Cato 04 - Die Brüder des Adlers
sah ihn ungläubig an. »Und wohin?«
»Königliche Umfriedung. Einen anderen Ort gibt es nicht mehr.«
»Aber was ist mit unseren Verwundeten?« Cato zeigte auf den Lazarettblock. »Wir können sie nicht im Stich lassen. «
»Für diese Männer können wir nichts mehr tun«, erklärte Macro fest. »Nichts. Jetzt lass deine Kohorte Aufstellung nehmen. Sie sollen die Reihen schließen und unmittelbar hinter meiner Zenturie herkommen.«
Macro schob Cato auf die Überlebenden der Wolfskohorte zu und erteilte dann die Befehle für seine eigenen Männer: »Reihen schließen. Viererkolonne vor dem Tor bilden. Marsch!«
Während die Legionäre sich eilig an ihren Platz begaben, rief Cato seine Befehle auf Keltisch. Von den Rufen der Abteilungsführer angetrieben, stellten sich die beiden Einheiten auf dem Weg hinter dem Tor auf und schlossen die Reihen, bis eine lückenlose Kolonne entstanden war, die Front und linke Seite mit einer Schildreihe deckte. Macro blickte sich nach Figulus um.
»Optio! Du bist doch so verdammt scharf aufs Zurückbleiben, da kannst du jetzt die Nachhut kommandieren. Nimm dir zwei Abteilungen. Sie sollen die Reihen geschlossen halten, und pass auf, dass kein einziger Feind an euch vorbeikommt.«
»Jawohl, Herr!« Figulus trabte zurück, um seinen Platz einzunehmen.
Sobald die Formation stand, schob Macro sich zur vordersten Reihe durch. »Kolonne!«, rief er die Männer zur Aufmerksamkeit und wartete, bis Cato den Ruf für seine Eingeborenen wiederholt hatte: »Marsch!«
Schilde, Helme und Speerspitzen bewegten sich in einer einzigen Welle vorwärts, und die Straße hallte vom Marschtritt genagelter Sohlen wider. Dahinter kamen die Wölfe, die leichter bewaffnet waren und denen der Gleichschritt mit ihren Legionärskameraden nicht recht gelang. Cato marschierte am Ende seiner Kolonne und blickte sich nach den Durotriges um, die im vollen Lauf auf die Nachhut zustürmten, welche sich von innen vors Lagertor gestellt hatte. Der Wurfbefehl für die Speere war überflüssig: Die Männer schleuderten die Waffen, sobald der Feind in Reichweite war, und etliche Durotriges wurden von den schweren Eisenspitzen durchbohrt. Doch sie entschwanden unmittelbar nach ihrem Sturz den Blicken, da die Krieger dahinter über sie hinwegwogten, begierig, sich auf die kleine Kolonne zu stürzen, die auf die königliche Umfriedung zumarschierte.
»Nehmt die ganze Straßenbreite ein!«, brüllte Macro an der Spitze und wies seinen Leuten mit einer eiligen Schwertbewegung ihre Positionen so an, dass sich ein lückenloser Schildwall zwischen den Häusern erstreckte. Bevor die Nachhut aus dem Nachschublager abziehen konnte, stürmten die Durotriges gegen sie an und hieben mit ihren Langschwertern auf die rechteckigen Schilde ein. Beide Seiten kämpften schweigend; die Durotriges waren atemlos vom schnellen Lauf und die Römer schwiegen vor grimmiger Verzweiflung. Das Klirren der Schwerter und ihr dumpfer Aufprall auf den Schilden klang in Catos Ohren mehr nach Waffentraining als nach einem gnadenlosen, verzweifelten Kampf. Nur die Schreie der Verwundeten verrieten den tödlichen Ernst, mit dem Krieger und Legionäre kämpften. Die Nachhut wusste, was von ihr verlangt war, bewegte sich Schritt um Schritt rückwärts, wehrte feindliche Hiebe ab und stieß nur dann selber zu, wenn ein Gegner mehr Verwegenheit als Vernunft zeigte und den Preis dafür bezahlte.
Vor Macro strömten die Durotriges, denen es gelungen war, die Wälle zu beiden Seiten des brennenden Stadttors zu überwinden, auf die Straße, hieben mit ihren Schwertern auf die römischen Schilde ein und brüllten ihre Schlachtrufe heraus.
»Haltet die Reihen geschlossen!«, schrie Macro über das Getöse hinweg und hob den Schild so hoch, dass er gerade noch über den Rand hinwegspähen konnte. Das Schwert in Hüfthöhe, holte er zum ersten Stoß aus. Der Abstand zwischen der Kolonne und der johlenden Schar der Durotriges verringerte sich langsam, Schritt um Schritt. Als er nur noch zwanzig Fuß betrug, erhob der vorderste Durotrige seinen Speer und warf sich dem Schildwall entgegen. Sofort brachen die anderen Krieger in Schlachtgebrüll aus und stürmten ihrem Kameraden nach.
»Nicht stehen bleiben!«, schrie Macro, als der Mann zu seiner Linken zauderte. »Vorwärts! Bleibt auf gar keinen Fall stehen.«
Die Enge, in der Römer und Durotriges aufeinander stießen, bewirkte, dass der Feind die Legionäre mit seiner zahlenmäßigen Überlegenheit nicht
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