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Cato 03 - Der Zorn des Adlers

Titel: Cato 03 - Der Zorn des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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gerade ausreichend liberal war, um einer der weniger hoch geschätzten Töchter der Familie die Ehe mit dem geschmeidigen kleinen Griechen zu erlauben. Mit seinem olivbraunen Teint, den ölig glänzenden Locken, dem sorgfältig gestutzten Bart und der feinen kontinentalen Garderobe hätte keiner den primitiven Eingeborenen unähnlicher sehen können als Diomedes, der nun schon so lange Zeit freiwillig unter ihnen lebte. Doch er genoss das Wohlwollen der Leute, und in jeder Siedlung, durch die die Kohorte kam, wurde er herzlich begrüßt.
    »Was kann dieser Haufen hier denn mit Geld anfangen?«, grummelte Macro, als der Oberzenturio der Kohorte einem Dorfältesten die Münzen für mehrere Bündel Pökelfleisch abzählte – dunkle Dörrstreifen, die mit Lederbändern zusammengeschnürt waren. Die Zenturionen der Kohorte waren dem Ältesten vorgestellt worden und standen jetzt mit dem griechischen Führer zusammen, während der Handel besiegelt wurde.
    »Oh, du würdest staunen.« Diomedes entblößte beim Lächeln die kleinen, fleckigen Zähne. »Sie trinken so viel Wein, wie sie sich leisten können. Sie haben die gallischen Weine inzwischen richtig lieb gewonnen – im Laufe der Jahre habe ich ein kleines Vermögen daran verdient.«
    »Wein? Sie trinken Wein?« Macro schaute sich in dem Durcheinander aus runden Hütten und engen Tierställen um. Das Dorf als Ganzes war von einer dürftigen Palisade umschlossen, die aber lediglich dazu diente, wilde Tiere abzuhalten.
    »Natürlich. Ihr habt das hiesige Gebräu ja gekostet. Es reicht, um sich zu betrinken, aber ein Genuss ist es gewiss nicht.«
    »Da hast du Recht.«
    »Sie kaufen auch nicht nur Wein«, fuhr Diomedes fort. »Sondern Tuch, Töpferwaren, Kochgeschirr und so weiter. Sie interessieren sich brennend für die Exportgüter des Imperiums. Noch ein paar Jahre, und die Atrebates fangen an, sich zu zivilisieren.« Diomedes klang grüblerisch.
    »Warum so düster?«
    »Weil dann für mich die Zeit zum Weiterziehen kommt.«
    »Weiterziehen? Ich dachte, du hättest dich hier niedergelassen. «
    »Nur solange man hier Geld verdienen kann. Wenn das Gebiet erst einmal zum Imperium gehört, wird es von Händlern überschwemmt, und die Preise gehen in den Keller. Dann muss ich weiterziehen. Vielleicht höher in den Norden. Wie ich höre, hat die Königin der Brigantes Geschmack an zivilisierter Lebensart gefunden.« Bei dieser Aussicht blitzten die Augen des Griechen vor Erregung auf.
    Macro betrachtete Diomedes mit der ganz besonderen Verachtung, die er für Händler reserviert hatte. Dann aber fiel ihm etwas auf.
    »Wie können sie es sich denn leisten, so viele Waren einzuführen? «
    »Sie können es sich nicht leisten. Und das ist ja gerade das Gute. Viel Geld ist hier nicht im Umlauf – nur die wenigsten Stämme prägen inzwischen eigene Münzen. Also tausche ich stattdessen mit ihnen. So mache ich viel bessere Geschäfte. Im Tausch für meine Waren nehme ich Pelze, Jagdhunde und Schmuck – alles, wofür man im Imperium einen hohen Preis erzielt. Du würdest staunen, was man zurzeit in Rom für keltisches Geschmeide bekommt.« Er betrachtete den Torques um Macros Hals. »Zum Beispiel dieses Kinkerlitzchen da. Dafür könnte ich ein Vermögen bekommen.«
    »Der ist unverkäuflich«, erklärte Macro fest und fasste automatisch nach dem goldenen Halsreif. Der schwere Goldschmuck hatte einmal um den Hals von Togodumnus gehangen, dem Häuptling der Catuvellauni und Bruder von Caratacus. Kurz nach der Landung der Zweiten Legion in Britannien hatte Macro Togodumnus in einem Zweikampf getötet.
    »Ich würde dir einen guten Preis machen.«
    Macro schnaubte. »Das bezweifle ich. Du würdest mich genauso übers Ohr hauen wie einen Eingeborenen.«
    »Du beschämst mich!«, protestierte Diomedes. »Das würde mir im Traum nicht einfallen. Für dich, Zenturio, würde ich einen guten Preis machen.«
    »Nein. Ich verkaufe nicht.«
    Diomedes presste die Lippen zusammen und zuckte die Schultern. »Jetzt nicht. Aber vielleicht später. Schlaf einmal darüber.«
    Macro schüttelte den Kopf und begegnete dem Blick eines der anderen Zenturionen, der mitfühlend die Augenbrauen hochzog. Diese griechischen Kaufleute, die sich im ganzen Reich und weit über seine Grenzen hinaus ausgebreitet hatten, waren alle gleich – Spekulanten, die nur ihren Profit im Sinn hatten. Ihnen ging es nur darum, was sich aus jemandem herausschlagen ließ. Macro empfand plötzlich Widerwillen.
    »Darüber

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