Rieddach war eingestürzt, und jetzt leckten die Flammen träge an den Überresten der Dachbalken, die Cato zu Brennholz zerhackt hatte.
»Vielleicht holen wir sie ja doch noch ein«, sprach Boudica ihm Mut zu. »Dein Zenturio hält das für möglich.«
»Und was dann?«, fragte Cato leise und warf einen raschen Blick auf den unter seinem Umhang schnarchenden Macro. »Was können denn drei Männer gegen wer weiß wie viele Druiden ausrichten? Leibwächter sind auch darunter. Das ist doch Selbstmord.«
»Sieh doch nicht immer alles so schwarz«, schalt ihn Boudica. »Wir sind zu viert, nicht nur zu dritt. Und Prasutagus wiegt allemal zehn Durotrigeskrieger auf. Soweit ich deinen Zenturio beurteilen kann, ist auch er ein hervorragender Kämpfer. Die beiden werden den Druiden einiges zu tun geben. Ich habe meinen Bogen da, und selbst ein kleiner Jagdpfeil kann mit etwas Glück einen Mann töten. Bleibst also noch du. Wie gut bist du im Kampf, Cato?«
»Gut genug.« Cato öffnete seinen Umhang und klopfte auf die Phalera, die ihm vor einem Jahr verliehen worden war, nachdem er Macro bei einem Scharmützel gerettet hatte. »Die hier habe ich nicht bekommen, weil ich gute Berichte schreibe.«
»Natürlich nicht. Ich wollte dir nicht zu nahe treten, Cato. Ich versuche nur, mir ein Bild über unsere Chancen zu machen und, na ja, du hast weder den Körperbau noch das Auftreten eines abgebrühten Schlächters.«
Cato lächelte dünnlippig. »Ich gebe mir alle Mühe, nicht wie ein Schlächter auszusehen. Das fände ich ästhetisch unattraktiv. «
Boudica kicherte. »Es kommt nicht nur auf das Äußere an.« Bei diesen Worten blickte sie sich zum schlafenden Zenturio um, und Cato sah, dass sie lächelte. Ihre zärtliche Miene widersprach der angespannten Atmosphäre, die in den letzten Tagen zwischen ihr und Macro geherrscht hatte, und Cato begriff, dass sie noch immer mehr für Macro empfand, als sie zugab. Doch die Beziehung zwischen seinem Zenturio und dieser Frau ging ihn nichts an. Cato schluckte den Fleischfetzen, an dem er gerade kaute, herunter und verstaute den Rest wieder in seinem Packsack.
»Der Schein kann trügen«, stimmte Cato zu. »Als ich dich in Camulodunum kennen lernte, wäre ich auch niemals auf die Idee gekommen, dass du dich freiwillig auf eine Verfolgungsjagd begeben würdest.«
»Das Gleiche könnte ich von dir behaupten.«
Cato errötete und musste dann über sich lächeln. »Da bist du nicht die Einzige. Ich habe lange gebraucht, um mir in der Legion einigermaßen Respekt zu verschaffen. Aber das war weder meine Schuld noch die der anderen. Es ist nicht leicht, wenn man einen Siebzehnjährigen als Optio vor die Nase gesetzt bekommt, und zwar nur, weil sein Vater zufällig ein getreuer Sklave in den Schreibstuben des Kaisers war.«
Boudica starrte ihn an: »Stimmt das?«
»Ja. Du hältst
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