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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Stirn. Er winkte Cadminius zu sich und betrat den Königssaal. Cadminius ließ sich Zeit, in aller Ruhe seinen Becher zu leeren, stand dann langsam auf und folgte Cato nach drinnen.
    »Ihr trinkt? Kommt euch das vernünftig vor?«, fragte Cato mit verächtlichem Blick. »Auf diese Weise werdet ihr morgen kaum in der richtigen Verfassung sein, euren König zu verteidigen.«
    »Römer, das Trinken gehört zu unserem Leben.«
    »Meinetwegen, aber es kann einem das Sterben verderben. Wollt ihr morgen etwa so in den Tod gehen? So stockbesoffen, dass ihr kaum einen geraden Schlag führen könnt?«
    Cadminius hob die Faust, und einen Moment lang war Cato sich fast sicher, dass der Krieger ihn schlagen würde. Doch dann entspannten sich die Züge des Leibwächters, und er knurrte: »Wir sind morgen kampfbereit. Darauf gebe ich dir mein Wort.«
    »Ich verlasse mich darauf. Und jetzt muss ich den König sehen.«
    »Das ist sinnlos. Es geht ihm nicht besser als zuvor.«
    »Trotzdem muss ich ihn sehen. Macro hat mir aufgetragen, ihm über Vericas Verfassung Bericht zu erstatten.« Cato ließ Cadminius keine Zeit zu weiterem Widerspruch, sondern drehte sich um und marschierte zum Eingang der Privaträume des Königs. Dort stand ein einzelner Wächter, der sich von der Wand löste und nach seinem Speer griff, doch Cadminius winkte ihn beiseite.
    Das königliche Schlafgemach war von Öllampen und Fackeln hell erleuchtet und stank nach Rauch. Eine kleine Schar von Edelleuten saß oder stand beim Tisch des Königs und unterhielt sich gedämpft. Verica war bis zum Kinn in Pelzdecken eingehüllt und darunter kaum mehr zu sehen. Der weiße Haarschopf lugte, über ein purpurrotes Polster gebreitet, hervor. Das Gesicht des Königs war fast so weiß wie sein Haar, und bis zur Tür war das leise Rasseln seines Atems zu hören. Der Wundarzt des römischen Lazaretts blickte bei Catos Eintreten auf und lächelte.
    »Gerade eben hat der König sich ganz leicht bewegt.«
    »Er ist wieder bei Bewusstsein?«, fragte Cato, trat neben dem Wundarzt ans Bett und blickte auf den gebrechlichen alten Mann nieder.
    »Nein, eigentlich nicht. Er schlug die Augen auf, murmelte ein paar Worte und verlor das Bewusstsein erneut.«
    »Worte? Was für Worte? Was hat er gesagt?«
    »Nichts Verständliches, außer Tincommius’ Name. Der König wirkte erregt.«
    »Und das war’s? Mehr nicht?« Der Wundarzt schüttelte den Kopf und Cato verkniff enttäuscht die Lippen. »Sollte sich eine Veränderung zum Besseren oder Schlechteren einstellen, lässt du mich sofort rufen. Verstanden?«
    »Jawohl, Herr.«
    Cato warf einen letzten Blick auf den König und wollte gerade gehen, als der Wundarzt ihn beim Arm packte.
    »Hat irgendjemand aus dem Lazarett es hierher geschafft? «
    »Nein.«
    »Ich verstehe.« Der Wundarzt sah Cato in die Augen. »Wie stehen unsere Aussichten, Herr?«
    »Nicht gut. Tu einfach deine Pflicht, solange du kannst.«
    »Und wenn das Ende kommt …?«
    »Beschütze den König. Mehr nicht.«
    Nachdem Cato Macro Bericht erstattet hatte, ging er rasch die Palisade ab, um sicherzugehen, dass die Männer auch wach waren und Ausschau hielten. Da nur noch so wenige Verteidiger übrig waren, konnte die Achtlosigkeit eines einzigen Postens dazu führen, dass alle den Tod fanden. Als er sich überzeugt hatte, dass es für ihn nichts mehr zu tun gab, suchte Cato sich einen Platz dicht beim Tor, lehnte sich gegen einen Pfosten der Palisade und fiel beinahe sofort in Tiefschlaf. Er wachte auch beim Wachwechsel nicht auf; erst der Harndrang weckte ihn kurz vor dem Morgengrauen. Schnell fand er wieder zu sich und sofort kam die Angst, viel zu lange geschlafen zu haben. Als er versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, machten ihm seine steifen Muskeln und quälend schweren Glieder das Stehen fast unmöglich, und stöhnend zwang er sich, aufrecht zu stehen.
    Der Himmel war zwar noch immer nachtdunkel, doch im Osten kündigte ein grauer Schimmer die Dämmerung an. Die Luft war kühl und der Atem bildete kleine Wölkchen vor den Lippen der wenigen Männer, die in der königlichen Umfriedung auf den Beinen waren. In der Luft lag eine eigenartige Stille, und die graue Wolkendecke am Himmel kündete Regen oder zumindest das deprimierende Geniesel an, das so sehr zum Klima dieser Insel gehörte. Es deprimierte Cato, dass das Drama seines Todes sich vor einem so trübseligen Hintergrund abspielen würde. Ein jämmerliches Scharmützel in irgendeinem dunklen Winkel einer

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