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Cato 03 - Der Zorn des Adlers

Titel: Cato 03 - Der Zorn des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Männer gleichmäßig auf dem Wall verteilt und beobachteten die beiden noch fernen Gestalten, die durch den Schnee auf das Lager zukamen. Der Legat und der atemlose Obertribun waren gerade angekommen und betrachteten das Schauspiel schweigend.
    »Was trägt der Mann denn verdammt nochmal auf dem Kopf?«, murmelte Vespasian.
    »Ein Geweih, Herr.«
    »Ich sehe selbst, dass das ein Geweih ist. Aber warum trägt er es auf dem Kopf. Das muss doch hinderlich sein.«
    »Ja, Herr. Irgendwas Religiöses.« Plinius schrak vor dem wütenden Blick seines Vorgesetzten zurück. »Wahrscheinlich …«
    Unmittelbar außerhalb der Schussweite der Schleudern riss der Reiter am Strick, und die Soldaten auf dem Wall hörten deutlich den lauten Schmerzensschrei des Gefangenen. Der Reiter stieg ab und warf den Strick zu Boden. Der Römer sank in die Knie. Er war eindeutig erschöpft und ließ den Kopf hängen. Doch die Erholungspause war kurz. Der Reiter schlug ihn auf den Kopf und zeigte auf das befestigte Lager. Die Männer auf dem Wall hörten, dass er dem Römer etwas zubrüllte, verstanden es aber nicht. Der Römer hob den Kopf, sammelte sich und schrie den Männern auf dem Wall zu:
    »Hört mich! … ich habe eine Botschaft für den Kommandanten dieser Legion … ist er da?«
    Vespasian legte die Hand trichterförmig an den Mund. »Sprich! Wer bist du?«
    »Valerius Maxentius … Präfekt des Marinegeschwaders in Gesoriacum.«
    Die Männer auf dem Wall erschraken, dass ein so hoher Offizier sich in der Hand der Druiden befand, und überall entlang der Palisade entstand ängstliches Geflüster.
    »Ruhe!«, brüllte Vespasian. »Der nächste Mann, der etwas sagt, bekommt Prügel! Zenturio, notiere die Namen!«
    »Ja, Herr.«
    Von jenseits des Befestigungswalls rief Maxentius ihnen wieder etwas zu. Seine vor Anstrengung dünne Stimme wurde halb von der verschneiten Landschaft verschluckt. »Ich habe den Auftrag, für die Druiden des Dunklen Mondes zu sprechen … Mein Schiff hat an der Küste Schiffbruch erlitten, und die Überlebenden, eine Frau und ihre Kinder sowie ich selbst, wurden von einem Überfallkommando der Durotriges gefangen genommen … Wir wurden den Druiden übergeben. Im Austausch für die Freilassung dieser Gefangenen verlangen die Druiden die Rückgabe einiger ihrer Gefährten. Fünf Druiden des ersten Rings wurden letzten Sommer vom General gefangen genommen … Dieser Mann hier, der Hohepriester des Dunklen Mondes, ist ihr Führer. Er setzt euch eine Frist bis zum Fest der Ersten Knospen in dreißig Tagen, um auf seine Forderung einzugehen … Sollten die Druiden bis dahin nicht frei sein, wird er die Gefangenen als Opfer für Cruach bei lebendigem Leib verbrennen.«
    Vespasian dachte an Zenturio Albinus’ Bericht und schauderte. Plötzlich hatte er die Vorstellung, seine eigene Frau und sein Sohn würden schreiend in knisternden Flammen verbrennen, und seine Finger krallten sich in die Palisade. Nur mühsam konnte er das schreckliche Bild abschütteln.
    Der Reiter beugte sich dicht zu Maxentius’ Kopf hinunter und schien noch etwas zu sagen. Dann trat er zurück und öffnete seinen schwarzen Umhang. Maxentius erhob ein weiteres Mal die Stimme.
    »Der Druide möchte euch ein … Zeichen seiner Entschlossenheit geben!« Hinter ihm blitzte etwas im Sonnenlicht auf. Der Druide hatte eine lange Sichel mit breiter Klinge unter den Falten seines Umhangs hervorgezogen. Er packte sie mit beiden Händen, stellte sich breitbeinig hin und holte aus.
    Im letzten Moment spürte Maxentius, welch schreckliches Schicksal der Druide ihm zugedacht hatte, und fuhr herum. Die Sichel zuckte wie ein Blitz durch die Luft und traf ihn seitlich am Hals. Alles ging so schnell, dass einige der Zuschauer auf dem Befestigungswall einen Moment lang dachten, der Druide müsse danebengeschlagen haben. Dann aber kippte der Kopf des Präfekten zur Seite und rollte in den Schnee. Ein Sprühregen aus dem Halsstumpf färbte den Boden rot. Der Druide wischte die blutige Klinge im Schnee ab. Dann steckte er sie wieder unter seinen Mantel, stieß den Rumpf des Präfekten mit einem Tritt um, bestieg gelassen sein Pferd und galoppierte zu seinen Gefährten zurück, die ihn am Waldrand erwarteten.

8

    Vespasian wirbelte herum, legte die Hände trichterförmig an den Mund und brüllte: »Schickt die Kundschafter los! Schafft mir diese Druiden her!«
    Die Kavalleristen der Legion hatten die Enthauptung nicht mitverfolgt und waren daher weniger benommen

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