Cato 04 - Die Brüder des Adlers
verzweifelt, seine Angreifer abzuschütteln, doch die mächtigen Kiefer ließen nicht los und zermalmten seine Gurgel. Langsam verlor das Tier an Kraft und sein verzweifeltes Stampfen wurde immer schwächer. Schließlich schwankte der Keiler einen Moment lang hin und her, dann gaben seine Beine nach und er brach zusammen, noch immer beide Hunde an der Kehle. Die Menge brach in Jubelgebrüll aus und übertönte dabei das Aufstöhnen derjenigen, die auf den Keiler gesetzt hatten.
»Verdammt!«, schrie Macro. »Was ist das für ein Keiler? Der Kampf war manipuliert, verdammt!«
Tincommius lachte. »Soll ich meinen Wein morgen früh abholen, Zenturio?«
»Tu, was du willst.«
Cato beachtete sie nicht weiter und sah gleichzeitig angeekelt und fasziniert zu, wie die Hunde dem Keiler die Kehle zerfetzten, so gründlich und unaufhaltsam, wie es ihnen wohl jahrelang beigebracht worden war. Als der Keiler endgültig tot war, traten die Hundeführer in den Kreis zurück und nahmen ihre Tiere vorsichtig wieder an die Leine. Der tote Hund wurde in den Wagen gelegt, und dann mühte sich ein halbes Dutzend Leibwächter damit ab, den schlaffen Körper des Keilers auf den aufgeschlitzten Kadaver seines ehemaligen Feindes zu hieven. Schließlich rumpelte der Wagen wieder aus dem Saal und erneut erhob sich erregtes Gemurmel in der Menge, die nun auf die abschließende Vorführung des Abends wartete.
Nach einer kurzen Pause kehrten die Leibwächter in den Saal zurück. Zwischen je zwei Wächtern ging immer ein an Händen und Füßen gefesselter Gefangener. Insgesamt waren es acht. Die Gefangenen wurden auf die eine Seite des Saals gezerrt, in die unmittelbare Nähe der auf den Tischen sitzenden Gäste. Die Jagdhunde hatte man auf die andere Seite gebracht. Das Blut troff ihnen von den Lefzen und ihre Flanken hoben und senkten sich nach dem wilden Kampf noch immer heftig.
»Was soll denn das?«, fragte Macro, an Cato gewandt. »Das sind doch verdammt noch mal unsere Gefangenen!«
Cato betrachtete die Gefangenen genauer. »Ich kenne sie. Das sind die Atrebates unter unseren Gefangenen. O nein. Er hat doch gewiss nicht vor …« Cato erbleichte.
»Was?«, fragte Macro. »Was ist denn los? Von wem sprichst du überhaupt?«
Verica war wieder aufgestanden, und seine Gäste, deren Augen zwischen dem König der Atrebater und den gefesselten, ängstlich zu den Hunden blickenden Gefangenen hin und her wanderten, mussten diesmal nicht um Ruhe gebeten werden. Verica begann zu sprechen. Diesmal war seine Stimme ohne jede Wärme, und von der ehemaligen Gastfreundlichkeit war nichts mehr zu spüren.
»Diese Verräter müssen sterben. Wären sie Durotriges, hätte man ihnen vielleicht ein weniger schreckliches Schicksal zugedacht. Doch wer sich gegen seinen eigenen Stamm kehrt, der ihm das Leben gab und dafür Treue bis zum Tod fordert, für den kann es keinen leichten Tod geben. Daher werden sie wie Hunde sterben und man wird ihre Leichen für die Aasfresser auf Callevas Abfallhaufen werfen.«
»Das kann doch nicht sein Ernst sein«, flüsterte Cato Tincommius zu. »Oder?«
»Nicht mit meinen Gefangenen, verdammt noch mal«, fügte Macro empört hinzu.
Doch bevor sie noch recht protestieren konnten, sprang jemand aus der Menge vor und stürmte auf die freie Fläche zwischen den Jagdhunden und dem elenden Haufen der Gefangenen. Artax deutete auf die Gefesselten und wandte sich mit sonorer, gebieterischer Stimme an den König und seine Gäste.
»Was sagt er?«, fragte Macro.
Cato verstand einige Wörter, doch Artax war leidenschaftlich erregt und nicht mehr ganz nüchtern, was den Wortschwall schwer verständlich machte. Cato packte Tincommius beim Arm und deutete mit einem Nicken auf Artax.
»Er kennt diese Männer«, erklärte Tincommius. »Der eine ist sein Halbbruder. Ein anderer ist ein Vetter seiner Frau. Er möchte, dass sie verschont bleiben. Keiner von unseren Stammesgenossen sollte auf diese Weise sterben.«
Ringsum begleitete zustimmendes Gemurmel Artax’ Worte, doch Verica deutete mit bebendem Finger auf die Gefangenen und erwiderte in einem Tonfall der Empörung: »Sie werden sterben. Wir müssen an all denen ein Exempel statuieren, die sich gerne auf die Seite der Feinde der Atrebates und Roms schlagen würden. Diese Lektion muss gelernt werden. Jeder, der auch nur mit dem Gedanken spielt, seinen König zu verraten, muss wissen, welch schreckliche Rache er herausfordert.«
Der König erhielt laute Beifallsrufe aus der
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