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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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dem Zelt hörte er, wie die Männer seinen Feldschreibtisch heranschleppten und das Sonnensegel aufspannten. Es gab zu viel zu tun, und als sein Leibsklave ihn fragte, ob er Waschwasser wolle, schüttelte er den Kopf.
    »Bring mir einfach nur die Tunika.«
    »Jawohl, Gebieter.«
    Die Seide fühlte sich angenehm an – sie war weich und glatt und duftete nach dem Zitronenöl, das seine Frau ihm aus Rom geschickt hatte. Nachdem er das schweißverklebte Haar kurz mit einem Leinentuch trockengerubbelt hatte, trat Vespasian aus dem Zelt und nahm am Schreibtisch Platz. Auf der einen Seite saß ein Schreiber mit gezücktem Stift, während den Legaten auf der anderen Seite ein sauber geordneter Stapel von Schriftrollen und Wachstafeln erwartete. Daneben standen ein schlichter Krug und Becher aus Terra Sigillata. Vespasian schenkte sich Wasser ein und leerte das kühle, erfrischende Getränk genüsslich auf einen Zug. Nachdem er sich einen zweiten Becher eingeschenkt hatte, machte er sich an die Arbeit.
    Zunächst beschäftigte er sich mit den Verlustlisten und den Mannstärkeberichten der Einheit. Die Krankenliste der Dritten Kohorte wirkte außergewöhnlich lang, und er notierte sich auf ein Wachstäfelchen, den Kommandanten dieser Kohorte auf einen kleinen Schwatz herzubestellen. Es war unwahrscheinlich, dass Hortensius eine so große Anzahl dienstunfähiger Männer aus Milde durchgehen ließ. Vespasian kannte den Ruf des Mannes als Schinder, und obgleich der Legat eiserne Disziplin befürwortete, konnte er unnötige Härte und Grausamkeit nicht unterstützen. Er seufzte. Das würde kein angenehmes Gespräch werden. Die meisten Legaten dienten nur ein paar Jahre und es mochte anmaßend wirken, dass Vespasian den weit erfahreneren Zenturio in Fragen der Disziplin belehrte, doch wenn das die Ursache des überhöhten Krankenstandes war, konnte der Legat nicht zulassen, dass der Zenturio die Männer unter seinem Kommando misshandelte. Falls aber nicht, was war dann der Grund? So oder so musste Vespasian es herausfinden und sich des Problems annehmen.
    Vespasian warf einen raschen Blick auf die neuesten Vorrats- und Inventarlisten, zeichnete sie mit einem schnellen Schriftzug ab und schob sie zu seinem Schreiber hinüber.
    »Leg das ab. Die Speerspitzen werden knapp – setz das mit auf unsere nächste Nachschubanforderung.«
    »Jawohl, Herr.«
    Als Nächstes las Vespasian die jüngste Botschaft aus Calleva. Zenturio Macro berichtete, dass er genügend Männer rekrutiert hätte, um zwei Kohorten zu bilden. Die Ausbildung hatte begonnen und trotz der Sprachprobleme machten die römischen Ausbilder erfreuliche Fortschritte. Vespasian hatte die Kopie einer an Zenturio Macro adressierten Botschaft empfangen, in der dieser die Genehmigung erhielt, seine Einheimischenkohorten zu bewaffnen, und der Legat war noch immer überrascht von dieser bereitwilligen Zustimmung des Generals. Plautius benötigte zwar dringend Verstärkung, um die Nachschublinien südlich der Tamesis zu sichern, doch es war nicht üblich, Einheimische für den Dienst in ihrer eigenen Provinz zu rekrutieren. In der Vergangenheit waren als treu geltende einheimische Stämme ihren römischen Verbündeten mehr als einmal heimtückisch in den Rücken gefallen. Trotz Vericas teilweise echter, teilweise auch nur zur Schau gestellten Vorliebe für alles Römische hatte der atrebatische König den Makel des Barbarischen doch nicht ganz abgeschüttelt. Vespasian verfasste rasch eine Antwort an Macro, in dem er ihn für seine Anstrengungen lobte und den Zenturio aufforderte, ihm jedes Zeichen der Illoyalität unter den Atrebates sofort zu melden.
    »Kopiere das für unsere Unterlagen und lass es dann beim ersten Tageslicht nach Calleva abgehen.«
    »Jawohl, Herr.«
    Schließlich nahm der Legat sich die Berichte der Kundschafter vor. Die kleine berittene Zusatztruppe, welche die Legion begleitete, verrichtete sowohl Kundschafter- als auch Botendienste und bildete außerdem eine kleine Kavalleriereserve. Die Kundschafter hatten die Umgebung der Hügelfestung abgeritten, und die Berichte der Schwadronskommandanten lieferten detaillierte Informationen über geografische Gegebenheiten, die in die von Vespasians Schreibern angefertigten Landkarten peinlich genau eingetragen wurden. Die Kundschafter erstatteten auch Bericht, wenn sie auf einheimische Dörfer oder Höfe stießen. Die Bewohner wurden dann entweder bestochen oder mit Gewalt dazu gezwungen, Informationen über alle von

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