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Cato 03 - Der Zorn des Adlers

Titel: Cato 03 - Der Zorn des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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steckte die Klinge in die Scheide zurück und riss einen breiten Stoffstreifen ab. Eilig band er ihn dem Kundschafter um den Bauch und knotete die Enden straff zusammen. Der Mann schrie auf und biss dann die Zähne zusammen.
    »So! Das muss reichen, bis wir ihn ins Lazarett schaffen können.«
    »Was ist geschehen?« Vespasian beugte sich über den Kundschafter. »Erstatte Bericht, Mann! Was ist dir zugestoßen? «
    »Herr, da waren Dutzende von denen … lauerten uns im Wald auf … Wir verfolgten sie auf einem Pfad … da kamen sie plötzlich von allen Seiten, kreischend wie wilde Tiere … Hatten keine Chance … Haben uns in Stücke gehauen.« Einen Moment lang weiteten sich die Augen des Kundschafters entsetzt bei der lebhaften Erinnerung an diesen grässlichen Feind. Dann richtete er den Blick wieder auf den Legaten. »Ich war hinten in der Kolonne, Herr. Sobald ich sah, dass es hoffnungslos war, versuchte ich, mein Pferd zu wenden. Aber der Pfad war schmal, und mein Pferd hatte Angst und sträubte sich. Dann brach einer von den Druiden zwischen den Bäumen hervor und hieb mit seiner Sichel nach mir … Ich hab ihn mit dem Speer erwischt, Herr! Mit dem ist es aus!« Die Augen des Kundschafters glühten triumphierend auf, bevor er sie vom Schmerz überwältigt schloss.
    »Das reicht erst mal, Soldat«, meinte Vespasian sanft. »Heb dir den Rest für den offiziellen Bericht auf, wenn die Ärzte mit dir fertig sind.«
    Der Kundschafter nickte mit fest zusammengekniffenen Augen.
    »Zenturio, fass kurz mit an.« Vespasian schob die Hand unter die Schultern des Kundschafters und hob seinen Oberkörper vorsichtig hoch. »Hilf mir, ihn mir auf den Rücken zu laden.«
    »Auf deinen Rücken, Herr? Soll ich statt deiner nicht lieber einen der Männer beauftragen, Herr?«
    »Verdammt, Mann! Ich trage ihn.«
    Macro zuckte die Schultern und tat wie geheißen. Der Kundschafter legte die Arme um den Hals des Legaten, und Vespasian nahm ihn huckepack.
    »So. Macro! Kommandiere einen Mann zum Führen des Pferdes ab, und dann marsch.«
    Macro erteilte der Zenturie den Rückmarschbefehl zum Lager. Die geschlossene Formation bewegte sich zwangsläufig relativ langsam, obgleich die Männer so schnell wie möglich in den Schutz des Lagers zurückwollten. In der Mitte des Karrees schwankte der Legat unter seiner Last. Neben ihm trugen Figulus und Sertorius die Leiche des Maxentius auf Figulus’ Schild. Daneben ging Cato, den Blick starr geradeaus und den Arm ausgestreckt, um den Kopf in seiner Hand so weit wie möglich von sich wegzuhalten. Macro, der ganz hinten in der Karreeformation marschierte, drehte sich immer wieder zum Wald um und hielt nach Hinweisen auf die Druiden und ihre Gefolgsleute Ausschau. Doch entlang dem dunklen Saum von Bäumen gab es keine Bewegung, der Wald lag vollständig still da.

9

    Drei Tage später war der Schnee beinahe geschmolzen, und nur in Vertiefungen und Spalten, wo die Wintersonne nicht hinkam, lagen noch Reste. Die ersten Märztage brachten mehr Wärme, und der tief ausgefurchte Weg wurde unter den Füßen der Vierten Kohorte immer matschiger und rutschiger. Die Kohorte marschierte von Calleva aus nach Süden und patrouillierte dann entlang der Grenze zu den Durotriges, um weiteren Überfällen zuvorzukommen. Dieser Auftrag war jedoch eher eine Geste des guten Willens, um die Atrebates zu beruhigen, denn ein realistischer Versuch, die Durotriges und ihre finsteren Druidenverbündeten von ihren Taten abzuhalten. Die Berichte, die Verica von der Zerstörung der kleineren Dörfer erhielt, hatten ihn so aus der Fassung gebracht, dass er Vespasian flehentlich zum Handeln aufgefordert hatte. Also war die Vierte Kohorte in Begleitung eines Führers zusammen mit einer Schwadron berittener Kundschafter losgeschickt worden, um bei einem Marsch durch die Grenzdörfer und -siedlungen zu zeigen, dass die Bedrohung durch die Durotriges ernst genommen wurde.
    Zunächst waren die Dorfbewohner durch die ungewohnten Uniformen und die fremde Sprache der Legionäre verunsichert, doch die Kohorte hatte den Befehl, sich mustergültig zu verhalten. Obdach und Verpflegung wurden in Goldmünzen bezahlt, auch hielten sich die Römer respektvoll an die örtlichen Sitten, die ihnen von Vericas Führer Diomedes erklärt wurden. Als Beauftragter eines gallischen Händlers lebte er schon seit vielen Jahren unter den Atrebates. Ihren keltischen Dialekt sprach er fließend. Er hatte sogar in einen Kriegerclan eingeheiratet, der

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