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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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müssen, Herr – mit den atrebatischen Verrätern.«
    »Zweifellos«, stimmte Vespasian zu. »Wer ist im Falle von Vericas Tod der Nachfolger?«
    »Nun, da gibt es noch ein weiteres Problem, Herr.«
    Diesmal konnte Vespasian sich nicht mehr beherrschen und schlug mit der Faust auf den Tisch. Er starrte Quintillus wütend an und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf der Platte herum. Dann nickte er dem Tribun mit erzwungener Gleichmütigkeit zu: »Fahre fort.«
    »Der Edelmann, der Verica überfiel – Artax –, war als sein Nachfolger vorgesehen.«
    »Und dieser Artax hat nun den Thron eingenommen?«
    »Nein, Herr. Er wurde von Zenturio Macro und Zenturio Cato bei seiner Tat erwischt und sofort getötet.«
    »Dann ist Vericas Nachfolge also offen?«, fragte Vespasian. »Wer wäre deiner Meinung nach der geeignetste Nachfolger? «
    Der Tribun antwortete ohne zu zögern: »Vericas Neffe scheint mir die beste Wahl: Tincommius. Ich habe den königlichen Rat nach Artax’ Tod überredet, ihn zu Vericas Thronfolger zu wählen.«
    »Wie ist dieser Tincommius?«
    »Jung, aber intelligent. Er weiß, dass wir gewinnen werden. Wir können mit Sicherheit auf ihn zählen. Er wird Rom die Treue halten.«
    »Das würde ich ihm um seines Stammes willen auch raten. Sollte er nach der Neuordnung der Dinge sein Volk nicht endgültig unter Kontrolle halten können, gehe ich kein weiteres Risiko mehr ein. Dann ist das Ende des atrebatischen Königreichs gekommen. Ich annektiere es im Namen Roms, entwaffne den Stamm und mache Calleva dauerhaft zur Garnisonsstadt.«
    Quintillus lächelte; der Legat spielte ihm unwissentlich in die Hände und verbesserte seine Aussichten auf eine Lage, in der er seine prokuratorischen Vollmachten ausspielen konnte. »Das erscheint mir als das Klügste, Herr.«
    Vespasian lehnte sich in seinem Stuhl zurück und rief nach seinem Oberschreiber. Gleich darauf schlüpfte der Mann, mit einer Wachstafel gerüstet, eilig durch die Zeltklappe herein.
    »Lass sofort alle Stabsoffiziere rufen.«
    »Alle, Herr?«
    »Jeden einzelnen. Einen Moment noch.« Vespasian ging eilig seine Papiere durch, bis er den jüngsten Mannstärkebericht in der Hand hielt. Er überflog ihn rasch und fuhr dann fort: »Ich möchte, dass sich die folgenden Kohorten marschbereit aufstellen: die Kommandos Labeo, Genialis, Pedius, Pollio, Veiento und Hortensius. Sechs Kohorten sollten ausreichen. Sie sollen Waffen und Ausrüstung, Wasserflaschen und minimale Essensrationen mitführen. Sonst nichts, verstanden? Es handelt sich um einen Gewaltmarsch, und die Kommandanten der Kohorte sollen jeden Mann zurücklassen, an dessen Einsatzfähigkeit Zweifel bestehen. Nachzügler werden nicht geduldet.«
    Der Schreiber konnte seine Bestürzung über diese Anweisungen nicht verhehlen, doch Vespasian war nicht bereit, ihn aufzuklären. Es gehörte sich nicht, dass ein Legionskommandant einem Untergebenen seine Befehle erläuterte. Er war entschlossen, seinen Männern gegenüber so viel Distanz wie nur möglich zu wahren. Er hatte sich diesen Abstand mühsam erarbeitet und oft genug in unbedachten Momenten gedankenlos aufgegeben, was ihn hinterher stets tagelang quälte.
    »Sonst noch etwas?«, fragte der Schreiber.
    »Nein. Und jetzt marsch!«

    Als die letzten Strahlen der Abendsonne am Horizont erloschen, ging eine schmale Mondsichel am Himmel auf. Es dauerte eine Weile, bis die Augen sich an das bleiche Mondlicht gewöhnten und die Landschaft zu einem monochromen Flickenteppich aus Feldern, Wäldern und Hügeln zerfiel. Aus dem Osttor des Marschlagers schlängelte sich eine lange Kolonne auf den Weg zum dreißig Meilen entfernten Calleva. Beinahe dreitausend Legionäre marschierten in loser Marschordnung, und das Klirren ihrer Ausrüstung wurde vom Stampfen der eisenbeschlagenen Stiefel auf dem trockenen Boden fast übertönt. Vespasian ritt hinter der vordersten Kohorte und einige Stabsoffiziere und Quintillus folgten in einer losen Gruppe.
    Wenn Vespasian die Männer tüchtig antrieb, konnten sie am Abend des nächsten Tages in Calleva eintreffen. Für seine vom langen Marsch erschöpften Männer mochte es ein harter Kampf werden, doch schließlich waren sie Legionäre und zu größter körperlicher Tüchtigkeit gedrillt. Erschöpft oder nicht, ein paar tausend Durotriges würden sie allemal gewachsen sein.

34

    »Verdammt, wie konnte denn …?«, murmelte Cato.
    »Egal«, schnauzte Macro ihn an. »Wir müssen hier raus.«
    »Hier raus?«, Cato

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