Cato 04 - Die Brüder des Adlers
verbliebenen Männern zu: »Lauft los!«
Sie machten kehrt und sprinteten durchs Tor, während Cato seine mit Speeren bewaffneten Krieger vorwärtsschickte. Beim Anblick der gefährlichen Eisenspitzen über den Söldnerschilden wichen die Durotriges instinktiv zurück.
»Schließt das Tor!«, schrie Cato und warf sich mit den Schultern gegen die hölzernen Flügel, die von Cadminius und seinen Kriegern eilig zugeschoben wurden. Plötzlich jedoch erbebten die Flügel und wollten fast unter dem erneuten Ansturm der Durotriges aufbrechen.
»Hilfe! Schnell hierher!«, schrie Cato, und die Wölfe stürmten vor und vereinigten sich mit den Männern, die bereits verzweifelt versuchten, das Tor zuzustemmen. Einen Moment lang standen die Torflügel still, zwischen zwei entgegengerichteten Kräften gefangen, doch dann spürte Cato, wie seine Füße rückwärts rutschten.
»Stemmt euch dagegen! Los, ihr Drecksäcke! Mit aller Kraft!«
Weitere Männer kamen dazu, darunter auch Macro und seine Legionäre, und wieder standen die Torflügel still, nicht einmal einen Fuß von der Stellung entfernt, wo der Riegel sich zuschieben ließ. Macro trat zurück und blickte zu den Männern auf der Palisade hinauf.
»Nehmt eure Dolche! Bewerft sie mit allem, was ihr habt. Schmeißt notfalls mit euren verdammten Schwerten nach ihnen.«
Als die Männer die Dolche zogen und in die dichte Masse der Anstürmenden schleuderten, ließ der Feind sich einen entscheidenden Moment lang ablenken, und mit einer letzten Anstrengung schlossen die Verteidiger das Tor und rammten den Riegel in die Verankerung.
Während einige der Männer sich auf den Boden fallen ließen oder vornübergebeugt nach Luft schnappten, zwang Cato sich zum Stehenbleiben. Er hob seinen Schild auf, drängte sich zwischen den Soldaten durch und stieg die kurze Leiter zur Palisade hinauf. Den Schild schützend erhoben, spähte er nach unten und sah, dass die Durotriges sich inzwischen allmählich von der Umfriedung zurückzogen, bis nur noch eine kleine Hand voll mit Schwertern und Speeren auf das Holztor einhämmerte.
»Setzt den Beschuss fort«, befahl Cato den Männern an seiner Seite und beugte sich dann zu den hinter dem Tor Versammelten hinunter. »Reicht alle Speere hier herauf!«
Sobald die eisenbewehrten Schäfte sich ihr Ziel suchten, wurde selbst den entschlossensten Durotriges klar, dass ihr Zorn nutzlos war, und alle flohen außer Wurfweite. Cato nickte befriedigt, stieg wieder hinunter und suchte Macro. Sein Freund saß mit entblößtem Kopf auf dem Boden und untersuchte eine Kerbe oben in seinem Helm. Dann strich er sich mit dem Finger sanft über die Kopfhaut.
»Alles in Ordnung, Macro?«
Der Zenturio nickte benommen. »Wird schon wieder. Einfach nur ein bisschen schwindelig. Irgendein Mistkerl hat mir eins direkt auf die alte Kopfwunde verpasst … Reich mir mal die Hand.«
Cato ergriff den hingestreckten Arm und half seinem Kameraden auf die Beine. Dann blickte er sich suchend unter den Erschöpften um. »Wo ist Figulus?«
»Er hat auf dem Rückweg was abbekommen.«
»Tot?«
»Weiß ich nicht.«
Cato nickte knapp und wandte sich dann dem Tor zu. »Unsere Freunde sind erst einmal verschwunden.«
Macro nickte und blickte zum Himmel auf. Die Sonne ging unter und ein schimmernder Orangeton überzog den Horizont.
»Bald wird es dunkel.« Macro sah Cato an. »Wir sollten ein paar Fackeln anzünden. Irgendwie rechne ich nicht damit, dass Tincommius und seine Kumpels uns eine friedliche Nacht gönnen.«
35
Als die Nacht hereinbrach, senkte sich ein sonderbares Schweigen über Calleva. In der königlichen Umfriedung hatte Macro die meisten Männer zur Ruhe geschickt. Nach dem Rückzug der Angreifer hatte Macro einen improvisierten Verteidigungswall um den Eingang der Königsburg errichten lassen. Alle ungenutzten Wagen und Karren waren zusammengeschoben worden und bildeten nun einen kleinen Halbkreis vor den mächtigen Steinmauern des Gebäudes. Erdgefüllte Weidenkörbe waren unter die Wagen geschoben worden, um deren Standfestigkeit zu erhöhen, und aus dem Saal selbst hatte man Bänke hinausgetragen, um den Verteidigern als Brustwehr zu dienen. Wenn die Palisade fiel – und da sie kaum mehr als ein besserer Zaun war, war damit zu rechnen –, würden sich alle hinter dieser letzten Barriere verschanzen, und danach blieb ihnen noch der letzte Kampf im großen Saal, in dessen Schutz das Schlafgemach des Königs lag.
Nachdem die Arbeit beendet war,
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