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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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schwaches Lächeln. »Wie ich annehme, wird die Situation die Zustimmung des Generals finden.«
    »Wohl kaum.« Quintillus wirkte erschöpft. »Als ich die Stadt verließ, standen die Durotriges kurz vor dem Angriff. Wenn wir nicht rasch handeln, Herr, wird Calleva in Feindeshand fallen.«
    Vespasian hatte nach seinem Weinglas gegriffen, doch jetzt erstarrte seine Hand mitten in der Bewegung.
    »Wie bitte?«
    »Calleva wird angegriffen, Herr. Das ist nach dem gestrigen Stand der Dinge äußerst wahrscheinlich.«
    Vespasian vergaß sein Weinglas, lehnte sich in seinen Feldstuhl zurück und zwang sich, gelassen zu bleiben. »Was genau ist gestern passiert?«
    Tribun Quintillus beschrieb kurz die Vernichtung der beiden Einheimischenkohorten, den fluchtartigen Rückzug nach Calleva und seine eiligen Befehle für die Verteidigung der Stadt. In möglichst bescheidenem Tonfall berichtete er anschließend von seinem freiwilligen Ritt durch die feindlichen Linien, um die Zweite Legion zu benachrichtigen, dass die Garnison in Calleva Hilfe brauchte. Als Quintillus geendet hatte, rieb er sich beiläufig die Augen und drängte mit dem Handrücken ein Gähnen zurück.
    »Da ist ja einiges passiert«, bemerkte Vespasian gleichmütig. »Du musst erschöpft sein. Ich lasse dir etwas zu essen bringen. Dann kannst du dich ausruhen.«
    »Ja, Herr. Aber die Garnison … wir müssen ihr sofort beispringen.«
    »Gewiss. Verica braucht unsere Unterstützung.«
    »Verica? Verica ist verwundet worden. Schlimm. Als ich ihn das letzte Mal sah, wirkte er dem Tode recht nahe.«
    »Du hast den König in diesen Hinterhalt reiten lassen?«, fragte Vespasian mit eisiger Stimme.
    »Nein, Herr«, antwortete Quintillus rasch. »Er wurde von einem seiner Edelleute angegriffen.«
    Vespasian unterdrückte seinen wachsenden Zorn. Jedes Mal, wenn der junge Tribun den Mund aufmachte, wurde die Lage schlimmer. »Ich hoffe, dass du mir nicht noch mehr zu berichten hast.«
    Der Tribun schüttelte den Kopf und zeigte dann auf einen Stuhl an Vespasians Tisch. »Darf ich mich setzen, Herr?«
    »Was? Oh, ja. Ja, natürlich.«
    Während der erschöpfte Tribun sich in den Feldstuhl sinken ließ, rasten Vespasians Gedanken, denn dieses Desaster betraf nicht mehr nur die Garnison in Calleva, sondern seine ganze Legion. Der Vormarsch nach Westen musste aufgeschoben werden.
    »Wie stark war die feindliche Truppe?«
    »Tausend, vielleicht auch zweitausend Mann«, schätzte Quintillus.
    »Aber nicht mehr?«
    »Nein, Herr.«
    Vespasians Stimmung hob sich ein wenig. »Nun, damit können wir fertig werden. Es ist verdammt lästig und wird meinen Vorstoß verzögern, aber damit lässt sich leben. Wir werden uns zuerst mit den Durotriges befassen.«
    »Ähm …« Quintillus blickte mit nervöser Miene auf. »Leider gibt es da eine kleine Komplikation, Herr.«
    Vespasian presste die Lippen zusammen und unterdrückte den Impuls, den Tribun tüchtig zusammenzustauchen. Dann fragte er ruhig: »Was für eine Komplikation denn, Tribun?«
    »Unter den Atrebates gibt es gewisse Elemente, die sich mit dem Feind verbünden und den Stamm dabei mitnehmen wollen. Sie standen auch hinter dem Angriff auf Verica.«
    »Verstehe.« Die Lage war also weit schlimmer als angenommen. Selbst wenn Calleva den Durotriges in die Hände fiel, könnte Vespasians Legion die Feinde schnell vertreiben und die Lage in den Griff bekommen. Wenn sich aber der ganze Stamm überreden ließ, sich gegen Rom zu kehren, befände sich nicht nur die Zweite Legion in großer Gefahr, sondern auch General Plautius und die anderen drei Legionen.
    Vespasian verfluchte lautlos den Tribun. Wenn er nicht sofort handelte, die Durotriges besiegte und die atrebatischen Edelleute entfernte, die gegen Rom intrigierten, bestand die ernst zu nehmende Gefahr, dass der Kaiser bald zwanzigtausend Legionäre und ebenso viele Söldner verlor. Augustus hatte die Niederlage des Generals Varus und seiner zwei Legionen damals mit Mühe und Not verkraftet. Doch Augustus hatte Legionen und Reich sicher regiert. Claudius genoss kein vergleichbares Ansehen, und im Gefolge einer solch schrecklichen militärischen Niederlage würde er fast mit Sicherheit vom Thron gefegt werden. Wie sähe dann Roms Zukunft aus? Bei dieser Aussicht stiegen eiskalte, dunkle Ängste in Vespasian auf …
    Plötzlich merkte er, dass er die letzten Worte des Tribuns nicht mitbekommen hatte. »Entschuldigung?«
    »Ich sagte, dass wir uns auch mit diesen Leuten befassen

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