Cato 04 - Die Brüder des Adlers
Miene zu Boden starrte. Auch Macro entging das nicht und er sah Cato mit hochgezogener Augenbraue fragend an. Doch Cato zweifelte nicht an dem jungen atrebatischen Edelmann; vor seiner ersten Schlacht war er selbst genauso nervös gewesen. Mit dem Kampf kommt auch der Mann. Er war sich fast sicher, dass Tincommius sich gut halten würde.
Sobald Verica seine Rede beendet hatte, brüllten die Truppen spontan Beifall, zogen ihre Schwerter und stießen sie hoch in die Luft, so dass Cato zu einem Dickicht von schimmernden Klingen aufblickte.
»Und jetzt die Standarten, bitte!«, rief Verica über die Schulter.
»Hierher damit!«, befahl Macro, dem klar wurde, was für ein albernes Bild es abgäbe, wenn Tincommius dem König die Standarten reichte, nur um eine davon sofort zurückzuerhalten. Tincommius gehorchte und trat zur Seite, während Macro dem König den stabilen Schaft mit dem Keilerkopf mit aller Förmlichkeit übergab, deren er fähig war. Verica ergriff den Schaft und stieß ihn in die Luft, was die Männer zu noch lauterem Jubel veranlasste. Als das begeisterte Geschrei verebbte, trat Tincommius vor, neigte den Kopf vor seinem Onkel und streckte die Hand aus. Die letzten Rufe verstummten und die Männer sahen gebannt zu, wie ihr König seinem Neffen feierlich die Standarte überreichte, Tincommius dann bei der Schulter ergriff und ihn herzlich auf beide Wangen küsste. Die Standarte mit beiden Händen fest umklammernd, machte Tincommius kehrt und marschierte auf seinen Platz an der Spitze der Keilerkohorte.
Macro reichte dem König die Standarte mit dem Wolfskopf und Cato brüllte: »Bedriacus! Vortreten!«
Es folgte ein Moment der Stille, bevor der Mann hinter Bedriacus dem Jäger einen sanften Stoß gab. Bedriacus trat vor und marschierte, so steif er nur konnte, auf seinen König zu. Doch in dem Moment, als die Standarte in seine Obhut überging, verzog sich sein Gesicht zu einem breiten Lächeln, und die schiefen Zähne schimmerten in der Sonne. Er drehte sich zur Wolfskohorte zurück, hob die Standarte impulsiv hoch über den Kopf und bewegte sie auf und nieder. Neuer Jubel brandete auf und Bedriacus rannte zu seinen Kameraden zurück.
»Sicher, dass diese Wahl klug war?«, knurrte Macro.
»Wie gesagt, so kann er keinen Unsinn anstellen. Und jetzt, da er das Ding in der Hand hat, wird man es ihm wohl nur über seine Leiche wieder abnehmen können.«
»Damit magst du Recht haben.«
Cato bemerkte plötzlich einen schlammbespritzten Krieger, der sich zwischen den Edelleuten zu seinem König durchdrängte. Als er Verica erreicht hatte, beugte er sich vor, damit dieser ihn bei dem Jubel noch verstehen konnte. Verica hörte aufmerksam zu und winkte den Mann davon, sobald er seine Botschaft ausgerichtet hatte. Er wandte sich mit erregt funkelnden Augen den beiden Zenturionen zu.
»Ihr werdet meine Männer wohl früher auf die Probe stellen können, als wir dachten.«
Macro hatte sich schon gedacht, um was es ging, und konnte seine Erregung nicht verbergen. »Die Durotriges sind unterwegs!«
Verica nickte. »Der Kundschafter hat einen Tagesritt südlich von hier einen feindlichen Trupp entdeckt. Sie sind bestimmt hinter der nächsten Nachschubkolonne her.«
»Darauf kannst du wetten.« Die Aussicht auf einen Kampf fegte alles Bemühen um Etikette weg. »Wie viele?«
»Allenfalls fünfhundert, wie der Kundschafter sagte. Überwiegend Infanterie, außerdem ein paar Pferde und Streitwagen.«
»Wunderbar!« Macro schlug sich mit der Faust in die Hand. »Einfach fantastisch!«
11
»Das ist wohl der beste Ort für einen Hinterhalt, den ich je gesehen habe«, meinte Macro, der, die Hände in die Hüften gestemmt, die Umgebung der Furt besichtigte. »Und es ist auch gerade noch so früh am Tag, dass es eine saubere Sache wird.«
»Hatte mir gedacht, dass du einverstanden bist«, erwiderte Cato lächelnd.
Sie standen mit Tincommius am Rande eines Waldes, der sich über einen kleinen Hügel zog. Unter ihnen neigte sich die Landschaft zum Weg hinab, den die Durotriges entlangziehen würden, um die Nachschubkolonne zu überfallen. Jenseits des Weges wurde das in einer Flussschleife gelegene Land immer sumpfiger. Eine halbe Meile zu ihrer Rechten näherte sich der mäandrierende Fluss dem Weg und erzeugte eine natürliche Engstelle. Zu ihrer Linken lag die Furt, und dahinter führte der Weg einen niedrigen Hügel hinauf. Gerade erstieg die letzte Zenturie von Catos Kohorte diesen Hügel und verschwand kurz
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