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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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und der Krieger taumelte zur Seite. Im Fall packte er den Schaft des Speers, den Catos Nachbar führte, und rang dem Römer die Waffe aus der Hand.
    »Verdammt!« Der Legionär zog sein Schwert, übersah dabei aber den feindlichen Speer, der von der Seite heranflog. Die Spitze drang ihm unter dem Kinn hindurch in den Hals und der Aufprall schleuderte ihn in den hinteren Teil des Wagens, wo er zusammenbrach.
    »Ein Mann hier hoch!«, schrie Cato über die Schulter. »Sofort!«
    Sobald sich eine Lücke in der Reihe der Verteidiger zeigte, nutzte eine Gruppe von Feinden den Vorteil aus, und Cato sah sich plötzlich drei Kriegern gegenüber, die mit Schwertern auf ihn eindrangen. Er schützte sich bestmöglich hinter der Wölbung seines Schildes und hieb und schlug mit einer verzweifelten Wildheit zurück, die mit dem disziplinierten Schwerttraining, das zum harten Drill seiner Ausbildung gehörte, nur noch wenig zu tun hatte. Mit Glück erwischte er einen seiner Gegner am Handgelenk und zerschmetterte ihm die Schwerthand. Der Mann schrie auf und stürzte ins wogende Getümmel der Krieger zurück, die die Schanze bedrängten. Die beiden Kameraden des Verwundeten waren jedoch klüger, und während der eine einen Scheinangriff auf Cato durchführte, wartete der andere auf die Gelegenheit, am Schild des Zenturios vorbei den Mann zu treffen. Nur sein Schienenpanzer, an dem der Hieb abglitt, rettete Cato vor einer Brustverletzung. Dann schloss ein Atrebate die entstandene Lücke und stach einen der Männer, die Cato in der Zange hatten, mit dem Schwert nieder.
    Wie lange der Kampf um die Schanze wogte – wer hätte es sagen können? Zum Nachdenken war keine Zeit, es gab nur noch den Instinkt zu kämpfen und zu überleben. Während Cato mit dem Schwert kämpfte und heftige Schläge mit dem Schild abblockte, rief er seinen Männern Ermutigungen zu und schrie nach Ersatzleuten, sobald er eine Lücke bemerkte. Zwar kamen auf jeden gefallenen Verteidiger gewiss fünf oder sechs Durotriges, doch der Feind konnte sich diesen Blutzoll leisten. Die enormen Verluste schienen den Willen, an die Römer und Atrebates heranzukommen, sogar noch zu verstärken, und die Gegner drängten mit solcher Wut gegen die Verschanzung an, dass Cato unter sich den Wagen schwanken spürte.
    Als die Sonne hinter der Königsburg unterging, geriet die Verschanzung in ihren Schatten, und die schräg einfallenden Strahlen ließen den Feind im Kontrast zu dieser Dunkelheit noch wilder und verwegener erscheinen. Cato hatte das Gefühl, dass seine Arme völlig kraftlos waren, und das Wort Verzweiflung genügte nicht mehr, um seinen Zustand zu beschreiben. Nur mit eisernem Willen konnte er den Schildarm oben halten und gleichzeitig so kräftig zustechen, dass der Stoß tödlich war. Doch wie viele Gegner auch immer er in die brodelnde feindliche Menschenmasse zurückstieß, immer erschien ein Ersatzmann, der denselben unerbittlichen Drang zeigte, die Verteidiger zu vernichten.
    Irgendwann stellte Cato zu seiner Überraschung fest, dass der nächste Gegner ausblieb. Er hielt den Schild bereit, den zitternden Schwertarm energisch vorgereckt, doch das Meer feindseliger Gesichter strömte von der Verschanzung zurück. Ein Blick nach links und rechts zeigte ihm, dass die Durotriges sich insgesamt zurückzogen. Ihre Kriegsschreie verhallten und mit einem Blick in die Umfriedung stellte Cato fest, dass sie durchs Haupttor davonrannten. Bald waren nur noch ein paar Nachzügler zu sehen, die ihren Kameraden so schnell wie möglich nacheilten, und vor Catos Augen tat sich das ganze Ausmaß des Schlachtfelds auf. Hunderte von Feinden waren vor der Schanze niedergestreckt worden. Viele von ihnen lebten noch und das Durcheinander der von Blut und Schweiß glänzenden Körper schien in der Hitze und dem grellen Licht des späten Sommernachmittags zu flirren. Cato blickte zu Macro hinüber, der achselzuckend die Lippen schürzte.
    »Wohin sind die Drecksäcke verschwunden?«, fragte Figulus laut.
    Die Männer an der Brustwehr blieben stehen und warteten auf das nächste Manöver des Feindes, denn noch wagten sie nicht zu glauben, dass die Gegner nicht zurückkehren würden. Das Waffengeklirr der Durotriges verhallte in der Ferne und dann war nur noch das Stöhnen der Verletzten zu hören.
    »Cato!«
    »Jawohl, Herr!«
    »Die Mannzahlen, sofort.«
    Cato nickte und sprang vom Wagen hinunter. Einen Moment lang geriet er mit seinen erschöpften Beinen ins Taumeln, doch dann begann

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